Die Indizes der Deutschen Börse mit Dax, MDax, SDax, TecDax und Gex sind auf einer Anzeigetafel im Handelssaal der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet.
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Rekordjagd an der Börse Warum der MDAX hinterherhinkt

Stand: 13.05.2024 15:39 Uhr

Der deutsche Leitindex DAX eilt von Rekord zu Rekord. Nicht so die "zweite Reihe": Der MDAX hinkt in diesem Jahr deutlich hinterher. Zeigt sich hier die Schwäche der deutschen Wirtschaft?

Eine Analyse von Sebastian Schreiber, ARD-Finanzredaktion

An großen Namen mangelt es der zweiten deutschen Börsenreihe nicht: Zu den 50 Unternehmen, die im MDAX gelistet sind, gehören etwa der Flughafenbetreiber Fraport und die Deutsche Lufthansa, der Sportartikelhersteller Puma oder der Stahlkonzern Thyssenkrupp. Bekanntheit allein aber sorgt nicht für Erfolg an der Börse. Mit den Schwergewichten am Aktienmarkt können die Nebenwerte - also die kleineren und mittelgroßen Unternehmen - derzeit nicht mithalten.

Seit Anfang des Jahres hat der DAX um etwa zwölf Prozent zugelegt, während der MDAX auf der Stelle tritt. Thomas Altmann, Portfoliomanager bei QC Partners, weist darauf hin, dass die größten Konzerne ihr Geld vor allem im Ausland verdienen: "Gerade die deutschen Unternehmen aus dem DAX machen nur einen vergleichsweise geringen Teil ihrer Umsätze - zuletzt 18 Prozent - in Deutschland, während diese Teile in den Nebenwerteindizes deutlich höher ausfallen."

Schwache Wirtschaft belastet kleinere Börsenunternehmen

Analysten beziffern den Teil, den die MDAX -Konzerne in Deutschland umsetzen, auf etwa ein Drittel. Das heißt: Die Schwäche der deutschen Wirtschaft werde unter den mittleren und kleineren börsennotierten Unternehmen deutlicher sichtbar, so Joachim Schallmayer, Kapitalmarktstratege der Deka Bank.

Die deutsche Wirtschaft sei besonders stark von den Krisen der Welt getroffen worden, etwa dem Krieg in der Ukraine und den gestiegenen Energiekosten: "Und schließlich hat Deutschland die rote Laterne inne, was das Wirtschaftswachstum in Europa anbelangt - leider. Und das strahlt natürlich auch auf die MDAX-Unternehmen aus", so Schallmayer.

Sinkende Zinsen könnten für Aufschwung sorgen

Dazu komme, so der Deka-Experte, dass die etwas kleineren börsennotierten Konzerne besonders unter den gestiegenen Zinsen und schlechteren Finanzierungsbedingungen gelitten haben. Sie könnten im Umkehrschluss auch besonders profitieren, wenn die Europäische Zentralbank im Juni tatsächlich damit beginnt, die Zinsen zu senken.

Das Stimmungstief sei durchschritten: "Man wird sehen, dass die MDAX-Unternehmen in einem schwierigen Umfeld gut zurechtkommen und die Talsohle jetzt durchschritten haben. Das zeigen beispielsweise die Einkaufsmanagerindizes an", so Schallmayer.

Nebenwerteindizes weiter hinter Rekordmarken

Noch aber driftet die Schere zwischen den Indizes immer weiter auseinander. Das drückt sich auch in Zahlen aus: Gerade hat der DAX wieder ein Rekordhoch erreicht. Es liegt bei weit über 18.000 Punkten.

Anders sieht das bei den Nebenwerten aus: MDAX und SDAX, die Indizes der kleineren Unternehmen, sind von ihren bisherigen Bestmarken weit entfernt. Sie stammen aus dem Jahr 2021. Damals noch galten die deutschen Nebenwerteindizes als besonders stark - die Renditen fielen teilweise deutlich höher aus als im DAX.

Nebenwerte zurück zu alter Stärke?

Können die Unternehmen aus der zweiten Reihe die Lücke wieder schließen? Deka-Analyst Schallmayer ist zuversichtlich. Helfen könnten dabei solide Gewinnaussichten, eine stabile Weltkonjunktur und die bald wohl sinkenden Zinsen: "In der Kombination ist es etwas, das von den Rahmenbedingungen her dafür spricht, dass man diesen großen Bewertungsabschlag, den die MDAX-Unternehmen derzeit haben, dann auch peu à peu aufholen kann."

Ob, wann und wie schnell die Nebenwerteindizes tatsächlich zu alter Stärke zurückfinden, bleibt abzuwarten. Bis zu den Rekorden, wie der DAX sie zuletzt aufgestellt hat, dürfte es eine Weile dauern. Vom bisherigen Allzeithoch ist der MDAX mehr als 25 Prozent entfernt.

Sebastian Schreiber, HR, tagesschau, 13.05.2024 15:08 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 14. Mai 2024 um 11:51 Uhr.