Marketing-Tricks am Black Friday Die vermeintlichen Schnäppchen
50 Prozent Rabatt und mehr: Mit angeblichen Tiefpreisen lockt der Handel zum Black Friday. Doch wie günstig sind die Schnäppchen wirklich? Verbraucherschützer raten zu Recherchen vor dem Shopping-Rausch.
Für Livia Frohne ist heute ein guter Tag. Stolz präsentiert sie den kleinen, eckigen Inhalt ihrer Plastiktüte. Die Kölner Studentin kommt gerade aus einem großen Elektrofachhandel und hat ein, wie sie glaubt, echtes Schnäppchen gemacht. "Ich wollte ein neues Handy haben und habe jetzt nur 444 Euro gezahlt und damit fast 50 Prozent gespart", sagt sie. "Da musste ich zuschlagen."
Dieser Rabatt hat die Studentin überzeugt mitten in der Konsumschlacht der Black-Friday-Woche. Ein psychologischer Trick, der immer wieder funktioniere, erklärt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale NRW.
Der Trick mit der unverbindlichen Preisempfehlung
Denn diese Rabatte beziehen sich meist auf die unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) der Hersteller. "Die Angebote sind gekoppelt an Preise, die die Händler selbst nie genommen haben. Der UVP ist eine Art Mondpreis, der ein Schnäppchen suggeriert", warnt der Verbraucherschützer. "In unseren Untersuchungen haben wir gesehen, dass das häufig nicht 50 Prozent sind sondern eher 20 Prozent. Hier sollte die Alarmglocke angehen."
Livia Frohne hatte keine Zeit, lange im Netz zu dem bestimmen Handy zu recherchieren und hat in der Vergangenheit immer mal gute Käufe getätigt an den Aktionstagen. "Auch in den letzten Jahren habe ich super Produkte zu guten Preise gekauft", sagt die Studentin. "Der Rabatt bei dem Handy ist aber unschlagbar."
Künstliches Marketingevent der Branche
Das sei ein künstliches Marketingevent, das da seit Jahren geschaffen werde, sagt Verbraucherschützer Tryba. "Wir sind in einer Zeit, wo vieles online läuft. Black Friday, Primeday, Cyberweek. Da verpasst man eigentlich nichts. Es gilt heute: Zeit für Schnäppchen ist immer."
Wie also richtig einkaufen? Zuerst braucht man einen wirklichen Bedarf. Dann sollte man sich in Ruhe informieren, ob das Produkt etwas Vernünftiges ist. Dabei unabhängige Tests lesen und nicht auf Bewertungen im Netz achten. Mehrere Preisvergleichsportale helfen, den Überblick zu behalten, wie sich der Preis entwickelt hat.
"Kleine Folterwerkzeuge"
"Dann wird man ein Gefühl für den Preis bekommen, der am Markt geht. Der Gedanke, dass man immer den perfekten Zeitpunkt erwischt, davon sollte man sich verabschieden", sagt Tryba. Außerdem warnt er vor dem Kaufdruck durch eine künstliche Knappheit, der an die Kunden weitergegeben werde.
"Amazon und andere Händler setzen gerne auf kleine Folterwerkzeuge mit kleinen Balken, die abnehmen", sagt Tryba. "Oder es sind Uhren, die runterlaufen, die so Kaufdruck erzeugen. Hinter den fantastischen Rabatten steckt dann häufig aber viel weniger als es scheint."
Widerrufsrecht kann helfen
Livia Frohne hat ihr Handy klassisch im Laden gekauft, viele suchen aber das vermeintliche Schnäppchen in diesen Tagen online. Hier gibt der Verbraucherschützer Tipps für Sparfüchse: "Wenn es eng wird und dann läuft die Uhr und man will online kaufen, dann kann man ruhig auf Kaufen klicken", sagt Verbraucherschützer Tryba. "Es gibt das Widerrufsrecht für viele Produkte. Ich kann sie 14 Tage prüfen und zurückschicken."
Ein Nachteil dabei seien aber mögliche Versandkosten und der Effekt der Retoure auf die Umwelt. Außerdem sollte man auf eine sichere Bezahlart achten wie Rechnung oder Lastschrift, wo ein gesetzlicher Käuferschutz bestehe. Denn in den Tagen der großen Rabatte sind auch kleine Fakeshops unterwegs, die mit extrem günstigen Preisen locken.
Begehrtes selten günstiger
Waren, die ohnehin gut und häufig verkauft werden, sinken auch an den Angebotstagen selten im Preis, haben die Verbraucherschützer von Stiftung Warentest festgestellt. Häufig seien es Modelle aus den Vorjahren oder klassische Ladenhüter, die jetzt mit viel Marketing beworben werden.
Käufer sollten also wachsam sein und vorher genau wissen, welches Produkt sie kaufen wollen und nicht spontan zuzugreifen. Trotzdem könne sich der Black Friday lohnen, so Tryba. Man müsse nur in Ruhe recherchieren, dabei den eigenen Bedarf, die Qualität und den Preis prüfen und dann geplant zuschlagen.