Kursverluste an den Börsen Märkte misstrauen Brüsseler Beruhigungspillen
Die Finanzminister der Eurozone setzen in der Schuldenkrise auf eine Beruhigung der Märkte. Doch ihre Beschlüsse führten nicht zum Ziel. Zeitweise brachen an Europas Börsen die Kurse ein. Auch der Euro verlor deutlich an Wert. Die Zinsen für italienische Staatsanleihen schnellten empor.
Auch nach den Beschlüssen der Eurogruppe kommen die Finanzmärkte nicht zur Ruhe. Am Morgen nach dem Treffen der Finanzminister der Eurozone gingen die wichtigen europäischen Börsen auf Talfahrt. Angesichts der Schuldenkrise verlor auch die Gemeinschaftswährung an Wert. Der Euro kostete weniger als 1,40 US-Dollar und notierte zeitweise sogar unter der Marke von 1,39 Dollar. Bis zum Mittag wurde ein Teil der Verluste allerdings wieder wettgemacht. Am Nachmittag standen dann sogar an einzelnen Börsen unter dem Strich Gewinne zu Buche.
Kursverluste in Mailand
An der Mailänder Börse, die wegen der aktuellen Schuldenprobleme Italiens besonders im Mittelpunkt steht, sackte der Leitindex FTSE-MIB am Morgen um 3,8 Prozent ab. Vor allem Aktien von Banken und Finanzkonzernen kosteten deutlich weniger als am Tag zuvor. Anteile der Unicredit brachen teilweise um acht Prozent ein. Die Kursschwankungen führten dazu, dass der Handel mit Unicredit-Aktien zeitweise ausgesetzt werden musste. Die Papiere von Intesa Sanpaolo, einem der anderen großen Kreditinstitute des Landes, verloren bis zu 7,3 Prozent an Wert. Allerdings führte die folgende Erholung bei den Bankaktien dazu, dass sich auch die Börse insgesamt im weiteren Tagesverlauf positiv entwickelte und am frühen Nachmittag sogar ein Plus verbuchte. Selbst die Unicredit-Aktie holte ihre Verluste auf und drehte am Nachmittag deutlich ins Plus.
Der französische Leitindex CAC40 verzeichnete am Vormittag Verluste von mehr als zwei Prozent - ebenso wie der wichtigste britische Index FTSE100. In Deutschland stürzte der Leitindex Dax sogar vorübergehend um mehr als drei Prozentpunkte ab und rutschte unter die Marke von 7000 Punkten. Später wurden die Verluste aber deutlich abgemildert.
Italienische Staatsanleihen verteuern sich
Auch bei den Staatsanleihen wurde deutlich, dass Anleger den beruhigenden Aussagen vieler EU-Politiker nur wenig Glauben schenken. Die Zinsen für italienische Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit schossen auf mehr als sechs Prozent nach oben. Dieser Zinssatz, der die Gefahrenzulage der Anleger und das Ausfallrisiko widerspiegelt, stiegt damit auf den höchsten Wert seit 1997. Bei der Ausgabe eines Geldmarktpapiers mit zwölf Monaten Laufzeit gelang es jedoch, genug Käufer für das angestrebte Gesamtpaket von Papieren im Wert von 6,75 Milliarden Euro zu finden. Die Investoren verlangten dabei eine Rendite von 3,67 Prozent. Dies ist der höchste Zinssatz seit September 2008. Zuletzt hatte Italien den Anlegern bei einer vergleichbaren Auktion nur 2,14 Prozent bieten müssen.