Wärmepumpenanlage vor einem Wohnhaus.
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Absatzkrise Wie geht es mit den Wärmepumpen weiter?

Stand: 30.09.2024 08:55 Uhr

Hersteller von Wärmepumpen bleiben derzeit auf ihren Geräten sitzen - was mehrere Gründe hat. Nun hofft die Branche auf eine Umkehr des Trends.

Von Nicolas Peerenboom, NDR

Mindestens 500.000 neu installierte Wärmepumpen in diesem Jahr: Das war ursprünglich das Ziel von Wirtschaftsminister Robert Habeck. Statt dessen rechnet die Branche für 2024 nur mit 200.000 verkauften Anlagen.

Hersteller schreiben rote Zahlen, ordnen Kurzarbeit an. Entlassungen drohen. Dabei gelten Wärmepumpen als wichtiger Baustein für die Wärmewende. Was tun?

Alle Hersteller betroffen

Klar ist, dass es sich bei den schlechten Absatzzahlen in der Wärmepumpen-Industrie nicht um Versäumnisse einzelner Hersteller handelt - sondern dass die gesamte Branche leidet. Darunter sind so bekannte Namen wie Bosch, Buderus, Stiebel-Eltron, Vaillant oder Viessmann.

Die schlechten Verkaufsergebnisse in der ersten Jahreshälfte 2024 - laut Bundesverband der Heizungsindustrie nur 90.000 verkaufte Geräte - sind im Wesentlichen auf vier Ursachen zurückzuführen: Aufgrund von hohen Lagerbeständen gibt es weniger Nachfrage beim Großhandel und Handwerk. Dazu kommt eine geringe Bautätigkeit wegen zu hoher Kreditzinsen - 80 Prozent aller Wärmepumpen werden im Neubau installiert. Es gibt Startschwierigkeiten bei der staatlichen Förderung ab diesem Jahr. Außerdem sind Eigenheimbesitzer durch den politischen Zank rund um die Wärmepumpe verunsichert worden.

"Wir brauchen ein verlässliches Förderregime"

Unklare Regelungen bei Fördervoraussetzungen, Schwierigkeiten und Verzögerungen in der Förderpraxis und ein eher sprunghafter staatlicher Umgang mit der Bereitstellung von Fördermitteln sind nur einige der Probleme. Eigenheimbesitzer, das Handwerk und die Hersteller von Wärmepumpen hatten damit in den vergangenen zwei Jahren zu kämpfen.

Martin Sabel, Geschäftsführer beim Bundesverband Wärmepumpe, hat vor allem zwei Wünsche an die Politik: "Die Politik ist aufgerufen, geschlossen aufzutreten, wichtige Entscheidungen auch geschlossen umzusetzen und durchzusetzen. Wir brauchen jetzt ein verlässliches Förderregime. Wir brauchen ein Energiepreis-Gefüge, was auch die Erneuerbaren fördert und nicht behindert, also eine Entlastung bei den Strompreisen." Denn nur bei niedrigen Strompreisen könnten Wärmepumpen wirtschaftlich arbeiten. Ein Vorschlag wäre zum Beispiel die Absenkung der Mehrwertsteuer für Wärmepumpenstrom auf sieben Prozent.

Dass Eigenheimbesitzer bei der Heizungsmodernisierung vor allem Planungssicherheit bräuchten, betont Markus Staudt vom Bundesverband der Heizungsindustrie: "Auch im kommenden Jahr muss die staatliche Unterstützung für die Heizungsmodernisierung wie im Jahr 2023 fortgeführt werden."

Heizungsbauer nehmen Einbau einer Waermepumpe vor.
Drei Irrtümer über Wärmepumpen

Irrtum 1: Wärmepumpen funktionieren nur im Neubau.
Inzwischen ist erwiesen, dass Wärmepumpen auch in Bestandsgebäuden installiert werden können.
Irrtum 2: Wärmepumpen funktionieren nur in Gebäuden mit Wärmedämmung und Isolierglasfenstern.
Eine gute Isolierung hilft zwar der Wärmepumpe. Dennoch kann sie auch Gebäude mit nicht so guter Dämmung beheizen.   
Irrtum 3: Wenn eine Wärmepumpe installiert wird, muss alles raus.
Ziemlich oft können Wärmepumpen auch an die vorhandenen Heizkörper und Leitungen angeschlossen werden, was die Gesamtkosten deutlich senkt.

Die Aussichten bessern sich

So langsam erreichen die Erkenntnisse aus der Forschung auch die Öffentlichkeit: Wärmepumpen können in sehr vielen Fällen fossile Heizanlagen ersetzen. In einer langjährigen Testreihe hatte das Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme ISE in Freiburg 400 Anlagen im Neubau und in bestehenden älteren Gebäuden auf ihre Leistungsfähigkeit geprüft. Ergebnis: Wärmepumpen funktionieren auch im Gebäudebestand.

Inzwischen sinken die Zinsen für Baugeld wieder. Die Bauindustrie und die Hersteller von Wärmepumpen können daher auf mehr Bestellungen hoffen.

"Union steht hinter der Wärmewende"

Auch die Irritationen von politischer Seite könnten ein Ende haben. Zwar hatte der stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU, Andreas Jung, vor gut einem Jahr im ZDF-Morgenmagazin Wärmepumpen noch zu einem "Lieblingskind der Grünen" erklärt.

Doch ein Jahr später bekannte sich der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz Mitte Juni auf einer Veranstaltung des Energiedienstleisters Enpal zur Energiewende und zur Wärmepumpe: "Wir, die Union, wir stehen voll und ganz hinter dieser Wärmewende. Das wir in Deutschland wegkommen von den fossilen Energieträgern, darin sind wir uns einig", so der Kanzlerkandidat der Union. "Wir hätten eigentlich im letzten Jahr sehr viel mehr Wärmepumpen haben müssen in Deutschland."

So bleibt die Hoffnung der Branche: Wenn die Politik nicht mehr streitet, zählen endlich Fakten. Heizungsbauer und die Wärmepumpen-Industrie können dann arbeiten und produzieren.

Informationen zur Förderung von Wärmepumpen erhalten Interessierte auf diesen Webseiten: www.energiewechsel.de (Bundeswirtschaftsministerium), www.waermepumpe.de (Bundesverband Wärmepumpe), www.verbraucherzentrale.de (Verbraucherzentrale Bundesverband).      

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 24. September 2024 um 23:45 Uhr.