Studie zu Vorstandsgehältern Große Gehaltsunterschiede in Dax-Konzernen
Die Vorstandsgehälter stehen in der Kritik: Sie gelten als intransparent und kompliziert. Vor allem setzten sie die falschen Anreize - ein neues Gesetz soll abhelfen. Wie eine aktuelle Studie zeigt, ist der Gehaltsunterschied zwischen Vorständen und Mitarbeitern noch immer riesig.
Wer verdient am meisten im Dax? Wie groß ist der Unterschied zwischen dem Chef-Gehalt und der Durchschnittsvergütung im Konzern? Darauf liefert die aktuelle Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Technischen Universität München Antworten.
So sind die Vorstandsgehälter der Dax-Unternehmen im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in Folge gesunken. Laut Studie gingen sie 2019 um 0,3 Prozent zurück. Im Jahr 2018 waren sie bereits um 3,5 Prozent gesunken. "Damit geht die Schere zwischen der Entwicklung der Bruttolöhne in Deutschland und den Vorstandsgehältern weiter zu", stellt einer der Autoren der Studie, Professor Dr. Gunther Friedl von der TU München, fest.
Gewaltiger Unterschied zwischen Bossen und Mitarbeitern
Denn die Nominallöhne in Deutschland seien 2019 um 2,6 Prozent gestiegen. "Nimmt man die beiden Jahre 2018 und 2019 zusammen, ist der Trend noch deutlicher", unterstreicht Friedl. Einem Minus von 3,7 Prozent bei den Vorstandsgehältern stehe ein Plus von 5,7 Prozent bei den Nominallöhnen gegenüber.
"Trotzdem ist der Unterschied zwischen den Gehältern von normalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einerseits und Vorstandsmitgliedern andererseits immer noch gewaltig", meint Friedl. "Im Schnitt verdienen Vorstände mit 3,4 Millionen Euro das 49-Fache ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, im Vorjahr war es sogar noch das 52-Fache."
Gewinn sinkt, Bonus sinkt
Die gesunkene Gesamtvergütung lässt sich auch auf die schwächere Gewinnsituation zurückführen. Die Gewinne der Dax-Unternehmen fielen laut Studie im vergangenen Jahr um 15 Prozent. Das hat Auswirkungen auf die Boni. "Die Unternehmen zahlten hier 3,5 Prozent weniger, während die Fixvergütung um 1,9 Prozent und die aktienkursorientierte Vergütung um 1,2 Prozent gestiegen sind", so Friedl.
Inzwischen sei die Vergütung in den Dax-Unternehmen laut Friedl so strukturiert, dass im Schnitt ein Drittel als Fixgehalt (33,5 Prozent), ein weiteres Drittel als Bonus (35,6 Prozent) und ein Drittel (30,9 Prozent) als aktienkursorientierte Vergütung gewährt werde.
Im Schnitt liegt die Gesamtvergütung der Dax-Vorstandsvorsitzenden bei knapp 5,3 Millionen Euro. Spitzenverdiener unter den Vorstandschefs war Herbert Diess von Volkswagen mit 9,9 Millionen Euro. Da hat man es in den USA als CEO besser, wie ein Vergleich zeigt: Dort stieg die Vergütung im vergangenen Jahr um 15,6 Prozent im Schnitt auf knapp 19,5 Millionen Euro. Satte 13,7 Millionen Euro davon sind nach Berechnungen der Studienautoren aktienkursbasiert.
Gehälter nach oben gedeckelt
Auf Druck der EU hat die Bundesregierung die Regeln für Vorstandsgehälter unlängst verändert. Seit dem 1. Januar gilt ein neues Gesetz, aber die Unternehmen haben noch ein Jahr Zeit, ihre Vergütungsregeln anzupassen. So sind künftig die Aufsichtsräte von börsennotierten Unternehmen dazu verpflichtet, eine Maximalvergütung für die Gehälter ihrer Manager festzulegen.
Bisher konnte der Aufsichtsrat die Managergehälter schon auf freiwilliger Basis begrenzen. Gleichzeitig darf die Aktionärsversammlung die Obergrenze des Aufsichtsrats noch einmal absenken.
Hinzu kommt, dass die Vergütung künftig auch von der nachhaltige Unternehmensentwicklung abhängen wird. Soziale und ökologische Faktoren sollen nach Ansicht des Gesetzgebers also ebenfalls eine Rolle spielen. "Nichtfinanzielle Ziele halten damit endlich Einzug in die Vergütungssysteme, nachdem dies bisher eher zurückhaltend der Fall war. Das begrüßen wir ausdrücklich", kommentiert Marc Tüngler, DSW-Hauptgeschäftsführer. Im kommenden Jahr werden wir erstmals sehen, wie sich das neue Gesetz auf die Realität auswirkt.
ts