Automarkt 2023 14 Prozent mehr Neuwagen in der EU
In der EU kamen im vergangenen Jahr mit 10,5 Millionen Pkw knapp 14 Prozent mehr Neuwagen auf die Straße als 2022. Zum Jahresende gab es jedoch einen erheblichen Dämpfer - vor allem in Deutschland.
Die Pkw-Neuzulassungen in der Europäischen Union (EU) haben 2023 kräftig zugelegt. Mit 10,5 Millionen wurden 13,9 Prozent mehr Autos zugelassen als ein Jahr zuvor, wie der europäische Branchenverband ACEA heute mitteilte.
Allerdings waren 2022 wegen des Teilemangels so wenige Autos wie seit 1993 nicht mehr zugelassen worden. Das Rekordniveau des Vor-Corona-Jahres 2019, als 15,3 Millionen Autos neu registriert wurden, liegt noch in weiter Ferne.
"Das Problem ist derzeit der deutsche Markt"
Im vergangenen Jahr legten die großen Märkte Frankreich, Italien und Spanien um 16 bis 19 Prozent zu, während das Schwergewicht Deutschland nur ein Plus von 7,3 Prozent verzeichnete. "Das Problem ist derzeit der deutsche Markt, der einen Einbruch bei der E-Nachfrage erlebt", sagt Auto-Analyst Jürgen Pieper im Gespräch mit der ARD-Finanzredaktion. Das habe viel zu tun mit der Verunsicherung der Kunden über die unklare Zukunft von Förderungen. "Vielleicht denken manche, dass irgendwann wieder eine Prämie kommt und warten erstmal ab."
Im Dezember ging die Zahl der Neuzulassungen von batterieelektrischen Autos hierzulande durch den Wegfall der Subventionen für gewerbliche Kunden um 47,6 Prozent ein. Das lag auch an einem Basiseffekt, hatten sich Ende 2022 doch viele Käufer in Erwartung sinkender Förderung noch E-Autos angeschafft. Plug-in-Hybride litten ebenfalls unter dem Entzug der staatlichen Förderung.
Doch auch unabhängig von den mittlerweile abgeschafften Subventionen beobachtet Experte Pieper derzeit eine gewisse Gegenbewegung bei der Elektromobilität: "In vielen Verbraucherkreisen und Foren stellen sich die Menschen die Frage, ob der Kauf E-Autos überhaupt Sinn ergebe oder man stattdessen länger mit dem Umstieg warten sollte."
Schwung im Dezember in gesamter EU deutlich nachgelassen
Aus diesen Gründen ließ auch in der gesamten EU der Schwung bei den Neuzulassungen zuletzt merklich nach. Im Vergleich zur hohen Ausgangsbasis vor einem Jahr sank die Zahl neu zugelassener Autos im Dezember in der EU um 3,3 Prozent auf 867.052. "Das Interesse am E-Auto lässt jetzt mal vorübergehend nach - auf der Kundenseite und den großen Flottenverbrauchern", betont Pieper. An eine radikale Wende glaubt er jedoch nicht.
Für das laufende Jahr erwartet der Fachmann gerade in Deutschland jedoch einen schwachen Start: "Im ersten Quartal rechne ich mit einem zweistelligen Rückgang bei den Neuwagenkäufen." In Südeuropa sehe es dagegen deutlich besser aus. Europaweit falle das Minus deshalb wohl nur leicht aus. Im Jahresverlauf geht Pieper dann von einer Erholung aus - auch in Deutschland.
E-Autos überholen Dieselfahrzeuge
Die Zahl neuer E-Autos stieg in der EU im Gesamtjahr derweil um 37 Prozent auf 1,54 Millionen. Ihr Marktanteil kletterte auf 14,6 Prozent, wodurch sie die Dieselfahrzeuge in der Gunst der Käufer überholten. Letztere sind immer weniger gefragt, ihr Marktanteil schrumpfte um fast drei Prozentpunkte auf 13,6 Prozent.
Auch hier war Deutschland im Dezember jedoch ein Ausreißer und wuchs gegen den Trend um zehn Prozent, auf Jahressicht kamen drei Prozent mehr neue Diesel auf die Straße. Außerdem ist der mit dem Abgasskandal in Verruf geratene Antrieb in Osteuropa und Italien noch beliebt, wo E-Autos ein Nischendasein führen.
Auf Benziner entfällt derweil weiterhin der größte Anteil von 35,3 Prozent. Ihr Absatz legte um gut zehn Prozent auf 3,7 Millionen Einheiten zu. Zweitgrößte Antriebsart sind integrierte Hybride (25,8 Prozent), während extern aufladbare Plug-in-Hybride nur 7,7 Prozent ausmachen.
VW weiter Marktführer
Marktführer in der EU war mit 1,15 Millionen Autos weiter die Volkswagen-Kernmarke VW Pkw. Die VW-Gruppe insgesamt lag mit rund 2,75 Millionen Wagen und einem Marktanteil von 26 Prozent auch bei der Konzernsicht an der Spitze. Auf Platz zwei folgte mit 1,88 Millionen verkauften Pkw die Opel-Mutter Stellantis (18 Prozent).
Der Renault-Konzern lag mit 1,15 Millionen Autos wie schon im Vorjahr auf Rang drei und verzeichnete einen Marktanteil von elf Prozent. BMW kam mit allen Marken auf 722.767 Neuanmeldungen, Mercedes-Benz auf 597.525. Der US-Autobauer Tesla kam auf 279.042.
Mit Informationen von Constantin Röse, ARD-Finanzredaktion.