Kräftiger Umsatzeinbruch Evergrande wankt
Was genau beim chinesischen Immobilienriesen Evergrande los ist, bleibt im Dunkeln. Sicher ist, dass er wankt. Und dass Peking im Notfall eingreifen muss, um Schlimmeres zu verhindern.
Wirklich verlässliche Nachrichten über den Zustand des chinesischen Immobilienmarktes und seiner größten Akteure sind rar. Die verstreuten Zahlen und Detailmeldungen lassen tiefere Einblicke kaum zu. Sicher ist für Beobachter aber, dass ein Kollaps von Anbietern und Preisen fatale Folgen für die Wirtschaft Chinas und der Welt haben würde.
Evergrande meldet Umsatzeinbruch
Sicher ist auch, dass Evergrande, der zweitgrößte Immobilienentwickler des Landes, in einer ernsten Notlage steckt. Heute gab das Unternehmen bekannt, dass es 2021 einen Umsatzeinbruch hinnehmen musste. Die vertraglichen Erlöse seien im Vergleich zum Vorjahr um 39 Prozent geschrumpft. Der Handel mit der Aktie in Hong Kong, der gestern ohne Angabe von Gründen ausgesetzt worden war, wurde indessen wieder aufgenommen - abermals ohne Angabe von Gründen.
Evergrande ist offenbar weder in der Lage, sämtliche zugesagten Häuser und Wohnungen fertigzustellen, noch seine Schulden ordentlich zu bedienen. Erst vor einer Woche ließ der Konzern fällige Zinszahlungen in Höhe von 255 Millionen Dollar verstreichen. Heute protestierten vor Evergrande-Büros in Guangzhou erneut rund 100 Investoren und forderten die Rückgabe ihrer Gelder. Die Gesamtverschuldung des Konzerns aus Shenzhen wird auf über 300 Milliarden Dollar geschätzt.
Was tut Peking?
Damit gilt der Immobilienriese, der hinter mehr als 1300 Immobilienprojekten steht, als "too big to fail", also zu groß, als dass die Staatsführung eine Pleite zulassen könnte. Die Signale aus Peking sind indes zweideutig.
Einerseits lässt die Führung seit Monaten Spekulationen über den Zustand des wankenden Riesen und weiterer Immobilienentwickler zu. Wie zudem gestern bekannt wurde, muss Evergrande auf Anordnung der Behörden 39 Hochhäuser in der südchinesischen Inselprovinz Hainan wieder abreißen. Nach Medienberichten waren die Objekte illegal errichtet worden.
Andererseits scheint die Regierung bereits in die Restrukturierung von Evergrande eingebunden zu sein. Bei dem im vergangenen Jahr einberufenen "Risiko-Komitee" sollen auch Staatsbeamte mit am Tisch sitzen, was Experten als Eingreifen der Führung deuten, um einen Zusammenbruch abzuwenden.
Auch das Risiko eines Flächenbrands am Immobilienmarkt ist der Politik sicher bewusst. Zuletzt hatte Staatschef Xi Jinping anlässlich rückläufiger Investitionen im Wohnungsmarkt angekündigt, die Branche stärker zu regulieren, um die Auswüchse der vergangenen Jahre einzudämmen.