Konsequenz aus Abgastests Daimler schmeißt EUGT-Mitarbeiter raus
Nach Volkswagen hat auch Daimler personelle Konsequenzen aus den Abgastests an Affen gezogen. Ein Mitarbeiter sei freigestellt worden, teilte der Konzern mit. BMW hingegen stellt sich hinter seinen EUGT-Mitarbeiter.
Im Zusammenhang mit den Abgasversuchen an Affen hat nach Volkswagen nun auch Daimler personelle Konsequenzen gezogen. Der Mitarbeiter, der den Stuttgarter Autokonzern im Vorstand der Lobbyorganisation EUGT vertreten hatte, werde freigestellt, teilte Daimler mit, ohnen einen Namen zu nennen. Das habe der Vorstand entschieden. "Die Freistellung erfolgt mit sofortiger Wirkung." Im Tätigkeitsbericht der Vereinigung von 2012 bis 2015 ist Udo Hartmann als Daimler-Vertreter in EUGT-Vorstand aufgeführt, der Konzernbeauftrage für Umweltschutz bei Daimler.
Die eingeleiteten umfassenden Untersuchungen zu dem Fall sollten von einer externen Kanzlei unterstützt werden. Man werde den Sachverhalt lückenlos aufklären. Das Unternehmen bekräftigte, die Versuche der EUGT aufs Schärfste zu verurteilen und sich davon zu distanzieren. Das Vorgehen der EUGT widerspreche "unseren Werten und ethischen Prinzipien".
VW reagierte früher
VW hatte seinen Cheflobbyisten, den früheren Regierungssprecher Thomas Steg, bis zur vollständigen Aufklärung der Vorgänge gestern freigestellt. BMW hat sich bislang nicht zu möglichen Folgen geäußert.
BMW: "Kritisch hinterfragt"
BMW entschied sich anders. Die BMW Group stehe zu ihrer Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern, sagte ein Sprecher. Der Mitarbeiter, der den Münchner Autokonzern von 2011 bis 2015 als Referent bei der EUGT vertreten hatte, bleibe bei der BMW Group. Er werde nur vorerst auf eigenen Wunsch von seinen aktuellen Aufgaben im Bereich von urbaner Mobilität und Kommunen befreit, teilte das Unternehmen mit.
Der Mitarbeiter habe glaubhaft versichert, dass er EUGT-Tierversuche kritisch hinterfragt habe. BMW habe an den Studien nicht mitgewirkt. Für den Mitarbeiter gelte die Unschuldsvermutung.
EUGT sollte für Diesel werben
Daimler hatte zusammen mit Volkswagen, BMW und dem Zulieferer Bosch die Forschungsgruppe "European Group on Environment and Health in the Transport Sector" (EUGT) 2007 gegründet. Ziel war es, die Gesundheitsfolgen von Schadstoffen wie das von Dieselmotoren ausgestoßene Stickoxid zu erforschen.
Der Lobbyverein wollte 2014 mit Versuchen an Affen offenbar nachweisen, dass Dieselabgase weit weniger gefährlich sind als von der Weltgesundheitsorganisation WHO festgestellt. Er förderte auch ein Experiment, bei dem sich in Deutschland 25 Probanden an einem Institut der Uniklinik RWTH Aachen dem Reizgas Stickstoffoxid aussetzten.
Konzerne versprechen Besserung
Nach Angaben des Verkehrsministerium sicherten die drei Autohersteller inzwischen zu, eigene Studien mit Forschungen an Lebewesen zukünftig auszuschließen. Die Unternehmen wollten sich direkt oder indirekt nur noch an Studien beteiligen, bei denen die Einhaltung geltenden deutschen Rechts und deutscher Ethikgrundsätze gewährleistet sei, teilte das Ministerium nach einer Sondersitzung seiner Abgas-Untersuchungskommission mit. Die Hersteller wollten zudem prüfen, ob es noch andere Vereine wie die EUGT gibt.