China kündigt Anti-Dumping-Verfahren an Pekings Revanche im Solarstreit mit der EU
Die Konflikte im globalen Solarhandel nehmen zu: Im September leitete die EU ein Anti-Dumping-Verfahren gegen Solarprodukte aus China ein. Nun will die chinesische Regierung gegen den Import von Polysilizium aus der EU ermittelt. Es dient der Herstellung von Solarzellen.
Von Markus Rimmele, ARD-Hörfunkstudio Schanghai
Die chinesischen Behörden wollen den Import von Polysilizium genauer unter die Lupe nehmen. Polysilizium wird für die Herstellung von Solarzellen benötigt. Chinas Unternehmen beziehen es häufig aus Europa. Jetzt drohen Strafzölle auf die Einfuhren. Denn Peking will prüfen, ob diese die chinesischen Anti-Dumping-Regeln verletzen. Details wurden keine genannt.
Man werde die Ermittlungen gegen die EU nun mit den bereits laufenden gegen die USA und Südkorea verschmelzen, heißt es auf der Webseite des Handelsministeriums. Die Untersuchung könnte bis zu einem Jahr dauern.
Überraschend ist der Schritt nicht. Beobachter hatten mit einer Vergeltung aus Peking gerechnet, einer Reaktion auf das laufende Anti-Dumping-Verfahren in Europa gegen die chinesischen Solarhersteller.
Absturz einer Hoffnungsindustrie
Die Konflikte im globalen Solarhandel nehmen zu. Was einst als Hoffnungsbranche begann, ist heute eine Krisenindustrie. Die Preise verfallen wegen eines großen Überangebots. Allein im vergangenen Jahr gingen sie um fast 50 Prozent zurück. Firmen in Europa und Amerika gehen pleite.
Ein Grund sind die gekürzten Fördergelder für Solaranlagen. Die Hersteller im Westen machen aber auch die chinesische Konkurrenz für den Preisabsturz verantwortlich. Die Firmen dort erhielten günstige Kredite, Land und andere Staatshilfen, so der Vorwurf.
Die US-Regierung verhängte bereits hohe Strafzölle auf chinesische Solarprodukte. Allerdings sind auch Chinas Hersteller von der Krise betroffen. Die großen Solarkonzerne des Landes fahren Milliardenverluste ein.