Dritter Anstieg in Folge Mehr neue Azubis in Deutschland
Vergangenes Jahr haben mehr junge Menschen eine Ausbildung begonnen. Die Zahl der neuen Azubis liegt allerdings immer noch unter dem Vor-Corona-Niveau. Weiterhin bleiben viele Stellen unbesetzt.
Die Zahl neuer Ausbildungsverträge ist nach dem Einbruch im ersten Jahr der Corona-Pandemie zum dritten Mal in Folge gestiegen. Laut Statistischem Bundesamt schlossen 2023 fast 480.000 Menschen Verträge für eine sogenannte duale Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule ab. Es waren rund zwei Prozent beziehungsweise 10.000 neue Verträge mehr als noch im Jahr 2022.
Allerdings wurde das Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019 bislang nicht wieder erreicht - die Zahl lag noch immer sechs Prozent darunter. Auf dem Ausbildungsmarkt kam es in den vergangenen drei Jahren zu erheblichen Einbußen. Davon konnte er sich bis heute noch nicht wirklich erholen.
Mehr Männer als Frauen
Männer haben zuletzt deutlich mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen als Frauen, mit 2,8 Prozent war der Anstieg fast dreimal so stark wie bei den Frauen. Besonderen Zulauf haben das Handwerk, Industrie und Handel sowie die Landwirtschaft und der Öffentliche Dienst verzeichnet. Allerdings bleiben weiterhin zahlreiche Stellen unbesetzt.
Die Gesamtzahl der Azubis in Deutschland blieb 2023 im Vergleich zum Vorjahr stabil. Zum Jahresende befanden sich rund 1,2 Millionen Menschen in einer Ausbildung. Das waren nur 0,1 Prozent weniger als im Jahr 2022. Das bedeutet: Der Trend sinkender Azubi-Zahlen aus den Jahren davor ist vorerst nahezu gestoppt.
Trend zum Studium
Traditionell hat die Berufsausbildung in Deutschland einen recht hohen Stellenwert. Allerdings ist die Zahl der Azubis über einen längeren Zeitraum deutlich zurückgegangen. Im Jahr 2010 etwa lag die Gesamtzahl der Azubis laut Zahlen des Bundesinstitut für Berufsbildung noch bei 1,5 Millionen. Einerseits liegt das an der Demografie, weil es weniger Schulabgänger gibt, andererseits aber eben auch am Trend zu höheren Schulabschlüssen und zum Studium.
Probleme auf dem Ausbildungsmarkt
Ein weiteres Problem: In den vergangenen Jahren ist es immer schwieriger geworden, ausbildungsinteressierte Jugendliche und suchende Betriebe zusammenzubringen.
Eine Entwicklung, die mit Blick auf den Fachkräftemangel immer wieder diskutiert wird, ist auch die steigende Zahl der Vertragsauflösungen. Laut Bundesinstitut für Berufsbildung wurden 2022 insgesamt 155.325 Ausbildungsverträge vorzeitig aufgelöst. Im Jahr 2021 waren es noch 141.207. Damit stieg die sogenannte Lösungsquote auf fast dreißig Prozent - ein Höchststand, so das Institut. Die Zahlen zum Ausbildungsjahr 2023 liegen noch nicht vor.
Auflösung nicht gleich Abbruch
Im aktuellsten Datenreport zum Berufsbildungsbericht wird allerdings darauf hingewiesen, dass es sich nicht nur um komplette Abbrüche der Ausbildung handele. Dieser Begriff werde üblicherweise für das endgültige Verlassen eines Bildungsbereichs ohne erfolgreichen Abschluss verwendet. Viele Azubis wechselten lediglich Betrieb und Beruf. Mindestens die Hälfte schlössen erneut einen Ausbildungsvertrag ab.
Sucht man nach den Gründen für diese Entwicklung, wird es vielschichtig. Die Attraktivität des Berufs spielt eine Rolle, die Qualität der Ausbildung und auch die persönliche Begabung und Leistungsbereitschaft. Das Bundesinstitut für Berufsbildung verweist aber auch auf den Fachkräftemangel, der die Position der Azubis stärke. Dies könne dazu führen, dass Betriebe zum Teil Azubis einstellen, die sie für weniger geeignet halten.
Damit mehr Menschen ihre Ausbildung auch wirklich abschließen, sind inzwischen verschiedene Nachhilfeprogramme der Industrie- und Handelskammern aufgelegt worden. Sie sollen jungen Menschen helfen, ihre Ausbildung zu schaffen. Unterstützt wird der Nachwuchs dann zum Beispiel durch Nachhilfe zum Berufsschulunterricht, Hilfe gibt es zudem bei Sprachschwierigkeiten. Mitunter werden Azubis aber auch sozialpädagogisch betreut.