Kredite gegen "die schwarze Wolke der Unsicherheit" Großbritannien versorgt Banken mit Geld
Die Bank of England will die Wirtschaft und das Finanzsystem des Vereinigten Königreichs vor einer der Zuspitzung der Euro-Krise schützen. Dazu sollen die Kreditinstitute des Landes billiges Geld erhalten - vorausgesetzt, sie geben es an Unternehmen und Verbraucher weiter.
Von Torsten Huhn, NDR-Hörfunkstudio London
Großbritannien wappnet sich gegen die Auswirkungen der Euro-Krise. Die Regierung in London will den Banken des Landes Geld zu günstigen Konditionen zur Verfügung stellen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Banken sollten mit billigen Krediten versorgt werden, um selbst mehr Geld verleihen zu können, kündigten Finanzminister George Osborne und Zentralbank-Chef Mervyn King an.
"Wir sind nicht machtlos angesichts des Schuldenberges der Eurozone. Gemeinsam können wir genügend Mittel bereitstellen, um unsere Wirtschaft gegen die Krise vor unserer Haustür zu verteidigen. Wir machen Kredite für Familien zugänglich, die ihr eigenes Heim kaufen wollen, und für Unternehmen, die ihre Geschäfte ausweiten wollen. Wir geben den Banken Liquidität", sagte Osborne.
Geld soll auch ausgegeben werden
Es geht um 80 Milliarden Pfund, fast 100 Milliarden Euro, die die Banken zinsgünstig erhalten sollen, das heißt zu einem Satz, der unter den Marktzinsen liegt. Sie bekommen die Mittel aber nur, wenn sie nachweisen, dass sie selbst ausreichend Kredite an Unternehmen und Verbraucher vergeben.
Fließen soll das Geld in den kommenden Wochen. Zentralbank-Chef King bezeichnete die Situation als ernst: "Eine schwarze Wolke hat die Stimmung verschlechtert, so dass sich Unternehmen und Haushalte auf die vor ihnen liegenden Stürme vorbereiten müssen. Das Ergebnis ist, dass niedrigerer Konsum zu geringeren Einkommen führt, und das führt zu schlechteren Aussichten für das Wachstum."
King wies auch darauf hin, dass sich die konjunkturellen Aussichten auch in anderen wichtigen Ländern verschlechtert haben, als Beispiele dafür nannte er China und Brasilien. Die Zentralbank will die Unternehmen auch mit zinsgünstigen kurzfristigen Krediten versorgen, wenn dafür Sicherheiten hinterlegt werden.
Hilfen nur für das eigene Land
Die britische Regierung hat in den letzten Wochen immer wieder die Länder der Euro-Zone aufgefordert, die Probleme endlich anzugehen und zu lösen. London lehnt es aber ab, sich finanziell an Hilfsaktionen für gefährdete Länder zu beteiligen.
Großbritannien leidet selbst unter einer Rezession, führt diese aber auf die Probleme der Euro-Zone zurück. Um dem seit der Finanzkrise 2008 angeschlagenen Bankensektor zu helfen, hat die Bank of England ihren Leitzins bereits vor einiger Zeit auf den Rekordtiefstand von 0,5 Prozent gesenkt. Zudem hat sie bisher Anleihen im Wert von 325 Milliarden Pfund aufgekauft, um so den Kreditinstituten zu Liquidität zu verhelfen.
Der Chef der Bank von England zeigte sich jetzt kämpferisch: "Wir im Vereinigten Königreich können und werden da durchkommen. Aber es wäre naiv, so zu tun, als ob irgendjemand von uns jetzt schon weiß, wann der Sturm aus Übersee vorüberzieht und der wirtschaftliche Himmel sich wieder aufheitert." Die Briten rechnen also damit, dass sie noch eine Weile unter der Krise der Euro-Zone leiden werden.