Deal zwischen RWE und Eon Übernahme mit mehreren Auflagen
Die EU-Wettbewerbshüter haben den Stromdeal zwischen Teilen von RWE und Eon unter Auflagen erlaubt. Damit können die beiden Essener Unternehmen den deutschen Strommarkt umkrempeln.
Entscheidung in Brüssel: Die EU hat die Übernahme der RWE-Tochter Innogy durch den Energiekonzern Eon unter Auflagen genehmigt. Die Übernahme führe nicht zu weniger Auswahl und höheren Preisen, teilte die Brüsseler Behörde mit.
Die beiden Essener Konzerne wollen die RWE-Tochter Innogy zerschlagen und ihre Geschäftsfelder komplett neu aufteilen. Eon soll die Netze und das Endkundengeschäft von Innogy erhalten, RWE die erneuerbaren Energien von Innogy und Eon.
Die langjährigen Rivalen wollen sich nicht mehr in die Quere kommen. RWE wird zum Produzenten und Großhändler von Strom. Eon, künftig ohne eigene Kraftwerke, will sich auf den Transport und Verkauf von Strom, Gas und Energiedienstleistungen an Haushalte und Unternehmen konzentrieren.
Die RWE-Tochter Innogy soll zerschlagen und ihre Geschäftsfelder komplett neu aufgeteilt werden.
Künftig eng verbunden
Neu ist auch, dass beide Konzerne künftig geschäftlich eng miteinander verbunden sind. Denn RWE erhält im Zuge des Tauschgeschäfts eine Beteiligung von 16,7 Prozent an Eon und kann so von dessen Dividenden profitieren.
"Privat- und Geschäftskunden in Europa müssen Strom und Gas zu wettbewerbsfähigen Preisen beziehen können. Wir können heute die Übernahme von Innogy durch Eon genehmigen, weil die Verpflichtungszusagen von Eon sicherstellen, dass der Zusammenschluss in den Ländern, in denen diese Unternehmen tätig sind, nicht zu einer geringeren Auswahl und höheren Preisen führen wird", sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.
Zu den Auflagen gehört nun, dass Eon unter anderem 34 Ladestationen für Elektroautos an deutschen Autobahnen abgeben muss. Die Ladestationen sollen künftig von einem Drittanbieter betrieben werden. Zudem muss Eon die Verträge mit den meisten seiner Heizstromkunden in Deutschland abgeben. "Wir hätten diese Geschäfte gern fortgeführt, werden die Auflagen der EU-Kommission aber selbstverständlich umsetzen", räumte Eon-Chef Johannes Teyssen ein. "Vor dem Hintergrund der großartigen Entwicklungschancen für die neue Eon sind diese Zugeständnisse verkraftbar."
Die "neue RWE"
RWE, wegen seiner Braunkohlekraftwerke in der Kritik, wird durch den Deal mit Eon zu einem führenden Anbieter von erneuerbaren Energien - bei der Windenergie auf See nach eigenen Angaben die Nummer zwei weltweit. "Brüssel hat heute den Weg freigemacht für die 'neue RWE'", sagte Vorstandschef Rolf Martin Schmitz. "Das macht uns zu einem global führenden Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energien. Mit jährlichen Investitionen von 1,5 Milliarden Euro netto wollen wir diese Position festigen und weiter ausbauen."
In Deutschland wird der Anteil von RWE an der Ökostrom-Erzeugung aber vorerst nur gering ausfallen. Von den rund 100 Gigawatt erneuerbarer Energien in Deutschland verfügt RWE nach Angaben von Vorstandschef Schmitz nur über ein Gigawatt.
Lichtblick spricht von "Machtkonzentration"
Der Ökostrom-Anbieter Lichtblick kritisierte den Deal und sprach von einer nie dagewesenen "Machtkonzentration im deutschen Energiemarkt". Der Zusammenschluss der zwei größten deutschen Energiekonzerne sei eine weitere Zäsur für den deutschen Energiemarkt - zahlen müssten letztlich die Verbraucher und der Industriestandort Deutschland. Die Auflagen seitens der EU seien "geradezu lächerlich", monierte Lichtblick.
Großteil der Innogy-Arbeiten wechseln zu Eon
Für Innogy, erst vor drei Jahren von der Konzernmutter RWE an die Börse gebracht, bedeutet die Entscheidung aus Brüssel das Aus. Der Großteil der mehr als 40.000 Mitarbeiter wird zu Eon wechseln. Dabei sollen bis zu 5000 Stellen aus beiden Unternehmen ohne betriebsbedingte Kündigungen abgebaut werden. Das neue Unternehmen wird den Namen Eon behalten.
Eon und RWE hatten im März 2018 Pläne für ihre Neuausrichtung auf dem deutschen Energiemarkt bekanntgegeben. Im Februar diesen Jahres hatte die Behörde bereits die Übernahme von Teilen des Eon-Konzerns zur Erzeugung von Öko- und Atomstrom durch RWE genehmigt.