Bertelsmann-Studie Immer weniger Fachkräfte in den Kitas
Der Personalmangel in Kitas führt einer Studie zufolge dazu, dass dort immer weniger Fachkräfte arbeiten - wobei die Kindergärten im Osten noch besser aufgestellt sind. Eine weitere Studie zeigt: Viele Mitarbeitende fühlen sich überlastet.
An Kindertagesstätten in Deutschland sinkt einer Studie zufolge der Anteil der Fachkräfte. Zugleich werden zunehmend Personen ohne formale pädagogische Voraussetzungen eingestellt. Das geht aus dem "Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme" der Bertelsmann Stiftung hervor.
Während im Jahr 2017 bundesweit in 41 Prozent aller Kita-Teams mehr als 82,5 Prozent der Mitarbeitenden mindestens einen einschlägigen Fachschulabschluss hatten, traf das 2023 nur noch auf rund jedes dritte Kita-Team zu (32 Prozent), heißt es in der Studie. Der Richtwert von 82,5 Prozent bezieht sich demnach auf die vom Bundesfamilienministerium eingesetzte Arbeitsgruppe "Frühe Bildung", die eine Anhebung der Fachkräftequote in Kitas auf zunächst 72,5 Prozent und längerfristig auf 85 Prozent empfiehlt.
Für ihre Studien sammelt und analysiert die Bertelsmann Stiftung Daten und gibt Handlungsempfehlungen an die Öffentlichkeit und Entscheidungsträger ab. Sie arbeitet operativ, das heißt sie unterstützt nicht die Arbeit Dritter, sondern investiert ausschließlich in selbst initiierte Projekte. Dabei dient sie nach eigenen Angaben dem Gemeinwohl und ist zu politischer Neutralität verpflichtet.
Ostdeutsche Kitas besser aufgestellt
Den deutlichsten Rückgang habe es demnach seit 2017 in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen gegeben, so die Bertelsmann-Studie.
Generell gibt es zwischen den Bundesländern starke Unterschiede, wobei die Fachkraftquote in den ostdeutschen Kitas grundsätzlich höher liegt: Einen hohen Anteil an Fachkräften von 82,5 Prozent und mehr weisen im Osten zwischen 35 Prozent der Kitateams in Berlin und 89 Prozent der Teams in Thüringen auf. Im Westen hingegen reicht die Spannweite von gerade drei Prozent in Bayern bis 36 Prozent in Hessen.
Unterschiedliche Regelungen für Arbeit in Kitas
Einen einschlägigen Hochschul- oder Fachschulabschluss und damit die formale pädagogische Qualifikation haben Erzieherinnen, Sozialpädagogen, Sozialarbeiter, Heilpädagogen oder auch Kindheitspädagogen, zitiert die Nachrichtenagentur dpa Studien-Mitautorin Kathrin Bock-Famulla. Kinderpflegerinnen oder Sozialassistentinnen mit lediglich zweijähriger Ausbildung würden nicht dazu gezählt.
Je nach Bundesland seien die Regelungen, wer ohne pädagogische formale Voraussetzungen in den Kitas arbeiten darf, sehr unterschiedlich. In Baden-Württemberg dürften beispielsweise auch Hebammen oder Logopädinnen einfach so in die Kita-Arbeit einsteigen. In Niedersachsen können unter bestimmten Bedingungen auch Eltern oder Rentner tätig sein, wie Bock-Famulla berichtet.
Da vielerorts Erzieherinnen und Erzieher fehlten, könne es "in einer Notsituation vertretbar sein, die Anforderungen vorübergehend zu senken", sagte Bildungsexpertin Anette Stein. Ein dauerhaftes Absenken des Fachkräfte-Anteils - wie es sich in vielen Bundesländern abzeichne - dürfe es aber nicht geben.
Für die anspruchsvolle Arbeit mit Kindern brauche es einer ausreichenden pädagogischen Qualifikation, so die Bildungsexpertin.
Hohe Überlastung der Erzieherinnen und Erzieher
Zudem weisen demnach neue Daten darauf hin, dass Beschäftigte vermehrt das Berufsfeld verlassen könnten. In einer aktuellen Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Bertelsmann-Stiftung gibt fast die Hälfte der befragten Kitamitarbeitenden an, sich täglich oder fast täglich im Job überlastet zu fühlen.
Rund ein Viertel der Befragten schätzt die Wahrscheinlichkeit, das Berufsfeld kurz- bis mittelfristig zu verlassen, bei 80 Prozent oder höher ein. Am höchsten ist das Abwanderungsrisiko bei den Jüngeren im Alter von 26 bis 30 Jahren.