Aus Angst vor Deflation EZB startet Kauf von Wertpapieren
Die EZB geht im Kampf gegen die drohende Deflation in die Offensive. Zwar schreckt sie - noch - vor dem Kauf von Staatsanleihen zurück. Dafür aber will sie Milliarden in Bankanleihen und Firmenkredite pumpen. Zudem sinkt der Leitzins auf nun 0,05 Prozent.
Die EZB will mit einem großangelegten Kaufprogramm dafür sorgen, dass Banken mehr Darlehen vergeben und so die Wirtschaft ankurbeln. Dazu will die EZB sogenannte Kreditverbriefungen (ABS) sowie Pfandbriefe aufkaufen, wie EZB-Chef Mario Draghi ankündigte. Bereits im Oktober sollten die Pfandbrief-Käufe beginnen.
Daneben senkt die EZB im Kampf gegen eine drohende Deflation ihren Leitzins auf das neue Rekordtief von 0,05 Prozent. Der Schlüsselsatz, zu dem sich Geschäftsbanken bei der EZB Geld leihen können, lag seit Juni bei 0,15 Prozent.
Schließlich müssen Banken künftig einen noch höheren Strafzins von nun 0,2 Prozent bezahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken, statt es in Form von Krediten an Unternehmen weiterzureichen.
Der Euro rutscht unter 1,30 Euro - genau das hat Draghi bezweckt
Mit dem Bündel an Maßnahmen reagieren die Währungshüter auf die schwache Konjunktur und die schwache Inflation im Euroraum. Die Preissteogerung war im August auf 0,3 Prozent gefallen - den niedrigsten Stand seit Oktober 2009.
Der Wert liegt seit Monaten deutlich unterhalb der Zielmarke der EZB von knapp unter zwei Prozent. Darum gibt es die Sorge, Europa könnte in eine gefährliche Deflationsspirale aus Preisverfall und schrumpfender Wirtschaftsleistung abrutschen.
Draghi setzt offenbar darauf, dass seine Schritt auch dazu führen, den Euro im Vergleich zu anderen Währungen zu verbilligen - damit würden europäische Produkte auf dem Weltmarkt konkurrenzfähiger. Tatsächlich rutschte der Euro um fast anderthalb Cent auf nur noch 1,2997 Dollar. Das ist der niedrigstes Stand seit mehr als einem Jahr. Der Aktienindex Dax schoss zeitweise auf über 9700 Punkte.