Entscheidung der Netzbetreiber EEG-Umlage steigt auf 6,88 Cent
Stromkunden müssen im kommenden Jahr erneut mehr für die Ökostrom-Umlage zahlen. Diese steigt von 6,35 auf 6,88 Cent pro Kilowattstunde. Warum ist das so? Und bedeutet das auch zwangsläufig teurere Stromrechnungen? tagesschau.de beantwortet die wichtigsten Fragen.
Die sogenannte EEG - die Umlage für Wind- und Sonnenstrom und andere erneuerbare Energien - steigt im kommenden Jahr. Und zwar um einen halben Cent pro Kilowattstunde von 6,35 auf 6,88 Cent. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Strom teurer wird. Denn parallel dazu sind die Einkaufspreise für Strom an der Börse gesunken und zwar mindestens um den gleichen Betrag. Geben die Energieunternehmen das an die Kunden weiter, könnte alles gleich bleiben.
Allerdings ist es eher wahrscheinlich - und die Erfahrung zeigt das -, dass die meisten die Chance für eine weitere Preiserhöhung nutzen. Kunden können sich dagegen nur wehren, wenn sie zu jenen Anbietern wechseln, die stabil günstige Tarife anbieten.
Warum steigt die Umlage diesmal so deutlich?
Tatsächlich liegt das vor allem an den gesunkenen Strompreisen an der Börse. Je niedriger der Erlös an der Börse nämlich ist, desto mehr Geld muss via EEG-Umlage fließen, damit die Windmüller und Solaranlagenbetreiber die ihnen zugesagten Einspeisepreise erhalten. Und da zeigt sich, dass mehr Geld gebraucht wird, um die Differenz auszugleichen. Die Reserven im EEG-Konto sind im Verlauf von 2016 deshalb schon deutlich stärker zusammengeschmolzen als im Jahr davor.
Dagegen spielt der Ausbau im Erneuerbaren-Sektor kaum eine Rolle. Die Garantiepreise, die die neuen Anlagen für ihren Strom bekommen, sind deutlich niedriger als für ältere. Und einem Zubau-Rekord bei Wind steht ein sehr niedriger Zuwachs bei Solaranlagen gegenüber.
Welche Rolle spielen die Ausnahmeregelungen für Unternehmen?
Die Umlage für die privaten Stromkunden ist auch deshalb so hoch, weil weiterhin viele Unternehmen sie nicht zahlen müssen. Sie sind aus Wettbewerbsgründen befreit. Das belastet die Masse der anderen Stromverbraucher zusätzlich und verteuert die Umlage um 1,33 Cent je Kilowattstunde. Die Belastung ist allerdings in den letzten drei Jahren in der Summe stabil geblieben.
Die EEG-Umlage summiert sich auf fast 25 Milliarden Euro im Jahr. Wäre ein Verbleib bei den alten Stromquellen günstiger gewesen?
Die EEG-Umlage ist eine komplexe Sache. Und die wahren Kosten für die Erneuerbaren sind so schwierig zu berechnen, weil es seit dem Ende der Strommonopole in den 1990er-Jahren keinen funktionierenden Strom-Markt mehr gibt. Und deshalb weiß niemand seriös, wie die Welt wäre, wenn wir einen anderen Weg bei der Energiewende gegangen wären.
Einen Anhaltspunkt dafür gibt aber Großbritannien mit seinem neuen Atomkraftwerk Hinkley Point C. Auch das ist über den Markt nicht zu finanzieren. Auch dort müssen die Verbraucher eine Abgabe zahlen und die ist deutlich höher als alles, was in Deutschland für das EEG aufgebracht werden muss. Elf Cent aktuell - mit Inflationszulage, die es bei uns nicht gibt - und das über einen Zeitraum von satten 35 Jahren.
Sehr viele weitere Kosten, wie etwa die für die Netze, wären mindestens teilweise auch ohne jede Energiewende nötig geworden. Die Leitungen halten eben nicht ewig. Tatsache ist auch, dass für neue Anlagen im Bereich Erneuerbare heute nur noch knapp halb so gezahlt wird, wie 2010.
Und schließlich stehen den Investitionen in Windräder und Solarkraftwerke langfristig die vermiedenen Brennstoffkosten entgegen. Denn es handelt sich ja nur um Investitionskosten von Anlagen. Wenn die einmal stehen, wird - umgangssprachlich - keine mehr Kohle für Kohle verbrannt. Das erspart uns derzeit knapp zehn Milliarden Euro im Jahr.
Außerdem zahlt die Gesellschaft als Ganzes verdeckte Kosten für andere Energieformen. Das wird jetzt gerade wieder deutlich, wo die Verantwortung für die Rückbau- und Lagerkosten für Atomkraftwerke und ihren Abfall mindestens teilweise vom Steuerzahlen übernommen werden wird. Und auch die Gesundheitsschäden durch die Kohleverbrennung sind erheblich. Der Internationale Währungsfonds rechnet mit 117 US-Doller je Tonne Kohlenstoffdioxid aus fossilen Energien. Das eingerechnet, würde sich der Kohlepreis versechsfachen.
Wie beeinflusst die EEG-Reform die Entwicklung der EEG-Umlage?
Tatsächlich ist die Summe aus Umlage und Börsenstrompreis heute gut ein Cent niedriger als 2014. Das kann man durchaus als Ergebnis der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes von 2014 sehen. Die jüngste Neufassung vom Sommer dieses Jahres wird aber erst später ihre Wirkung zeigen.
Allerdings ist absehbar, dass die politischen Ziele der Bundesregierung bei der Energiewende tendenziell die Kosten im Rahmen des EEG und damit die Umlage erhöhen. Denn während ausgerechnet der Ausbau der sehr günstigen Windkraft an Land nun gedeckelt wird, soll die teure Windenergie auf See weiter ausgebaut werden. Und auch Biogasanlagen werden weiter mit hohen Prämien gefördert. Prognosen gehen davon aus, dass sich die Umlage in den kommenden Jahren noch auf bis maximal zehn Cent erhöhen könnte. Nach 2020 allerdings wird sie nachhaltig sinken.
Welche Bedeutung hat die EEG-Umlage mittlerweile noch als Förderungselement für den Ausbau der erneuerbaren Energien?
Der Strommarkt ist nach wie vor alles andere als ein freier Markt. Deshalb sind die gesicherten Preise für Produzenten nach wie vor ein wichtiger Beitrag, um die Energiewende voranzubringen.