Gläubiger geben grünes Licht Karstadt darf weitermachen - vorerst
Die Gläubiger des insolventen Karstadt-Konzerns haben grünes Licht für eine Fortführung des Konzerns gegeben. Mehr als 99 Prozent stimmten einem entsprechenden Antrag von Insolvenzverwalter Görg zu. Der Preis dafür: Sechs Karstadt-Häuser werden geschlossen, elf weitere stehen auf dem Prüfstand.
Die Karstadt-Gläubiger haben der zahlungsunfähigen Kaufhauskette eine Atempause verschafft. Bei der Gläubigerversammlung in Essen stimmten mehr als 99 Prozent für einen Antrag des Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg, wonach das Geschäft zunächst weitergeführt werden soll. Der Insolvenzverwalter hatte bei den Gläubigern massiv für seinen Plan geworben. Dies sei "für alle Beteiligten die beste Lösung", sagte Görg. Eine Sanierung von Karstadt könne verhindern, "dass es zu hohen Vermögensschäden durch eine Zerschlagung kommt". Gleichzeitig gab Görg die Schließung von sechs Häusern bekannt.
Görg plant, Karstadt nach der Sanierung zu verkaufen. Durch die Fortführung solle das Unternehmen so stabilisiert werden, "dass wir neue tatkräftige Investoren dafür finden", sagte er. "Wir haben eine größere Anzahl von ernsthaften Angeboten für einzelne Teile dieses Konglomerats und auch für das Ganze." Namen möglicher Investoren nannte er nicht. In der Vergangenheit hatte wiederholt die Metro-Gruppe, der unter anderem Kaufhof gehört, Interesse an einem Teil der Karstadt-Häuser gezeigt.
Für die Karstadt-Warenhäuser sucht der Insolvenzverwalter einen neuen Investor.
Görg bekräftigte, eine Sanierung von Karstadt durch einen Insolvenzplan setze allerdings voraus, "dass einzelne Beteiligte nennenswerte Beiträge zu leisten bereit sind". Hierzu gehörten die Vermieter der Karstadt-Häuser. Auch die rund 26.500 Karstadt-Beschäftigten müssten zu Einbußen bereit sein. Görg hatte sich bereits am Wochenende mit Arbeitnehmervertretern darauf verständigt, dass die Karstadt-Mitarbeiter zur Rettung ihrer Jobs fast drei Jahre lang auf Urlaubsgeld, tarifliche Vorsorgeleistungen und Teile des Weihnachtsgeldes im Gesamtwert von 150 Millionen Euro verzichten.
Aus für sechs Karstadt-Häuser
Zu Beginn der Versammlung hatte Görg bereits die Schließung von bundesweit sechs der noch verbliebenen 126 Filialen des Konzerns bekannt gegeben. Die Schließungen seien zum Jahresende geplant. Der genaue Termin werde aber derzeit noch ausgehandelt. Betroffen seien die Karstadt-Filialen "Haus am Dom" in München, die Filiale im Elbe-Einkaufscenter in Hamburg und das Geschäft in der Kampstraße in Dortmund. Außerdem würden drei Filialen der Fachmarkte Schaulandt und WOM in Stuttgart, Berlin-Biesdorf und Braunschweig geschlossen.
Vor der Schließung: Die Karstadt-Filiale "Haus am Dom" in München
Bei weiteren elf Häusern dauere die Prüfung ihrer Überlebensfähigkeit noch an. Ihre Fortführung werde wesentlich davon abhängen, zu welchen Zugeständnissen Vermieter und Arbeitnehmer bereit seien. Von den Schließungen sind etwa 400 Mitarbeiter betroffen.
Görg: Karstadt-Finanzen vorerst stabil
Eine große Belastung für Karstadt stellen die Mietzahlungen dar, denn der Konzern betreibt seine Häuser nicht in eigenen Immobilien. Rund 70 Prozent der Häuser vermietet das Highstreet-Konsortium, dem vor allem Fonds von Goldman Sachs und der Deutschen Bank angehören. Die Verhandlungen über Erleichterungen für Karstadt seien weit fortgeschritten, ein Eckpunktepapier liege bereits vor, sagte Görg. Ein Highstreet-Vertreter erklärte, das Konsortium sei zu Zugeständnissen bereit.
Die Liquiditätslage von Karstadt beschrieb Görg als positiv. Die derzeitigen Umsatz- und Liquiditätsplanungen gingen davon aus, dass Karstadt "bis auf weiteres" auf einer stabilen finanziellen Basis weitergeführt werden könne. Dabei werde das bevorstehende Weihnachtsgeschäft "von besonderer Bedeutung" sein.
Finanzamt unter den größten Gläubigern
Mit dem Treffen der Karstadt-Gläubiger wurde der am Montag begonnene Marathon von Gläubigerversammlungen nach dem Zusammenbruch des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor fortgesetzt. Der Konkurs ist eines der größten Verfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte. Nach den Treffen der
Arcandor-Gläubiger am Montag und der Gläubiger von Karstadt wollen sich am Mittwoch die Gläubiger des Katalogversenders Quelle in der Essener Gruga-Halle versammeln.
Im Bereich der Arcandor-Holding stehen Forderungen von rund 15 Milliarden Euro in den Büchern. Die Forderungen gegen die Warenhaussparte Karstadt belaufen sich auf 2,6 Milliarden Euro, die Forderungen gegen Quelle auf rund 1,7 Milliarden Euro. Rund 50.000 Gläubiger hatten insgesamt Ansprüche angemeldet.