Hardware für Diesel VW rät weiter von Nachrüstungen ab
Die Richtlinien für Diesel-Nachrüstungen hat das Bundesverkehrsministerium geliefert. Hilft das Autofahrern alter Fahrzeuge? Eher nicht. Die Autohersteller raten von Umrüstungen ab und warnen vor Risiken.
Auch nachdem das Bundesverkehrsministerium die technischen Vorschriften für die Umbauten älterer Diesel geliefert hat, spricht sie Volkswagen weiter gegen die Umrüstungen aus. Das Unternehmen rät seinen Kunden von einer Hardware-Nachrüstung durch Drittanbieter ab. "Alle uns bisher bekannten Konzepte weisen Nachteile für unsere Kunden auf, etwa Mehrverbrauch und damit erhöhte CO2-Emission, zum Teil auch Leistungsreduzierung", warnte Entwicklungsvorstand Frank Welsch.
Zudem ließen sich nicht alle Euro-5-Fahrzeuge nachrüsten und nicht alle würden einen Richtwert von 270 Milligramm pro Kilometer unterschreiten, um von Fahrverboten ausgenommen zu werden. Auch sei die dauerhafte Funktionssicherheit der Technik nicht zu gewährleisten.
Ein Euro-5-Auto mit einer elf Jahre alten Motorengeneration auf den Stand eines modernen Euro-6-Fahrzeugs aufzurüsten, sei aus technischer Sicht nicht möglich. Darüber hinaus gibt es VW zufolge bis jetzt keine gesicherten Erkenntnisse, wie sich nachträgliche Eingriffe in das Steuerungssystem, die Komponenten und die Fahrzeugarchitektur im Dauerbetrieb langfristig auswirkten.
Scheuer liefert technische Vorschriften
Das Bundesverkehrsministerium hatte zuvor ein 30-seitiges Papier veröffentlicht, in dem die technischen Anforderungen für Hardware-Nachrüstungen aufgeführt werden. Die Vorschriften sollen Anfang Januar 2019 im Bundesanzeiger veröffentlicht werden. Verkehrsminister Andreas Scheuer sagte, jetzt sei die Nachrüstindustrie am Zug, wirksame Systeme zu entwickeln, mit denen alle Grenzwerte und Vorschriften eingehalten würden. Sofern diese erfüllt seien, werde das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) schnellstmöglich die Genehmigung erteilen, damit die Systeme zeitnah auf dem Markt angeboten werden könnten.
Skepsis bei der Automobilindustrie
Auch der Präsident des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie, Bernhard Mattes, zeigte sich skeptisch gegenüber den Nachrüstungen. Er sagte der "Welt", Besitzer älterer Diesel könnten bei technischen Problemen nach einer Nachrüstung nicht mit Unterstützung der deutschen Hersteller rechnen. "Wir können keine Garantie für ein Fahrzeug übernehmen, in das nachträglich Abgasreinigungssysteme Dritter eingebaut wurden", sagte Mattes. Der Kunde und der Nachrüster trügen die Verantwortunge bei möglichen Flogeschäden einer Umrüstung.
Die Hardware-Nachrüstungen - Umbauten am Motor - sind Teil eines Maßnahmenpakets der Bundesregierung für bessere Luft in Städten. In vielen Kommunen werden Schadstoff-Grenzwerte überschritten, Gerichte haben für mehrere Städte Fahrverbote angeordnet.