Musikstreaming-Dienst Warum Spotify neue Geldquellen braucht
Das Streaming hat die Musikwelt revolutioniert - und eine halbe Milliarde Menschen weltweit nutzt Spotify. Trotzdem macht die Plattform notorisch Verluste. Was bedeutet das für ihre Nutzer?
Kein Blättern in CD-Stapeln, sondern grenzenlose Musik auf Knopfdruck: Spotify gilt als Pionier des Musikstreamings. Mit 551 Millionen Nutzerinnen und Nutzern ist das schwedische Unternehmen heute größter Anbieter auf dem Markt.
Als der Dienst heute vor 15 Jahren an den Start ging, war allerdings keineswegs klar, dass das Start-up die Musikbranche so auf den Kopf stellen würde. Zu dieser Zeit dominierte Apple mit seiner iTunes-Plattform das Geschäft mit Musik-Downloads.
Kontroversen und Kritik
Die Gründung von Spotify im Jahr 2006 war eine Antwort darauf, dass illegale Downloads und Piraterie die Musikindustrie zunehmend unter Druck setzten. Die Idee der Gründer Daniel Ek und Martin Lorentzon: Ein Streamingdienst, der alle Interpreten auf einer Plattform vereint und die Künstler an den Einnahmen beteiligt. Nach der Entwicklung einer Software und Vertragsabschlüssen mit großen Musiklabels ging Spotify schließlich im Oktober 2008 offiziell an den Start.
In den Anfangsjahren war Spotify nicht unumstritten, insbesondere wegen seiner Gratis-Version. Zudem beklagten sich Künstler über geringe Einnahmen für häufig gestreamte Songs. Dies ist zum Teil auf die komplexen Abrechnungsmodelle der Streaming-Anbieter zurückzuführen, bei denen auch Musikverlage einen Anteil für ihre Dienstleistungen einbehalten.
Es gab auch Bedenken in der Musikindustrie, dass ein kostenloses Angebot den Wert der Musik mindern könnte. Gründer Ek und sein Team argumentierten jedoch, dass die Gratis-Version eher als Einstieg in das kostenpflichtige Premium-Abonnement gedacht war. Zuletzt waren von den 551 Millionen Nutzern Mitte des Jahres insgesamt 220 Millionen zahlende Kunden.
Exklusive Verträge
Anders als Konkurrenten wie Apple oder Amazon ist Spotify auf den Erfolg seines Streaming-Geschäfts angewiesen. Rund 70 Prozent der Einnahmen aus dem Musikgeschäft fließen wie auch bei der Konkurrenz direkt in die Industrie. Viel Verhandlungsspielraum bleibt da nicht.
Deswegen versucht Spotify weiterhin, sein Geschäft mit neuen Einnahmequellen auszubauen, von denen es einen größeren Teil für sich behalten kann. Etwa investierte das Unternehmen mehr als eine Milliarde Dollar in den Aufbau eines Podcast-Imperiums, kaufte Studios und schloss exklusive Verträge mit Prominenten wie Joe Rogan, Prinz Harry und Meghan Markle oder den Obamas.
Wann läuft das Podcast-Geschäft?
Allerdings birgt diese Strategie auch Risiken. Viele exklusive Podcasts sind laut "Wall Street Journal" unprofitabel. Die Obamas sind im vergangenen Jahr zu der Audioplattform Audible gewechselt, der Podcast von Harry und Meghan ist eingestellt.
Spotify beschreibt die vergangenen fünf Jahre als eine Art Anfangsphase des Podcastings. Die nächste Phase sei die Rentabilität.
Nun auch Hörbucher im Angebot
Parallel weitet die Streamingplattform ihr Angebot deutlich aus und bietet für seine Abonnenten nun auch Hörbücher an - allerdings vorerst nur in Großbritannien und Australien. Zahlende Kunden können sie dort 15 Stunden im Monat hören, ohne dass zusätzliche Kosten entstehen. Weitere 10 Stunden können dazugebucht werden.
Dazu hat Spotify Verträge mit Großverlagen wie Penguin Random House oder Hachette geschlossen. Mehr als 150.000 Hörbuch-Titel sollen zur Auswahl stehen. Auch in den Vereinigten Staaten soll das Angebot kommenden Winter ausgerollt werden. Der Hörbuch-Markt gilt als ein ziemlich kleines, aber wachsendes Geschäft - mit vielen jüngeren Kunden.
Rote Zahlen in der Bilanz
Das Problem des Streaming-Dienstes: Trotz seiner Popularität bleibt seine finanzielle Lage weiter schwierig. Zwar stieg der Umsatz von Spotify 2022 auf rund 11,7 Milliarden Euro. Doch seit langem kämpft das Unternehmen darum, dauerhaft profitabel zu wirtschaften.
Zuletzt lag der Verlust bei 302 Millionen Euro im letzten Quartal. Zum Vergleich: Fünf Jahre zuvor lag der Umsatz bei knapp 4,1 Milliarden Euro. Die Streaming-Plattform kann kaum ein Quartal mit Gewinn vorweisen.
Preiserhöhung auf 10,99 Euro im Monat
Vor diesem Hintergrund erhöhte Spotify die Abo-Preise und folgte den Preiserhöhungen bei anderen Diensten. In Deutschland kostet jetzt das Einzel-Premiumabo nun 10,99 Euro statt 9,99 Euro. Ähnliche Preiserhöhungen gab es bereits in anderen europäischen Ländern.
Bestandskunden sind von den Änderungen noch nicht betroffen. Allerdings hat ihnen Spotify eine Frist bis zum 31. Dezember 2023 gesetzt. Wer den neuen Preisen bis dann nicht zustimmt, riskiert, dass sein Premium-Abo gekündigt wird.
Mit Informationen von Aylin Dülger.