Das Bitcoin-Logo ist auf dem Bildschirm eines Kryptowährungs-Automaten zu sehen
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Kryptowährung unter Druck Was Sachsen mit dem Bitcoin-Kursrutsch zu tun hat

Stand: 11.07.2024 08:15 Uhr

Der Bitcoin ist in den vergangenen Wochen auffällig stark gefallen. Ein Grund sind offensichtlich beschlagnahmte Kryptowährungs-Bestände, die der Freistaat Sachsen verkauft hat. Es gibt weitere Ursachen.

Von Antje Erhard, ARD-Finanzredaktion

Wo steht der Bitcoin derzeit?

Die weltweit wichtigste Kryptowährung ist seit Wochen unter Druck. Zeitweise sackte der Bitcoin unter die Markte von 54.000 Dollar. Noch Anfang Juni hatte der Bitcoin noch knapp 72.000 Dollar gekostet. Zuletzt hat sich die Cyberdevise allerdings etwas erholt, aktuell liegt sie bei etwa 58.000 Dollar.

Ist der Kursrutsch durch Sachsen ausgelöst?

Zumindest ist der Freistaat Sachsen mit daran beteiligt, dass der Bitcoin-Kurs gefallen ist. Denn Sachsen war zu sehr vielen Bitcoins gekommen - schon im Januar hatten die Behörden 50.000 Bitcoin sichergestellt, die einem illegalen Downloadportal namens movie2k gehörten. Das Portal hatte illegal Kopien von Filmen und TV-Serien verkauft, die Betreiber investierten die Einnahmen in Bitcoin. Schließlich flogen sie auf.

Zum Jahresbeginn kostete ein Bitcoin ungefähr 40.000 Euro. Damit war das gesamte Paket also 2 Milliarden Euro wert. Aber der Bitcoin-Preis stieg und stieg, auf über 70.000 Dollar Anfang Juni. Dann knickte er plötzlich ein. Ein Auslöser ist offensichtlich, dass die sächsische Regierung Bitcoin verkauft hat. 

Woher weiß man das?

Auf der Analyseplattform Arkham kann man diese Transaktionen nachvollziehen - und Arkham bestätigte sie auch auf dem Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter. Arkham beobachtet Krypto-Konten sogenannter "Wale". Wale sind Konten mit vielen Bitcoins, so vielen, dass Käufe oder Verkäufe kursbewegend sind. Über ein solches verfügte der Freistaat Sachsen, und man konnte sehen, dass er verkauft hat: Seit Mitte Juni rund 10.000 Bitcoin.

Was hat es mit den Spekulationen um eine Kryptobörse in Japan auf sich?

Ein weiterer Grund für den Kursrutsch findet sich in Japan: Die Krypto-Börse Mt. Gox aus Japan, einst eine der größten Handelsplattformen für Krypto-Währungen der Welt, zahlt seinen einstigen Kunden Bitcoins zurück. Frühere Kunden sind es deshalb, weil Mt. Gox seit 2014 pleite ist. Der Insolvenzverwalter zahlt die noch vorhandenen 140.000 Bitcoin an die ehemaligen Kunden aus.

Die Kunden von Mt. Gox bekommen damit zwar nur einen Bruchteil ihrer Bitcoins zurück - aber die sind jetzt viel mehr wert. Ende 2014 kostete ein Bitcoin 320 Dollar. Demnach geht es um Werte von über 8 Milliarden Dollar.

Ist mit anhaltenden Verkäufen des Bitcoins zu rechnen?

Die Angst am Krypto-Markt ist, dass die einstigen Kunden von Mt. Gox ihre Bitcoins tatsächlich verkaufen. Das Paket von 8 Milliarden Dollar wäre ein Drittel dessen, was ungefähr pro Tag weltweit an Bitcoin gehandelt wird. Wobei man davon ausgehen kann, dass nicht alle ihre Krypto-Bestände verkaufen. Einige dürften aber auf den Markt kommen.

Offensichtlich wird aber auch der Freistaat Sachsen nach und nach die sichergestellten Bitcoins weiter veräußern. Normalerweise machen gerade große Akteure so was über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren. Das federt große Kursschwankungen ab.

Langfristig dürften die Verkäufe keinen anhaltenden Preisverfall nach sich ziehen. Das hat die Vergangenheit gezeigt, als größere Mengen Kryptos aus Insolvenzen auf den Markt gekommen sind. Außerdem sind solche Effeke an den Märkten schnell "eingepreist", also in den Kursen berücksichtigt.

Worauf sollen Anleger achten, die in Bitcoin investieren wollen?

Investments in Krypto-Währungen sind höchst spekulativ und damit sehr risikoreich. Die Kurse schwanken stark. Dessen müssen sich Anleger bewusst sein. Manchmal genügt ein Tweet eines Prominenten wie Tesla-Chef Elon Musk, um den Kurs zu beeinflussen.

In Krypto-Währungen kann man auf verschiedene Arten investieren - über eine Krypto-Börse oder einen Online-Broker, der Kryptohandel anbietet. Beim Kauf und Verkauf fallen Gebühren an. Wichtig ist, dass die Coins sicher verwahrt sind. Das ist bei seriösen Börsen und Brokern der Fall.

Man kann Bitcoins auch über Wertpapiere handeln. Das sind sogenannte Exchange Traded Products (ETPs), also Wertpapiere, die leicht handelbar über Börsen sind. Allerdings darf man diese ETPs nicht mit ETFs verwechseln. In Deutschland sind ETFs mit nur einem Bestandteil gar nicht zugelassen - in den USA seit einigen Monaten aber schon. Und das war Teil der Rally, denn viele Anleger haben nach der Zulassung in den USA in Bitcoin investiert. Die hierzulande gehandelten ETPs gibt es in den USA nicht. Und so haben vor allem Kleinanleger über die ETFs eine neue Möglichkeit bekommen, am Krypto-Markt zu investieren.

Eine dritte Möglichkeit sind Wetten - über sogenannte Derivate, zum Beispiel Optionsscheine oder Futures auf Bitcoin. Investoren kaufen hier nicht die Krypto-Währung selbst, sondern sie spekulieren auf deren Wertentwicklung mit Hilfe eines Derivats.

Krypto-Währungen gelten als völlig ungeeignet etwa als Investition für die Altersvorsorge. Aber sie können einen kleinen Teil im Depot ausmachen. Experten raten dazu, höchstens so viel zu investieren, dass man mit einem Verlust des gesamten Geldes leben kann.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 10. Juli 2024 um 16:20 Uhr.