Verschärftes EU-Klimaziel Neue Vorschriften für die Autoindustrie?
Medienberichten zufolge will Brüssel sein Klimaziel deutlich verschärfen - mit Folgen für die Automobilindustrie: Die wird in den kommenden Jahren noch stärker auf alternative Antriebsarten setzen müssen.
Um ihr Klimaziel bis zum Jahr 2030 zu erreichen, wird die EU-Kommission der Autoindustrie voraussichtlich scharfe neue Vorgaben machen. Das berichten die Nachrichtenagentur dpa und die "Süddeutsche Zeitung" übereinstimmend. Brüssel will den Treibhausgas-Ausstoß danach bis zum Ende des Jahrzehnts um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 senken - anstatt wie bislang geplant um 40 Prozent. Das hat auch Konsequenzen für die Automobilbranche: Um das EU-Klimaziel zu erreichen, muss der CO2-Ausstoß bei Autos bis 2030 pro Kilometer um 50 Prozent sinken.
Konkrete Vorschläge im Juni 2021
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen will in der kommenden Woche das verschärfte Klimaziel vorstellen. Hintergrund der Entscheidung ist eine Machbarkeitsstudie, die auch Zahlen für den Autoverkehr beinhaltet. Dass Brüssel den Autobauern ein neues CO2-Einsparziel vorschreiben wird, wurde bislang nicht bestätigt. Eine Kommissionssprecherin erklärte lediglich, dass konkrete Vorschläge für die Autoindustrie im Juni 2021 zu erwarten seien, wenn das Gesamtkonzept vorgestellt werde.
Laut "Süddeutscher Zeitung" sehen die EU-Pläne auch vor, den Verkehrs- und Gebäudesektor in das System des europäischen Emissionshandels zu integrieren. Das könnte zu einer Erhöhung der Preise für Treibstoffe wie Benzin und Diesel führen. Um die Emissionswerte im Autoverkehr zu reduzieren, kann die EU-Kommission der Industrie unterschiedliche Vorgaben machen: einerseits die Einhaltung von Emissionsstandards, andererseits die Entwicklung und Einführung neuer Treibstoffe oder Antriebsarten.
Warnung vor Überforderung der Autobranche
Die deutsche Autoindustrie warnt seit längerem davor, dass schärfere EU-Klimaziele die Branche überfordern könnten. Die Autobauer befinden sich derzeit im Wandel hin zu alternativen Antrieben und immer mehr Internet im Auto. Doch vor allem mittelständische Zulieferer haben die Umstellung auf alternative Antriebsarten bislang noch nicht vollzogen und setzen weiter auf Verbrennungsmotoren. Verschärft wird die Lage zusätzlich durch eine Absatzflaute aufgrund der Corona-Pandemie. Jobs stehen auf dem Spiel.
Auf einem Autogipfel im Kanzleramt vergangene Woche hatten Politik und Wirtschaft deshalb beschlossen, die Einrichtung eines Transformationsfonds zu prüfen. Firmen sollen mit Eigenkapital gestärkt werden, um in E-Mobilität und Digitalisierung investieren zu können.
Die Große Koalition hatte im Juli höhere Kaufprämien für E-Autos beschlossen und damit deren Absatz angekurbelt. Gegen eine Bezuschussung herkömmlicher Verbrenner gibt es weiter Widerstand von verschiedenen Seiten, maßgeblich aus den Reihen der SPD.