Fast alle Bundesländer betroffen Ver.di ruft zu Warnstreiks im Nahverkehr auf
Der Lokführerstreik bei der GDL ist gerade erst vorbei, da kommt auf Fahrgäste die nächste Herausforderung zu: Die Gewerkschaft ver.di ruft für kommenden Freitag in fast allen Bundesländern zu Warnstreiks im Nahverkehr auf.
Die Gewerkschaft ver.di hat für den kommenden Freitag in fast allen Bundesländern zu ganztägigen Warnstreiks im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) aufgerufen. "Da jetzt in allen Bundesländern Tarifverhandlungen stattgefunden haben und ohne Ergebnis geblieben sind, ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, um mehr Druck auf die Arbeitgeber zu machen", teilte die stellvertretende ver.di-Bundesvorsitzende, Christine Behle, mit. Auf Fahrgäste kommen damit erneut erhebliche Einschränkungen vor allem im Berufsverkehr zu.
Erst an diesem Montag hatte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ihren mehrtägigen Streik bei der Deutschen Bahn vorzeitig beendet. Dort gilt nun bis einschließlich 3. März eine Friedenspflicht. Im Nah- und Regionalverkehr sind Arbeitskämpfe von ver.di aber weiter möglich.
Keine Lösung bei der ersten Verhandlungsrunde
Außer in Bayern verhandelt die Gewerkschaft in allen Bundesländern parallel mit den kommunalen Arbeitgeberverbänden über neue Tarifverträge für die Beschäftigten im ÖPNV. Von der Tarifrunde sind laut ver.di mehr als 130 kommunale Unternehmen in den Städten und Landkreisen sowie insgesamt 90.000 Beschäftigte betroffen.
Bei der ersten Verhandlungsrunde vergangene Woche kam in keiner Region eine Lösung zustande. Verhandelt wird zwar in allen betroffenen Bundesländern gleichzeitig. Inhaltlich geht es aber um sehr unterschiedliche Forderungen.
Längere Wendezeiten, Urlaubsgeld und mehr Urlaub
In den meisten Ländern geht es um die sogenannten Manteltarifverträge. Sie regeln vor allem die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) etwa fordert ver.di unter anderem längere Wendezeiten, Urlaubsgeld und mehr Urlaub.
"Die Belastung der Beschäftigten und die Personalnot im ÖPNV haben immer mehr zugenommen, der Arbeitsdruck wird immer größer", teilte die Gewerkschaft vor einigen Tagen mit.
Es müssen schnell Lösungen gefunden werden, um eine Entlastung herbeizuführen.
"Wir haben einen ganz anderen Stil als die GDL", sagte Behle. "Wir streben nicht an, ganze Tage und Wochen lang Streiks zu führen." Letztlich hänge dies aber vom Verhalten der Arbeitgeber ab. Die Arbeitsbedingungen im Nahverkehr seien teilweise sehr schlecht, kritisierte Behle.
Es gebe Fälle, wo Verkehrs-Beschäftigte Eimer in den Bus mitnähmen, weil es den ganzen Tag über keine Chance gebe, auf die Toilette zu gehen. "Das sind menschenunwürdige Bedingungen." Dies sei ein drastisches von vielen Beispielen.
Andere Länder verhandeln auch über Entgelte
Komplizierter läuft es in Brandenburg, Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Hier geht es auch um die Entgelte, also höhere Löhne und Gehälter. In Brandenburg will ver.di 20 Prozent, mindestens aber 650 Euro mehr für die Beschäftigten im Nahverkehr rausholen. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen.
"Fridays for Future" unterstützen
Unterstützt wird der Warnstreik von der Umweltbewegung "Fridays for Future". "Wir alle brauchen einen verlässlichen Nahverkehr, mit dem wir sicher und günstig zur Arbeit, in den Club oder nach Hause kommen", teilte Sprecherin Darya Sotoodeh mit.