März 2009 Das Zittern bei Opel geht weiter
Die Krise um den US-Autobauer General Motors spitzt sich zu - und damit auch die Frage, ob der deutsche Staat die GM-Tochter Opel retten sollte. Mehrere Krisentreffen bleiben ohne Ergebnis. Die Kritik am GM-Management wächst und der Streit um Opel wird mehr und mehr auch zum Streit innerhalb der Großen Koalition.
01. März 2009: Ein EU-Sondergipfel endet ohne konkrete Beschlüsse. Ein von Ungarn geforderter Sonderfonds für Osteuropa wird abgelehnt.
02. März 2009: Ein Krisentreffen in Sachen Opel im Bundeswirtschaftsministerium endet ohne Ergebnis. Der von der Konzernspitze vorgelegt Opel-Rettungsplan stößt auf Kritik. Die US-Regierung muss zum dritten Mal innerhalb weniger Monate den Versicherer AIG retten und stellt weitere 30 Milliarden Dollar zur Verfügung.
03. März 2009: Die CeBIT 2009 fällt wegen der Wirtschaftskrise deutlich kleiner aus als in den Vorjahren. Während in Deutschland zumindest die Hersteller kleinerer Autos von der Abwrackprämie profitieren und die Zahl der Zulassungen um 21 Prozent steigt, beantragt mit Toyota nun auch der weltweit größte Autohersteller Staatshilfen. Die OECD hält Autosubventionen dagegen für Geldverschwendung.
04. März 2009: General Motors kündigt an, bei Opel 3500 Stellen zu streichen. Kanzlerin Merkel will sich bei der Entscheidung über eventuelle Staatshilfen aber nicht unter Zeitdruck setzen lassen. In den USA meldet die Autoindustrie einen dramatischen Absatzeinbruch. Auch Deutschlands Maschinenbauer verzeichnen ein dickes Minus in den Auftragsbüchern. Die deutschen Kommunen fordern wegen der Schieflage bei der AIG Hilfen der KfW-Bankengruppe.
05. März 2009: Die Kritik am Opel-Rettungsplan wächst. Die IG Metall befürchtet, bei einer Opel-Insolvenz seien bis zu 400.000 Jobs in Gefahr. Die deutschen Lkw-Hersteller melden ein Minus bei den Aufträgen von bis zu 95 Prozent. China will trotz der Krise im laufenden Jahr ein Wachstum von acht Prozent erreichen.
06. März 2009: Der Bundestag verabschiedet gegen heftige Kritik der Opposition das Rettungsübernahmegesetz, mit dem notfalls Banken verstaatlicht werden können. Die Opelspitze wird ins Kanzleramt zitiert, doch auch dieses Treffen bleibt ohne konkrete Ergebnisse. Die Bundesregierung überlegt öffentlich, ob eine Insolvenz des Konzerns die bessere Lösung wäre. Die Aktien des Mutterkonzerns General Motors fallen auf ein 75-Jahres-Tief. Die US-Arbeitslosenzahlen steigen auf den höchsten Stand seit 1983.
08. März 2009: Die Frage möglicher Opel-Staatshilfen sorgt mehr und mehr für Streit innerhalb der Großen Koalition.
09. März 2009: Die Asiatische Entwicklungsbank schätzt, dass die Krise bisher weltweit Vermögen in Höhe von 50 Billionen Dollar vernichtet hat. In Deutschland sieht sich auch der Mittelstand zunehmend von der Krise betroffen. In Island wird auch die letzte noch verbliebene private Großbank verstaatlicht.
10. März 2009: Die Bundesbank erzielt einen Überschuss in Höhe von 6,3 Milliarden Euro. Die deutschen Exporte brechen im Januar um mehr als 20 Prozent ein. Lichtblick aus den USA: Die angeschlagene Großbank Citigroup meldet nach langer Durststrecke erstmals wieder Gewinne.
11. März 2009: Kanzlerin Merkel spricht von der "schlimmsten Wirtschaftskrise seit 1945". Wirtschaftsminister Guttenberg plädiert für niedrigere Umsatzsteuersätze im Handwerk, Merkel und Finanzminister Steinbrück lehnen ab. Continental schließt zwei Werke für die Produktion von Lkw-Reifen, Daimler kündigt für vier Lkw-Werke Kurzarbeit an. Bei der ITB in Berlin beklagen die Aussteller die Zurückhaltung der Deutschen bei der Urlaubsbuchung.
12. März 2009: In den USA werden immer mehr Immobilien zwangsversteigert - und das, obwohl die großen Banken zeitweilig auf Vollstreckungen verzichten. Die Wirtschaftsforschungsinstitute HWWI und IfW senken ihre Wachstumsprognosen. Sie gehen nun von einem Schrumpfen des BIP um bis zu 3,8 Prozent aus. Forderungen aus den USA, die Europäer sollten mehr Geld für die Konjunkturstützung ausgeben, weisen mehrere EU-Spitzenpolitiker zurück. Und: Auch Superreiche sind Opfer der Finanzmarktkrise, meldet die Forbes-Liste.
