Nutri-Score Nährwertkennzeichnungssystem auf einer Lebensmittelverpackung

Lebensmittelampel Kein Nutri-Score mehr auf Milchdrinks von Danone

Stand: 06.09.2024 14:57 Uhr

Der Lebensmittelriese Danone will die freiwillige Nutri-Score-Bewertung von trinkbaren Milchprodukten schrittweise entfernen. Denn nach einer neuen Bewertung würden sie in eine Kategorie mit Softgetränken eingeordnet werden.

Der französische Danone-Konzern nimmt das Lebensmittel-Logo Nutri-Score nach Änderungen am Berechnungsmodell von Teilen seines Sortiments herunter. Bei trinkbaren Milchprodukten und pflanzenbasierten Drinks soll es von September an schrittweise entfernt werden, teilte das Unternehmen mit.

Das Lebensmittel-Logo in Form einer Ampel und mit den Buchstaben von A bis E wird als Hilfe beim Kauf von Lebensmitteln genutzt, um schnell zu erkennen, wie gesund oder ungesund die Produkte sind. Bei den Getränken wurde dabei im vergangenen Jahr eine neue Berechnung des Nutri-Scores beschlossen.

Danone: "Vollkommen absurde" Nutri-Score-Bewertungen

Seit Ende letzten Jahres werden nun auch Milch, Milch- und Pflanzengetränke als Getränke bewertet und nicht mehr wie bisher als allgemeine Lebensmittel. Als einziges Getränk kann weiter Wasser die beste A-Bewertung erhalten. Der Einsatz von Süßungsmitteln wird dagegen mit "Negativ-Punkten" berücksichtigt, wodurch Produkte eine Kategorie schlechter abschneiden.

Für das Getränkesortiment von Danone hat das Folgen. Nach dem neuen Algorithmus würden die trinkbaren Milchprodukte in einer Kategorie mit Softdrinks eingeordnet, obwohl es seit Jahrzehnten wissenschaftliches Basiswissen sei, dass Milchgetränke und Milchalternativen als Nahrungsmittel gesehen würden, kritisierte der Konzern die Neuberechnung. Dies verursache Verwirrung bei den Verbrauchern und würde zu "vollkommen absurden und nicht mehr nachvollziehbaren Nutri-Score-Bewertungen führen", sagte ein Sprecher. Danone selbst hatte das Logo als ein Pionier auf dem deutschen Markt eingeführt.

Kritik von Foodwatch an Rückzieher

Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte Danone für seinen Rückzug von der Lebensmittelampel. "Kaum erhalten einige Produkte eine orangene oder rote Ampel, macht Danone einen Rückzieher aus der verbraucherfreundlichen Kennzeichnung mit dem Nutri-Score. Verantwortung für gesunde Ernährung sieht anders aus", kommentierte Luise Molling von Foodwatch die Entscheidung.

Laut Foodwatch würde etwa der Joghurtdrink Actimel von Danone statt einem hellgrünen "B" ein rotes "E" erhalten, und auch andere Produkte würden ihren Score mit der Neuberechnung verschlechtern. Der Nutri-Score müsse endlich verpflichtend europaweit eingeführt werden, hieß es weiter von Luise Molling. Nur wenn alle Produkte die Lebensmittelampel tragen müssten, könne der Nutri-Score seine volle Wirkung entfalten. "Das Rosinenpicken der Konzerne muss ein Ende haben."

Kritik an Lebensmittelampel

Die Lebensmittelampel bezieht neben Zucker, Fett und Salz auch empfehlenswerte Elemente wie Ballaststoffe, Eiweiß oder Anteile an Obst und Gemüse ein. Für die Mengen pro 100 Gramm werden jeweils Punkte vergeben. Der Gesamtwert wird in einer fünfstufigen Skala abgebildet: Von "A" auf dunkelgrünem Feld für die günstigste Bilanz über ein gelbes "C" bis zum roten "E" für die ungünstigste.

Seit Ende 2020 wird das Siegel genutzt. Anbieter können das Logo dabei auf freiwilliger Basis verwenden, müssen sich dann aber an Vorgaben halten. Inzwischen haben sich laut dem Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft rund 890 Unternehmen mit mehr als 1.300 Marken für die Verwendung auf dem deutschen Markt registriert.

Dabei gibt es nicht nur Kritik an der Freiwilligkeit der Lebensmittelampel, sondern auch an der Berechnung. Gerade Länder in Südeuropa wie Italien stehen dem Nutri-Score kritisch gegenüber, da das Siegel Produkte wie natives Olivenöl schlechter bewertet und benachteiligt.