Betriebserlaubnis erteilt Mercedes-Diesel können nachgerüstet werden
Das Kraftfahrt-Bundesamt hat eine Betriebserlaubnis für die Hardware-Nachrüstung für Diesel-Pkw von Daimler erteilt. Zuvor hatte es eine Genehmigung für Volvo gegeben.
Die jetzt vorliegende Betriebserlaubnis zur Nachrüstung von Daimler-Diesel-Fahrzeugen ist die erste für einen deutschen Massenhersteller. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) veröffentlichte die Genehmigung des Nachrüst-Systems des Anbieters Dr Pley SCR Technology auf seiner Internetseite. Der Nachrüster mit Sitz in Bamberg hatte sich bereits seine Technik für Volvo-Diesel-Fahrzeuge genehmigen lassen.
Nach Angaben des Nachrüstentwicklers Pley können die vom KBA genehmigten Systeme in bestimmten Daimler-Modellen der E- und C-Klasse sowie im SUV GLK mit der Schadstoffklasse Euro 5 eingesetzt werden. Fahrzeughalter können auf einem Online-Portal prüfen, ob eine Hardware-Nachrüstung bei ihrem Modell möglich ist. Das Portal schaltete Daimler bereits in der vergangenen Woche frei.
Im Interview mit dem BR spricht Nachrüster Martin Pley die aus seiner Sicht gute Zusammenarbeit mit Daimler an: "Im Vergleich zu allen anderen Herstellern hat uns Daimler bei der Entwicklung der Hardware-Nachrüstung uneingeschränkt unterstützt."
Nun können auch Diesel-Pkw von Daimler nachgerüstet werden.
Daimler zahlt Zuschuss
Im Gegensatz zu Volvo beteiligt sich Daimler mit jeweils bis zu 3000 Euro an den Kosten für die Hardware-Nachrüstung - allerdings nur für Kunden "in definierten Schwerpunktregionen". Nach Angaben eines Daimler-Sprechers ist noch unklar, wie viele Diesel-Besitzer diesen Zuschuss beantragen werden. "Eine verlässliche Schätzung ist derzeit noch sehr schwierig", sagte er.
Neben Daimler erklärte sich auch Volkswagen dazu bereit, die Hardware-Nachrüstung finanziell zu unterstützen. Bislang liegt allerdings noch keine Betriebserlaubnis des KBA für ein Nachrüstsystem von VW-Modellen vor. Die Baumot Group AG reichte nach BR-Informationen einen entsprechenden Antrag für die Genehmigung eines Nachrüstsystems ein.
Dieses soll bei Modellen in verschiedenen Fahrzeugen des Konzerns einsetzbar sein, die mit einem bestimmten 1.6-Liter-Diesel-Motor ausgestattet sind. Das Nachrüstunternehmen mit Sitz in Königswinter versah bereits einen Passat Diesel Euro 5 mit einer Hardware-Nachrüstung und konnte so den Stickoxid-Ausstoß deutlich auf etwa 130 mg/km reduzieren.
Die deutsche Autoindustrie hatte sich lange gegen die Hardware-Nachrüstung gewehrt.
Harnstofflösung reinigt Diesel-Abgase
Technisch funktionieren die Nachrüstsysteme ähnlich: Beide Hersteller setzen auf die sogenannte SCR-Technologie - Selektive Katalytische Reduktion. Dabei führt das System nach der Verbrennung des Diesel-Kraftstoffs im Motor bei der Abgasreinigung eine künstlich hergestellte Harnstofflösung in den nachgerüsteten Katalysator ein. Sowohl dieser als auch ein Tank, in dem diese Harnstofflösung ("Ad Blue") untergebracht ist, werden bei der Nachrüstung in das Auto verbaut.
Die deutsche Autoindustrie und auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hatten sich lange gegen die Hardware-Nachrüstung gesträubt. Der CSU-Politiker betonte seit seinem Amtsantritt im März 2018 wiederholt, er und sein Haus hätten "technische und finanzielle Bedenken gegen die Diesel-Umrüstung".
Trotzdem legte das Ministerium Ende Dezember 2018 die technische Richtlinie vor, die näher definiert, welche Anforderungen die Systeme der Nachrüster erfüllen müssen. Sie schreibt unter anderem vor, dass die Technik mindestens 100.000 Kilometer oder fünf Jahre lang reibungslos funktionieren muss. Außerdem dürfen die nachgerüsteten Diesel-Fahrzeuge nicht mehr als 270 Milligramm Stickoxide pro Kilometer ausstoßen.