Serie zur Euro-Krise, Teil 2 Ein Dauerkredit durch die EZB ist keine Lösung!
Die Versorgung mit spottbilligem Kredit war lange Zeit ein Garant für eine stabile Währungsunion. Die Euro-Krise verlangt jedoch nach anderen Lösungen. Ein Dauerkredit der EZB für finanziell angeschlagene Staaten kann nur kurzfristig helfen. Ansonsten würden letztlich auch die Retter überfordert.
Ein Gastbeitrag von Thomas Mayer
Nach Einschätzung vieler Volkswirte ist die Eurozone alles andere als ein optimaler Währungsraum. Die Mobilität der Arbeitskräfte ist gering, die Löhne sind nicht flexibel und die Transferzahlungen aus den öffentlichen Haushalten sind nicht groß genug, um diese Mängel auszugleichen. Dennoch hat die Währungsunion zehn Jahre lang reibungslos funktioniert.
Hatten die Volkswirte mit ihrer Theorie der optimalen Währungsräume wieder einmal unrecht? Ich glaube nicht. Die Währungsunion hat zehn Jahre lang so gut funktioniert, weil die Versorgung mit Kredit reichlich und spottbillig war. Ausufernde Leistungsbilanzdefizite wegen zu hoher Lohnkosten und exzessiver Defizite in den öffentlichen Haushalten konnten während der Zeit der globalen Kreditblase problemlos finanziert werden. Mit dem Platzen dieser Blase ging der Kitt verloren, der den Euro zusammengehalten hatte.
Billiger Kredit der EZB war wichtig
In den vergangenen beiden Jahren wurde der billige private Kredit notdürftig und teilweise durch öffentlichen Kredit von den stärkeren an die schwächeren Ländern ersetzt. Aber allein damit hätte man ein Auseinanderbrechen der Währungsunion nicht verhindern können. Wichtiger war der billige und unbegrenzte Kredit der Europäischen Zentralbank (EZB) an die Banken insbesondere in den Ländern der Europäischen Währungsunion (EWU) mit Leistungsbilanzdefiziten, der den Privatkredit ersetzt hat.
Doch zwischenstaatliche Finanzhilfen und Dauerkredit durch die EZB sind keine Lösung. Die Retter werden letztlich überfordert und müssen selbst gerettet werden - und die dauerhafte Finanzierung durch die EZB von Banken, die auf faulen Krediten sitzen, wird langfristig zu Inflation führen.
Der Euro wird nur überleben, wenn es gelingt, die extrem hohen Leistungsbilanzungleichgewichte innerhalb der Eurozone abzubauen. Dazu muss die private und öffentliche Verschuldung reduziert und die Wirtschaft in den Teilnehmerländern der EWU flexibilisiert werden. Für die Defizitländer bedeutet dies ein Rückgang der Reallöhne und -einkommen über viele Jahre - wobei der Rückgang allerdings umso geringer ausfallen muss, je besser es den Überschussländern gelingt, ihre heimische Nachfrage zu stärken.
Die EWU könnte sich verkleinern
Die ersten Schritte zur Stabilisierung der EWU wurden 2010 und 2011 eingeleitet. Alle Euroländer wollen sich vertraglich zum Haushaltsausgleich verpflichten, während Griechenland, Irland und Portugal IWF-geführte und Italien und Spanien nationale Anpassungsprogramme durchführen. Vom Erfolg dieser Schritte wird es abhängen, ob die EWU schließlich eine Stabilitätsunion werden wird, sie zur Inflations- oder Transferunion verkommen wird, sich einzelne Länder abspalten werden oder ob sie gar ganz zerfallen wird. Im kommenden Jahr werden dafür die Weichen gestellt werden.
Die EWU könnte sich verkleinern, wenn in Griechenland die Wirtschaft im freien Fall und die politische Lage instabil bleiben. Dagegen könnte die EWU insgesamt als Stabilitätsunion scheitern und vielleicht sogar zerfallen, wenn in Italien und Spanien die Sanierung der öffentlichen Haushalte und die Reform der Wirtschaft misslingen.