Hauptversammlung zu Konzernumbau EADS nabelt sich von der Politik ab
Die Aktionäre des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS haben die neue Eigentümerstruktur gebilligt. Sie zielt darauf ab, den Einfluss der Politik im Unternehmen zurückzudrängen. Konzernchef Enders spricht vom Schritt in ein anderes System und träumt von der Zukunft.
Von Martin Bohne, MDR-Hörfunkstudio Brüssel
Europas größter Luft- und Raumfahrtkonzern kann abheben. Das ist zumindest die Überzeugung seines Chefs Thomas Enders, nachdem die Aktionäre auf einer außerordentlichen Hauptversammlung mit deutlicher Mehrheit den Umbauplänen zugestimmt haben. "Wir bewegen uns von einem System in ein anderes", sagte Enders und meinte damit vor allem die Abnabelung des Unternehmens von der Politik.
Politischer Einfluss geht zurück
Bislang hielten Deutschland, Frankreich und Spanien direkt oder indirekt mehr als die Hälfte der Aktien und damit der Stimmrechtsanteile an dem transeuropäischen Gemeinschaftsunternehmen. Künftig werden es nicht einmal mehr 30 Prozent sein. Die privaten Großaktionäre Daimler und Lagardère, die bisher den beherrschenden deutschen beziehungsweise französischen Einfluss im Konzern sicherten, werden ihre Anteilsscheine verkaufen. Und EADS kann endlich ein normales Unternehmen werden - mit mehr Schlagkraft, so hofft Enders.
Der Umbau war Ende vergangenen Jahres unter Beteiligung der jeweiligen Regierungen in die Wege geleitet worden - als Reaktion auf die gescheiterte Fusion von EADS mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems. Diese Pläne hatte Enders vorangetrieben, um die Unternehmensgruppe zum weltweiten Branchenprimus aufsteigen zu lassen. Allerdings machte vor allem die Bundesregierung Enders einen Strich durch die Rechnung.
Ranque rückt an Spitze des Verwaltungsrats
Komplettiert wird der Umbau durch einen neuen Verwaltungsrat. Zum Vorsitzenden wählten die Aktionäre in Amsterdam den französischen Manager Denis Ranque. Von deutscher Seite sind unter anderem Enders und Daimler-Aufsichtsratschef Manfred Bischoff in dem Gremium vertreten.
EADS ging vor 13 Jahren aus der Fusion der deutschen Dasa, der französischen Aérospatiale-Matra und der spanischen Casa hervor. Der wichtigste Konzernbestandteil ist der Flugzeugbauer Airbus. Dazu kommen mehrere Unternehmen in den Sparten Raumfahrt und Rüstung. Sensible militärische Programme werden jetzt in nationale Tochtergesellschaften ausgegliedert, um den Sicherheitsinteressen Deutschlands und Frankreichs gerecht zu werden. Insgesamt beschäftigt EADS weltweit über 140.000 Mitarbeiter, davon 50.000 in Deutschland.