Tarifstreit bei der Bahn EVG-Vorstand empfiehlt Annahme des Schlichterspruchs
Die EVG-Spitze hat sich im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn für den Schlichtungsvorschlag ausgesprochen. Das letzte Wort aber haben die Mitglieder der Gewerkschaft in einer Urabstimmung. Bis Ende August gibt es damit bei der Bahn keine Streiks.
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) empfiehlt ihren Mitgliedern, den Schlichterspruch im monatelangen Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn anzunehmen. Das teilte die EVG in Berlin nach mehr als achtstündigen Beratungen des Bundesvorstands mit.
EVG-Chef Martin Burkert bezeichnete die Diskussion innerhalb des Vorstands als ernsthaft und sehr intensiv. "Diese Empfehlung für den Schlichterspruch hat Licht und Schatten und dieser Kompromiss fiel uns schwer. Doch am Ende gab es ein klares Votum für die Einigungsempfehlung der Schlichtungskommission." Die Einigung bedeute für einen Großteil der Belegschaft deutliche Verbesserungen.
Ergebnis der Urabstimmung Ende August
Damit bestätigte die Gewerkschaft ihre erste Reaktion auf die Schlichtungsempfehlung von dieser Woche. Die Löhne bei der Bahn sollen monatlich um mindestens 410 Euro steigen. Zudem soll es im Oktober eine steuer- und abgabenfreie Inflationsprämie von 2.850 Euro geben, bei einer Laufzeit des neuen Tarifvertrages von 25 Monaten. Das waren die Kernpunkte nach zehntägiger Schlichtung. Für einzelne Berufsgruppen gäbe es nach Ablauf der Laufzeit zudem strukturelle Erhöhungen in den Tariftabellen.
Ob es zu diesem Tarifabschluss mit der Deutschen Bahn kommt oder zu unbefristeten Streiks, liegt nun ganz bei den Mitgliedern der EVG. Rund 180.000 von ihnen sind in den nächsten Wochen dazu aufgerufen, per Urabstimmung über Annahme oder Ablehnung eines Kompromissvorschlags der Schlichter zu entscheiden.
Das Ergebnis soll am 28. August vorliegen. Erst im Fall ihrer Zustimmung steht die Tarifeinigung. Für die Fahrgäste ändert sich erst einmal nichts. Die EVG schloss Streiks bis zum Ende der Urabstimmung aus. Stimmt die EVG dem Vorschlag zu, müssen Kunden auch über den August hinaus keine Ausstände mehr befürchten.
Warnstreiks setzten der Bahn zu
Die Schlichtung war nach den Ende Juni gescheiterten Tarifverhandlungen notwendig geworden. Die Gespräche zwischen Bahn und EVG hatten schon im Februar begonnen, führten aber immer wieder zu Warnstreiks der Gewerkschaft. Die Ausstände belasteten den Konzern mit 100 Millionen Euro.
Die EVG war ursprünglich mit Forderungen von mindestens 650 Euro mehr pro Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommensgruppen in die Verhandlungen gestartet. Die Laufzeit sollte nicht länger sein als zwölf Monate. Die Bahn war zuletzt bereit, in zwei Stufen insgesamt 400 Euro mehr pro Monat zu zahlen, allerdings bei einer Laufzeit von 27 Monaten. Hinzu kommen sollten 2.850 Euro Inflationsausgleichsprämie.