Insolvenzverwalter kritisiert Arcandor-Manager "Für kurzfristige Liquidität die Substanz ruiniert"
"Man schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, wenn man sieht, was Geldgeber als Sicherheiten akzeptiert haben." - Der Insolvenzverwalter geht mit dem früheren Arcandor-Management unter Thomas Middelhoff hart ins Gericht. Um kurzfristig zu überleben, habe die Führung die Substanz des Konzerns zerstört.
Der vorläufige Insolvenzverwalter der Arcandor- Gruppe, Klaus Hubert Görg, geht mit dem früheren Management des Handelskonzerns hart ins Gericht. "Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, dass um den Preis der kurzfristigen Liquidität die Ertragskraft und die Substanz ruiniert wurden", äußerte sich Görg in einem Interview mit der "Welt am Sonntag".
"Wir haben mit der Lupe nach der Substanz in diesem Unternehmen gesucht, aber wir haben nichts Nennenswertes gefunden. In diesem Hause gibt es wirklich nichts, was nicht anderen Leuten gehört", sagte Görg. So etwas habe er in so großen Unternehmen noch nie erlebt. Es sei dem Vorstand erstaunlich lange gelungen, "den Staub aus den Ecken zu kehren und auch den noch zu Liquidität zu machen."
Thomas-Cook-Kauf war für Görg ein Fehler
Besonders die Übernahme des Touristik-Unternehmens Thomas Cook 2006 sieht Görg als großen Fehler. Sie habe Arcandor Substanz entzogen, die zur Sanierung der Karstadt-Warenhäuser und der Versandhandelssparte Primondo später gefehlt habe.
Görg, der seit Anfang Juni Involvenzverwalter des Handelskonzerns ist, kritisierte auch den früheren Arcandor-Chef Thomas Middelhoff: Er habe sparsamere Vorstandsvorsitzende erlebt, sagte Görg. Der dienstliche Aufwand des Vorstandes sei für ein Unternehmen in der wirtschaftlichen Verfassung von Arcandor sehr hoch gewesen. Midddelhoff war seit 2004 zunächst Mitglied im Aufsichtsrat des Arcandor-Vorgängerunternehmens KarstadtQuelle und von 2005 bis März 2009 Vorstandsvorsitzender des Konzerns. Im Juni 2009 leitete die Staatsanwaltschaft Essen gegen Middelhoff Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue ein.
Dämpfer für Metro-Wünsche
Auf Überlegungen des Handelsriesen Metro für eine Übernahme von bis zu 60 Arcandor-Warenhäusern reagierte Görg zurückhaltend: "Es wird keinen schnellen Verkauf einzelner Häuser geben", sagte er. "Wir wollen Karstadt als Ganzes abgeben, mutmaßlich in einem Bieterverfahren."
Arcandor hatte zuletzt die Suche nach einem Investor für den gesamten Konzern eingestellt. Karstadt und Primondo sollen mit drastischen Einschnitten gerettet werden. Bei Primondo sollen rund 3700 der 10.500 Arbeitsplätze gestrichen werden, bei Karstadt werden 19 Warenhäuser erneut auf den Prüfstand gestellt.