Kahlschlag bei französischem Großkonzern Alcatel streicht 10.000 Arbeitsplätze
Es ist ein Kahlschlag, wie er selbst in der Großindustrie nicht so häufig vorkommt: 10.000 Jobs will der französische Telekomausrüster Alcatel in nur zwei Jahren abbauen - jede siebte Stelle im Konzern. Auch in Deutschland müssen Mitarbeiter zittern.
Der französische Telekomausrüster Alcatel-Lucent setzt zum Kahlschlag an. Um sich aus den roten Zahlen zu arbeiten, streicht der Anbieter von Telefon- und Datennetzen weltweit 10.000 Jobs - fast jede siebte Stelle. Damit soll bis Ende 2015 eine Milliarde Euro eingespart werden, wie das Unternehmen mitteilte.
Allein in Europa, Nahost und Afrika sollen 4100 Jobs wegfallen, die übrigen Stellenstreichungen betreffen Asien und die amerikanischen Märkte. Auch Deutschland dürfte betroffen sein. Die größten Standorte von Alcatel hierzulande befinden sich in Stuttgart mit etwa 1400 Stellen und in Nürnberg mit etwa 500 Stellen.
Die Konkurrenz ist groß - schon Siemens spürte das
Der vor sieben Jahren aus der französischen Alcatel und der amerikanischen Lucent entstandene Konzern leidet ähnlich wie Konkurrent Nokia unter dem harten Preiskampf durch die chinesischen Rivalen Huawei und ZTE. Auch die Dominanz des schwedischen Marktführers Ericsson macht Alcatel-Lucent zu schaffen.
Zudem drücken die Kunden der Netzbetreiber - also vor allem Telekomkonzerne - seit Jahren die Preise. Der kanadische Konzern Nortel etwa musste deshalb bereits 2009 Insolvenz anmelden. Siemens wiederum hatte sogar schon 2007 vor dem Konkurrenzdruck kapituliert. Zunächst überführten die Münchner ihre Netzwerksparte in ein Gemeinschaftsunternhmen mit Nokia, genannt Nokia Siemens Networks. In diesem Sommer schließlich zog sich der größte deutsche Industriekonzern auch aus dem Joint-Venture zurück.
Fünf Quartalsverluste in Folge
Auch Alcatel macht seit Jahren immer wieder hohe Verluste - allein in den vergangenen fünf Quartalen summierte sich das Minus auf 1,2 Milliarden Euro, vor allem wegen Abschreibungen im Mobilfunkgeschäft und Kosten für den vorangegangenen Abbau von 5000 Arbeitsplätzen.
Damit sein Konzern überlebt, will Alcatel-Chef Michel Combes vor allem in die sogenannte Netztechnik der neuesten Generation investieren. Rund 85 Prozent des Entwicklungsbudgets würden in Zukunftstechnologien gepumpt, die Ausgaben für ältere Technik würden um 60 Prozent gekürzt, kündigte er an. Bis Ende 2015 werde zudem die Zahl der Niederlassungen rund um den Globus halbiert.
Der brutale Stellenabbau könnte einer möglichen Fusion von Alcatel mit Nokia den Weg bereiten, meinen manche Branchenexperten. Zuletzt hatten sich die Franzosen und die Finnen bereits zu losen Gesprächen getroffen.