Vernetzte Fabriken Wie innovativ ist die deutsche Industrie?
Seit zehn Jahren prägt das Schlagwort "Industrie 4.0" den Trend, dass Maschinen vernetzt sind und Fabriken digitalisiert. Heute gibt es in der Wirtschaft viel Innovation - aber auch noch einige Probleme.
Teile für Kunden in der Medizintechnik und der Autoindustrie herzustellen, darauf ist Limtronik im hessischen Limburg spezialisiert. Ein mittelständisches Industrieunternehmen mit einer Besonderheit: Die Maschinen in der Fabrik könnten miteinander sprechen - so beschreibt es Geschäftsführer Gerd Ohl: "Ganz einfach gesprochen: Maschine A produziert, Maschine B prüft das Produkt, was ich baue und sagt der Maschine A: Du musst diese Parameter ändern, die Temperatur runterregeln, dann hab ich hinten wieder ein tolles Produkt."
Viele Fabriken heute "schlagkräftiger"
Industrie 4.0: die intelligente und vernetzte Fabrik. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP-Bank, kennt viele Unternehmen, die inzwischen solch clevere Fabriken betreiben. "Sie können sich das so vorstellen, dass Sie in eine Fabrikhalle reinkommen, wo sie kaum noch Mitarbeiter vorfinden. Da ist nur noch ein Mitarbeiter, der mittels einer Art Smartphone den kompletten Maschinenpark steuern kann. Das heißt: Die Software steuert die Produktion und weniger der Mensch mit manuellen Vorgängen."
Vor zehn Jahren ist das Konzept "Industrie 4.0." erfunden worden. Heute seien Roboter und Co. in vielen Fabriken Alltag, sagt Industrieexperte Volker Stoll von der Landesbank Baden-Württemberg: "Insofern ist die Schlagkraft von einer Fabrik von vor zehn Jahren und von heute nicht annähernd zu vergleichen." Nahezu jeder fünfte Betrieb im verarbeitenden Gewerbe setzt inzwischen schon Roboter in der Produktion ein. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor.
Kleiner Mittelstand tut sich schwer
Besonders die großen Betriebe arbeiten so. Andere Unternehmen tun sich aber noch schwer damit, sagt VP-Banker Gitzel: "Da haben wir auf der anderen Seite den kleineren Mittelstand, für den Industrie 4.0. fast noch ein Fremdwort ist. Der kleine Mittelstand hinkt hier den Trends einfach noch ein gutes Stück hinterher." Das hat zwei Gründe. Erstens: Die eigenen Fabriken umzurüsten, kostet viel Geld. Und zweitens: Kleine Mittelständler auf dem Land haben es oft schwieriger, talentierte IT-Programmierer an sich zu binden. Großkonzernen gelingt das besser.
Auf der Hannover Messe - dem Branchentreffen der Industrie - hofften die Experten jetzt auf einen Corona-Effekt, sagt Andreas Scheuerle von der Deka-Bank: "Es gibt Nachholbedarf, denn die Unternehmen haben sich mit Investitionen in den vergangenen Monaten zurückgehalten. Das wird sich seinen Weg bahnen: Alte Maschinen müssen durch neue ersetzt werden." Nicht alle Experten sind jedoch so optimistisch. Denn vernetzte Maschinen brauchen auch schnelles Internet. Und das ist gerade bei vielen Mittelständlern auf dem Land noch - reine Wunschvorstellung.