Nachhaltige Investments Klimaschutz mit grünen Anleihen?
Ist die Welt noch zu retten? Tausende Jugendliche demonstrieren jeden Freitag unter dem Hashtag "#FridaysforFuture" für Klima- und Umweltschutz. Auch an den Finanzmärkten ist Öko im Trend. Grüne Anleihen boomen.
Was Umwelt- und Klimaaktivisten nicht gelungen ist, hat die 16-jährige schwedische Schülerin Greta Thunberg geschafft: Sie hat eine weltweite Bewegung für den Klimaschutz initiiert. Am vergangenen Freitag zogen hunderttausende Kinder und Jugendliche in über 120 Ländern auf die Straße, um die Erderwärmung zu stoppen. "Make the World Greta again", schreien sie. Am kommenden Samstag erhält die schwedische Umweltkämpferin die "Goldene Kamera" in Sachen Klimaschutz.
"Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren!"
Die Jugendlichen fordern einen entschlosseneren Kampf gegen den Klimawandel. "Wir dürfen keine mehr Zeit vergeuden, um die Welt zu retten ", sagt der 18-jährige Amerikaner Xiuhtezcatl Martinez, der 2015 die UN-Staaten in einer mitreißenden Rede vor der Generalversammlung zum raschen Handeln aufrief und gerade mit dem Senckenberg-Preis ausgezeichnet wurde.
Die neue Klimaschutz-Bewegung mit Greta, Martinez & Co erhöht den Druck auf die Politik, mehr zu tun als bisher. Zwar haben sich die Staaten im Pariser Klimaabkommen 2015 darauf geeinigt, die Erwärmung der Erdatmosphäre auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Das reicht aber Greta & Co nicht. Sie wollen einen schnelleren Kohle-Ausstieg.
Die verstärkten Maßnahmen in der Klimapolitik spiegeln sich auch an den Finanzmärkten wider. Der Trend zu nachhaltigen Investments hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen - auch mit dem öffentlichkeitswirksamen Ausstieg von Banken und Versicherungen aus der Finanzierung von Kohle und Öl. Anleger stecken immer mehr Geld in grüne Produkte - von Nachhaltigkeitsfonds bis Green Bonds.
Volumen von grünen Anleihen hat sich verzehnfacht
Vor allem "grüne Anleihen" sind gefragt. Das Volumen für die Green Bonds hat sich seit 2015 mehr als verzehnfacht und nun erstmals die Marke von 500 Milliarden Dollar überschritten. "Der Boom geht weiter", schreibt die Ratingagentur Scope.
Neben den USA haben besonders China und Frankreich grüne Anleihen ausgegeben. Deutschland hinkt noch hinterher. Lediglich die Kfw und einzelne Bundesanleihen haben Green Bonds emittiert.
Pionierin war die Europäische Investitionsbank, die 2007 als erste grüne Anleihen ausgab. Danach waren es vor allem Förderinstitute wie die KfW, die auf das Instrument setzten. Auch chinesische Banken und der französische Atomkonzern EDF mischen groß im Geschäft mit.
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Gelder fließen in Öko-Projekte
Green Bonds funktionieren wie herkömmliche Anleihen. Der einzige Unterschied: Die Emittenten stecken das eingenommene Geld in Öko-Projekte: zum Beispiel in den Ausbau von Wind- oder Solarenergie, in Aufforstungsprojekte im Regenwald oder in Energieeffizienz-Maßnahmen.
Allerdings sind die Kriterien für Green Bonds noch relativ unklar. Nach Ansicht des Südwind-Instituts fehlt es an voller Transparenz darüber, welche Projekte mit dem angelegten Geld finanziert werden. So könne es vorkommen, dass aus den Green Bonds neben erneuerbaren Energien auch der Kohlebergbau oder gar Atomkraftwerke unterstützt würden. Viele Öko-Puristen können auch nicht nachvollziehen, warum EDF als Atomkraftwerksbetreiber mehrere Öko-Anleihen begeben darf.
Kriterien noch recht vage
2014 haben sich mehrere Dutzend Emittenten auf die Green Bond Principles verständigt. Sie regeln, was als grüne Anleihe gilt, was finanziert werden darf und wie die Mittel verwendet werden sollen. Die Emission soll durch unabhängige Dritte begleitet werden. So analysieren Nachhaltigkeits-Ratingagenturen wie Oekom oder Sustainalytics oder Forschungsinstitute wie Cicero die Green Bonds und geben Zweitmeinungen.
Die Deutsche Börse kommt Anlegern weiter entgegen, die in umweltbezogene Projekte investieren wollen. Der Börsenbetreiber hat im November 2018 ein neues Handelssegment für "grüne Anleihen" geschaffen. Darin sind 150 Anleihen vertreten, mit denen Förderbanken, Unternehmen, Städte und Staaten Klima- und Umweltschutzprojekte finanzieren. Damit trage man der global steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Geldanlagen Rechnung, hieß es.
Alternative Green-Bond-Fonds
Wem einzelne Anleihen zu unsicher sind, kann auch auf breitere Green-Bond-Fonds setzen. Diese investieren in mehrere grüne Anleihen und senken so die Risiken. Allerdings fallen hier höhere Gebühren und - beim Kauf des Fonds über die Hausbank - ein Ausgabeaufschlag an. In Deutschland gibt es mittlerweile 23 Green-Bond-Fonds, die zusammen auf ein Volumen von 2,7 Milliarden Euro kommen. Anbieter der neuartigen Fonds sind unter anderem SEB, Raiffeisen Capital Management, Natixis, Axa Investment Managers, Allianz Global Investors und die Umwelt-Bank. Der größte Fonds ist der NN Euro Green Bond mit einem Volumen von 569 Millionen Euro.
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Noch freilich fristen die grünen Anleihen ein bescheidenes Nischendasein. Sie machen gerade einmal 0,2 Prozent des weltweiten Anleihemarkt aus. Das will die EU-Kommission ändern. Sie drängt Anleger dazu, mehr in nachhaltige Produkte zu investieren, und erwägt die Einführung eines Öko-Labels.
Beitrag zum Klimaschutzziel der EU?
Der Markt für grüne Anleihen könnte eine zentrale Rolle bei der Schließung der großen Finanzierungslücke spielen, um dringende Klimaschutzziele zu erreichen, meint Rhys Petheram, Co-Fondsmanager des Jupiter Global Ecology Diversified Fonds. In der EU werden rund 180 Milliarden Euro pro Jahr an zusätzlichen Investitionen für Energieeffizienz und erneuerbare Energien benötigt, damit bis 2030 die CO2-Emissionen um 40 Prozent gesenkt werden können.
Bleibt die Frage, ob sich gutes Gewissen und Rendite kombinieren lassen. Noch gibt es dazu keine aussagekräftigen Studien. Anbieter wie die Axa betonen aber, dass es keinen Renditeunterschied zwischen grünen und konventionellen Anleihen gebe. "Die Rahmenbedingungen für Green Bonds verbessern sich", meint Johann Plé, Fondsmanager und Öko-Anleihen-Experte bei Axa. "Die Emittenten bieten zunehmend besseres Reporting und mehr Transparenz."