Medienberichte über Mahnverfahren Arcandor stellt Mietzahlungen für Warenhäuser ein
Die Situation von Arcandor ist offenbar noch schlechter als bislang bekannt. Nach übereinstimmenden Medienberichten stellte der Konzern gestern die Mietzahlungen für seine Warenhäuser ein. Ein Spitzentreffen zur Rettung Arcandors endete ergebnislos.
Die Lage des schwer angeschlagenen Handels- und Reiseunternehmens Arcandor ist offenbar schwieriger als bislang veröffentlicht. Nach übereinstimmenden Berichten der "Bild am Sonntag" und der "Süddeutschen Zeitung" stellte Karstadt die Zahlungen an seine Vermietungsgesellschaft Highstreet zumindest vorläufig ein.
Dies hätten Arcandor-Vorstandschef Karl-Gerhard Eick und Vertreter von Highstreet bei einem Spitzentreffen über die Zukunft von Karstadt im Bundeswirtschaftsministerium mitgeteilt. Highstreet habe deshalb juristische Schritte gegen Karstadt angekündigt, berichtete die "Bild am Sonntag". Eick habe dargelegt, dass nun ein 30-tägiges Mahnverfahren einsetze, an dessen Ende die Vermieter berechtigt seien, einzelne Karstadt-Filialen zu verkaufen, um ihre Ansprüche zu befriedigen.
Eigentümer ist Immobiliengesellschaft
Seit dem Verkauf seiner Warenhäuser vor zwei Jahren ist der Karstadt-Mutterkonzern an allen seinen Standorten nur noch Mieter. Eigentümer nahezu sämtlicher Häuser ist seit zwei Jahren die Immobiliengesellschaft Highstreet.
Die Mietverträge haben eine Laufzeit von 15 Jahren. Die Mietzahlungen summieren sich auf 280 Millionen Euro. Zudem zahlt Arcandor in jedem Jahr 42,6 Millionen Euro Miete für fünf Standorte, die Eigentum eines vom Bankhaus Sal. Oppenheim aufgelegten Fonds sind. Vertreter von Highstreet kündigten rechtliche Schritte gegen Arcandor an.
Kredit über 437 Millionen beantragt
Gestern hatte Arcandor bei der Bundesregierung eine Rettungsbeihilfe in Höhe von 437 Millionen Euro beantragt. Der Kredit solle eine Laufzeit über sechs Monate haben, teilte das Unternehmen mit. Dies verschaffe Arcandor für diesen Zeitraum die für den Geschäftsbetrieb erforderliche Liquidität.
Eine Rettungsbeihilfe muss von der EU-Kommission genehmigt werden und ist an strenge Auflagen geknüpft. Arcandor hatte bereits einen Antrag auf eine Sonder-Bürgschaft aus dem Deutschlandfonds gestellt. In der Bundesregierung gibt es aber große Zweifel, ob die Bedingungen dafür erfüllt sind. Auch die EU betonte, der Konzern sei bereits vor dem 1. Juli 2008 in Schwierigkeiten gewesen - und nur Unternehmen, die nach diesem Stichtag Probleme bekamen, gelten als Opfer der Wirtschaftskrise. Und das ist Voraussetzung für Hilfen aus dem Deutschlandsfonds.
Regierung sieht Eigentümer in der Pflicht
Die Bundesregierung favorisiert weiter eine privatwirtschaftliche Lösung. Sie erwartet ein stärkeres Engagement der Arcandor-Eigentümer wie der Familie Schickedanz und der Privatbank Sal. Oppenheim. Beide zusammen halten etwa 60 Prozent der Anteile.
Fusion rückt näher
Eine Fusion der beiden großen deutschen Warenhausketten Karstadt und Kaufhof rückt derweil näher. Arcandor-Chef Eick und Metro-Chef Eckard Cordes vereinbarten ein Spitzengespräch, dass bereits in der kommenden Woche stattfinden soll. Zuvor hatte Metro sein Angebot für Karstadt präzisiert und ist nun bereit, 60 von 90 Filialen zu übernehmen.