13. März 2009: Die Regierung bleibt bei ihrer Linie: Kein neues Konjunkturpaket, keine niedrigere Mehrwertsteuer - und auch keine Sonderrolle für Opel. Die Allianz wagt angesichts der Krise keinen Ausblick für 2009 - und zahlt ihrem Vorstand Millionenprämien trotz der im vergangenen Jahr erlittenen Milliardenverluste.
14. März 2009: Die G20-Finanzminister einigen sich bei ihrem Vorbereitungstreffen für den Weltfinanzgipfel auf das Ziel, den Internationalen Währungsfonds zu stärken und die Kontrolle der Finanzmärkte zu verbessern.
16. März 2009: Großaktionär Flowers fordert bei einer Anhörung im Bundestag eine Kapitalerhöhung für die angeschlagene Immobilienbank Hypo Real Estate statt der geplanten Möglichkeit zur Enteignung der Aktionäre. Bundeswirtschaftsminister Guttenberg berichtet nach einem Treffen mit der Spitze von General Motors von einem "Entgegenkommen" in der Frage des Opel-Sanierungskonzepts.
17. März 2009: Die Wirtschaftsforschungsinstitute DIW und IWH senken ihre Konjunkturprognosen für Deutschland deutlich. Wirtschaftsminister Guttenberg vereinbart mit der US-Regierung eine enge Zusammenarbeit bei den Rettungsbemühungen für Opel.
18. März 2009: Die US-Notenbank Fed will eine Billion Dollar in die Wirtschaft pumpen und vor allem Staatsanleihen aufkaufen. Rumänien gibt bekannt, mit dem IWF und der EU über Kredite von bis zu 20 Milliarden Euro zu verhandeln, um die Folgen der Finanzkrise zu bewältigen. Die deutschen Sparkassen melden trotz der Krise einen Milliardengewinn für 2008. Im Ringen um ein Rettungskonzept für Opel soll der Unternehmensberater Roland Berger zwischen General Motors und der Bundesregierung vermitteln.
19. März 2009: Die US-Regierung startet ein Hilfsprogramm für die Autozulieferer im Umfang von fünf Milliarden Dollar. Der Internationale Währungsfonds korrigiert seine Konjunkturprognose und erwartet 2009 ein Schrumpfen der Weltwirtschaft um 0,5 bis 1,0 Prozent. Die deutschen Opel-Händler stimmen für eine finanzielle Beteiligung an dem Konzern, um zu dessen Rettung beizutragen.
20. März 2009: Der Bundestag beschließt das Rettungsübernahmegesetz, das die Verstaatlichung von Banken und die Enteignung ihrer Aktionäre ermöglicht. Der EU-Gipfel stellt weitere 100 Milliarden Euro an Hilfen für Staaten bereit, die durch die Finanzkrise in Zahlungsschwierigkeiten geraten.
22. März 2009: Das Emirat Abu Dhabi wird mit Hilfe der Investmentfirma Aabar Großaktionär bei Daimler und zahlt für 9,1 Prozent der Anteile 1,95 Milliarden Euro.
23. März 2009: Die US-Regierung stellt die Details eines öffentlich-privaten Investitionsprogramms vor, mit dem Banken und Finanzkonzernen faule Kredite und Wertpapiere im Umfang von bis zu einer Billion Dollar abgekauft werden sollen.
24. März 2009: Als Konsequenz aus der Finanzkrise fordert China ein Abkehr vom US-Dollar als Leitwährung und eine neue Weltreservewährung auf Basis der Sonderziehungsrechte des IWF. Die Hamburger Sparkasse muss sich wegen des Verkaufs von Zertifikaten der insolventen Bank Lehmann Brothers an Kunden vor Gericht verantworten.
25. März 2009: Die Große Koalition einigt sich auf die Aufstockung der Abwrackprämie aus dem Konjunkturpaket II. EU und IWF stützen Rumänien mit Krediten über 20 Milliarden Euro.
26. März 2009: Die US-Regierung stellt als Konsequenz aus der Finanzkrise ihr Modell einer stärkeren Regulierung und Kontrolle der Finanzmärkte vor. Die WestLB gibt nach dem Rekordverlust 2007 für 2008 wieder einen kleinen Gewinn bekannt.
27. März 2009: Die KfW-Bankengruppe meldet für 2008 einen Verlust von 2,7 Milliarden Euro. In Erwartung einer Verstaatlichung der Immobilienbank Hypo Real Estate legt Großaktionär J.C. Flowers seinen Sitz im Aufsichtsrat nieder.
28. März 2009: Der Bankenrettungsfonds SoFFin steigt bei der angeschlagenen Immobilienbank Hypo Real Estate ein und sichert sich für 60 Millionen Euro eine Beteiligung von 8,7 Prozent.
29. März 2009: Die Bank von Spanien als oberste Aufsichtsbehörde rettet die erste Bank vor der Pleite. Betroffen ist die regionale Sparkasse Caja Castilla-La Mancha (CCM).
30. März 2009: Der Chef des US-Autobauers General Motors, Wagoner, tritt zurück. Er beugt sich damit dem Druck der US-Regierung, die seinen Abgang zur Bedingung für weitere finanzielle Staatshilfen für die angeschlagenen amerikanischen Autohersteller gemacht haben soll.
31. März 2009: Bundeskanzlerin Merkel verspricht Opel staatliche Hilfe bei der Investorensuche und zeigt sich zu möglichen Bürgschaften bereit.