Der "Schein" zum Geldanlegen Freie Fahrt an der Börse dank Beate Sander
Auf die Straße, ohne Lappen? Niemals. Aber auch an der Börse gibt es Regeln zu beachten, dachte sich Beate Sander. Und schrieb den "Börsenführerschein", heute ein Bestseller. Dabei ist die 79-Jährige genau genommen eine Spätzünderin.
Angefangen hatte alles mit den "Volksaktien" der Telekom. Damit deckte sich Beate Sander wie so viele beim Börsengang 1996 ein. Und dann, wenig später, klopfte die Börse quasi selbst an ihrer Tür. Genauer gesagt Eltern, die sich eine Börsen-AG für ihre Kinder wünschten. Die Realschullehrerin, schon kurz vor ihrer Pensionierung, sagte zu. "Damals boomte der Neue Markt, Aktien waren gefragt", erzählt sie. "Viele Anleger hofften auf Reichtum ohne Arbeit." Was als Arbeitsgemeinschaft anfing, wurde ihre neue, große Leidenschaft.
Lehrbücher zum Thema Börse gab es für Schüler nicht. Die schrieb Sander selbst. Der Beginn ihrer Autorenkarriere, die sie im Ruhestand vorantrieb. Über fünfzig Bücher hat sie mittlerweile verfasst, darunter den "Aktien- und Börsenführerschein". Ein Bestseller, in der siebten Auflage, von dem bisher 60.000 Exemplare verkauft wurden. "Er soll Anlegern grundlegende Verkehrsregeln der Börse näher bringen", meint Sander. "Sie sollen dadurch befähigt werden, selbst in schwierigen Situationen richtig zu handeln."
Erfolgreich investieren jenseits des Dax
Etwa bei einem Börsencrash, den Sander im Ruhestand 2008 selbst miterlebte. Die Kurse waren im Keller, Aktien günstig. Höchste Zeit, groß einzusteigen, dachte sich die gebürtige Rostockerin, die zu DDR-Zeiten in den Westen geflohen und schließlich in Ulm gelandet war. "Ich habe jeden Euro in Aktien investiert", erzählt Sander. Auf eine Erbschaft konnte sie nicht zurückgreifen. Stattdessen verzichtete die Familie auf Weihnachtsgeschenke und auf den Urlaub. Und diese Investitionen zahlen sich noch heute aus, die Aktien sind zum Teil ein Vielfaches wert, berichtet die 79-Jährige.
Börse ist etwas für jedes Alter, betont Sander, die nach eigenen Worten erfolgreich ist. Mit den Aktien des Profiküchenbauers Rational, der Beteiligungsgesellschaft Aurelius, des IT-Leasingdienstleisters Grenkeleasing und des Laborbetreibers Eurofins, allesamt übrigens nur Nebenwerte, erzielte sie Kursgewinne von bis zu 1.000 Prozent.
Weitere Kursinformationen zu Grenke
Weitere Kursinformationen zu Rational
Weitere Kursinformationen zu Eurofins Scientific
Mit 10.000 Euro voll im Börsengeschehen
Ihr Wissen gibt Beate Sander in Börsenseminaren weiter. Laien würden oft vor weniger bekannten Anlageprodukten wie ETFs zurückschrecken, erzählt die Börsenfachfrau. Dabei wäre gerade das etwas für Einsteiger. Die Index-Fonds bilden Aktienindizes wie den Dax nach. "Das heißt, ich kann breit streuen, habe wenig Risiko, die Verwaltungsgebühren sind niedrig", zählt Sander die Vorteile auf.
Wer 10.000 Euro investiere, könne mit verschiedenen ETFs die wichtigsten Märkte weltweit abdecken, oder zukunftsträchtige Branchen wie das Gesundheitswesen, Biotechnologie, IT oder Immobilien. Es lohne sich auch ein Investment in Wasser, das nach Meinung Sanders ebenfalls deutlich an Bedeutung gewinnen wird.
Trotz der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank blieben die Deutschen allerdings ein Volk von Angsthasen und Aktienmuffeln, bemerkt die rüstige Pensionärin. Sie hielten an ihren Sparbüchern mit schleichender Kapitalvernichtung fest. In den Augen von Beate Sander ein Kardinalfehler, gegen den sie mit ihren Ratgebern und Seminaren ankämpft.