Währungsunionen in Afrika Zwischen Abhängigkeit und Sicherheit
Das Modell einer Währungsunion wurde nicht erst mit dem Euro erfunden. In Zentral- und Westafrika existiert es beispielsweise bereits seit 1945. Dort sind zwei Varianten des CFA-Franc gesetzliche Zahlungsmittel. Eine Erfolgsgeschichte sucht man aber vergeblich - zu groß ist die Abhängigkeit vom ehemaligen Kolonialherren Frankreich.
Von Sonja Stamm, tagesschau.de
Der 26. Dezember 1945 markiert die Geburtsstunde zweier Währungsunionen: In Westafrika wird der CFA-Franc BCEAO als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt, in Zentralafrika der CFA-Franc BEAC. Anlass ist der schwache Franc. Denn die Währung des damaligen Kolonialherren Frankreich wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs abgewertet, um sie an den US-Dollar zu koppeln. Dieses Schicksal sollte den Kolonien erspart bleiben.
Geschaffen wurden zwei getrennt zu betrachtende Devisen, die offiziell in den Mitgliedsländern der jeweils anderen Währungsunion keine Gültigkeit haben. De facto sind sie allerdings seit ihrem Bestehen zum gleichen Wechselkurs an den Franc beziehungsweise jetzt an den Euro gebunden - und werden auch in beiden Gemeinschaften unter der Hand für Zahlungen genutzt.
Der Euro-Höhenflug wird zur Zerreißprobe
Nun mag man auf den ersten Blick glauben, dass die Währungsunionen allein aufgrund ihres langen Bestehens eine Erfolgsgeschichte repräsentieren. Doch die Wirtschaftsbilanz spricht eine andere Sprache: Sechs der acht Länder der Westafrikanischen Währungsunion mussten bereits Finanzhilfen des Internationalen Währungsfonds in Anspruch nehmen. Der Höhenflug des Euro Anfang 2004 wurde zur Zerreißprobe für die Währungsstabilität der Gemeinschaft. Zudem gehören die Staaten der beiden Gruppen zu den Ländern mit den niedrigsten Einkommen der Welt, gleichzeitig aber auch zu den hochverschuldeten Entwicklungsländern.
Die CFA-Franc-Zone bilden die Länder, in denen die zentralafrikanische Währung CFA-Franc BEAC beziehungsweise die westafrikanische Währung CFA-Franc BCEAO gilt. Die beiden Währungen, die wegen ihrer Koppelung an den Euro zum gleichen Kurs auch als CFA-Franc-Zone zusammengefasst werden, wurden am 26. Dezember 1945 in insgesamt 14 Ländern eingeführt. In Westafrika sind das Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Guinea-Bissau, Mali, Niger, Senegal und Togo. In Zentralafrika umfasst die Währungsgemeinschaft Kamerun, die Zentralafrikanische Republik, Tschad, Kongo, Äquatorial-Guinea und Gabon. Der Wechselkurs des CFA-Franc BEAC und des CFA-Franc BCEAO zum Euro ist wie folgt festgelegt: 1000 CFA-Franc beider Devisen sind 1,5245 Euro wert.
Ein Blick auf den Lebensstandard zeigt, dass dieser ebenfalls alles andere als vorbildlich ist: Die Lebenserwartung in den CFA-Staaten ist niedrig, die Kindersterblichkeit hoch. In der Mehrzahl der Länder sind mehr als 50 Prozent der Bürger Analphabeten, AIDS ist weit verbreitet, viele Menschen leiden Hunger.
Massive Kritik am Ex-Kolonialherren Frankreich
Und so bleibt massive Kritik am CFA-System nicht aus: In einem Beitrag für die "Frankfurter Rundschau" wirft der ehemalige Ökonom bei der Afrikanischen Entwicklungsbank, Sanou Mbaye, Frankreich und den regierenden Eliten der ehemaligen Kolonien vor, die Staaten der Franc-Zone auszuplündern. So sichere sich das ehemalige Mutterland durch die Partnerschaft einen Markt für seine Produkte, Zugang zu billigen Rohstoffen und lokalen Ersparnissen sowie politischen und militärischen Einfluss. Für die Afrikaner bedeute die Partnerschaft hingegen hohe Zinssätze, Schuldenberge, Handelshemmnisse und ein geringes Wirtschaftswachstum.
Cord Jakobeit vom Institut für Politikwissenschaft der Universität Hamburg möchte sich hingegen nicht nur auf die Kritikerseite schlagen: Zwar seien die CFA-Staaten von Frankreich abhängig, und Paris ziehe allein durch die Überbewertung der Währung Nutzen, indem sich die Importe verbilligen. Allerdings betont er auch: "Eine radikale Abwertung des CFA-Franc hätte ebenfalls drastische Konsequenzen für die Bevölkerungen. Zudem sorgt die Konvertibilität zum Euro für Stabilität und Sicherheit." Unternehmen könnten langfristig planen, was wiederum Investitionsanreize schaffe. Starke Währungsschwankungen wie in anderen afrikanischen Staaten würden verhindert.
Mit europäischer Währungsunion nicht vergleichbar
Mit der europäischen Währungsunion mag Jakobeit die beiden CFA-Gemeinschaften nicht vergleichen. "In den afrikanischen Ländern herrscht eine große Abhängigkeit von einem externen Akteur", erklärt er, "die Europäer entscheiden hingegen selbst - auch, wenn das manchmal etwas dauert."