Regierungsbericht Fachkräfte fehlen schon jetzt
Stellen bleiben länger unbesetzt, auf eine offene Stelle kommen im Schnitt weniger Arbeitslose - laut der Bundesregierung hat der Fachkräftemangel in manchen Branchen und Regionen schon begonnen. Sie will jetzt gegensteuern.
Die Bundesregierung sieht - trotz mancher Fortschritte - bei der Rekrutierung von mehr Fachkräften noch erheblichen Handlungsbedarf. Das ist das Fazit des neuen Fortschrittsberichts zum Fachkräftekonzept aus dem Bundesarbeitsministerium, den das Kabinett nach Angaben aus Regierungskreisen verabschiedete.
So werde die Besetzung offener Stellen mit Fachkräften für Unternehmen vielerorts schwieriger. Das betreffe einige Branchen und Regionen und zeige sich sich daran, dass die Anzahl der registrierten Arbeitslosen pro offener Stelle zuletzt deutlich gesunken sei. "Zum anderen nahmen die durchschnittlichen Vakanzzeiten im Laufe der Jahre zu", so der Bericht. Stellen blieben also länger als früher unbesetzt.
Studie: Rund drei Millionen Fachkräfte werden fehlen
Der Fachkräftemangel könnte das künftige Wirtschaftswachstum bremsen: Das Basler Beratungsunternehmen und Forschungsinstitut Prognos sagt in einer aktuellen Studie bis 2030 eine Fachkräftelücke von etwa drei Millionen und für 2040 eine von rund 3,3 Millionen voraus.
Als Hauptgrund für den drohenden Mangel führt Prognos die zunehmende Überalterung der deutschen Gesellschaft an: "Im Zuge des demografischen Wandels wird sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt in den nächsten 10 bis 20 Jahren erheblich verschärfen". Die Zahl der Menschen im arbeitsfähigen Alter werde weiter kräftig sinken - um gut zehn Prozent bis zum Jahr 2040.
Hinzu komme, dass mit dem wachsenden internationalen Wettbewerb, anderem Konsumverhalten und der Digitalisierung manche Berufe an Bedeutung verlieren würden. Umgekehrt werde es an Menschen mit dem künftig dringend gefragten Fachwissen fehlen, so die Prognos-Wissenschaftler. Nach der Vorhersage der Forscher werden etwa viele Sicherungs- und Überwachungstätigkeiten wegfallen. Auch Lastwagenfahrer, Packer, Buchhalter, Kreditsachbearbeiter und Immobilienmakler müssten damit rechnen, dass ihre Arbeit durch elektronische Systeme weniger gebraucht werde. Dagegen werde es einen Mangel an Managern, Forschern, Ingenieuren, Ärzten, Pflegern und medizinischen Assistenten geben.
Nahles: "Mahnung zum Handeln"
"Wir sind bei der Fachkräftesicherung gut vorangekommen. Aber die Herausforderung bleibt riesengroß", schilderte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles die Lage. Um Wohlstand und Wachstum abzusichern, müssten die Erwerbstätigen unterstützt werden, mit den Veränderungen und neuen Anforderungen in der Arbeitswelt umzugehen. Dabei müssten alle, unabhängig vom Geldbeutel, die gleichen Chancen haben.
"Der Fortschrittsbericht ist eine Mahnung zum Handeln", erklärte Nahles und warnte vor "Stillstand und Nichtstun". Notwendig sei eine gemeinsame Anstrengung aller Akteure, und zwar jetzt. Es müsse deutlich mehr in Bildung und Weiterbildung investiert werden.
Als positiv vermerkt der Bericht, dass die Erwerbsquote der Frauen im internationalen Vergleich mittlerweile auf einem hohen Niveau liege.