Nach SVB-Pleite Credit Suisse schürt Banken-Sorgen
Die Bankenkrise schwelt weiter und hat ihr nächstes Opfer gefordert: Papiere der krisengeplagten Credit Suisse brechen zweistellig ein. In ihrem Sog rauschen Bank-Aktien europaweit in die Tiefe.
Die Papiere der krisengeplagten Credit Suisse sind heute um fast 24 Prozent eingebrochen. Sie fielen auf ein Rekordtief von knapp 1,707 Franken. Anleger nahmen Reißaus, nachdem der saudische Großaktionär Saudi National Bank mitgeteilt hatte, der Schweizer Großbank kein weiteres Geld zur Verfügung stellen zu können, weil aufsichtsrechtliche Gründe den Anteil auf zehn Prozent beschränkten. Zwar erklärte der Großaktionär gleichzeitig, er sei sicher, dass die Credit Suisse kein zusätzliches Geld benötige.
Preise für Kreditausfallversicherungen springen hoch
Doch diese Beschwichtigung überzeugte die Anleger wenig. Das zeigt auch ein Preis auf die Absicherungen gegen Zahlungsausfälle von Anleihen der Bank: Fünfjährige Kreditausfallversicherungen für Schuldpapiere, sogenannte Credit Default Swaps (CDS), schnellten auf 574 Basispunkte hoch.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) lehnte nach dem Kursabsturz eine Stellungnahme zur Lage der Credit Suisse ab. Allerdings führte der Kurseinbruch wiederholt zu einem Handelsstopp für die Aktien der Großbank an der Schweizer Börse SIX. Eine Suspendierung des Börsenhandels wurde indes nicht beantragt, sagte ein SIX-Sprecher auf Anfrage: "Das ist nicht der Fall."
Ist die Credit Suisse der nächste Wackelkandidat?
Besonders bezeichnend sind die hohen Umsätze, unter denen der Handel mit CS-Aktien stattfand: Bis zum Mittag wechselten fast vier Mal so viele Credit-Suisse-Titel den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag. Seit dem Beginn der steilen Talfahrt am Montag vergangener Woche hat die Bank 36 Prozent an Wert verloren.
Es sehe so aus, als ob immer mehr besorgte Investoren und Gegenparteien Credit Suisse als möglichen nächsten Wackelkandidaten betrachteten, erklärte Neil Wilson, Marktanalyst bei Onlinebroker Markets.com. "Wenn die Credit Suisse in ernsthafte existenzielle Schwierigkeiten gerät, sind wir in einer ganz anderen Welt des Schmerzes. Sie ist wirklich zu groß, um zu scheitern."
Bank-Aktien im Credit-Suisse-Sog
Treiber des Absturzes waren zunächst Sorgen, dass die vom Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) ausgelösten Schockwellen an den Finanzmärkten die ohnehin schon geschwächte Credit Suisse in Mitleidenschaft ziehen könnten. Heute kamen dann die Äußerungen der Saudi National Bank hinzu, sie waren der berüchtigte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Der Kurssturz der Credit-Suisse-Aktien zog auch die Papiere anderer europäischer Banken in die Tiefe. Aktien der Commerzbank rauschten in der Spitze um mehr als neun Prozent nach unten. Auch die Deutsche Bank gehörte mit einem Minus von rund acht Prozent zu den Schlusslichtern im DAX. Der europäische Bankenindex büßte mehr als sechs Prozent ein.
Sichere Häfen sind gefragt
Dagegen sind sichere Häfen wie US-Dollar und Yen, aber auch Gold und Anleihen gefragt. So zog auch der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future zuletzt kräftig an um 1,8 Prozent auf 136,40 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen fiel im Gegenzug deutlich auf 2,25 Prozent. Auch Anleihen anderer Euroländer wie Frankreich oder Italien legten im Kurs erheblich zu.
Nach dem Zusammenbruch der SVB und einer weiteren US-Bank in der vergangenen Woche hatten sich Regulierungsbehörden und Finanzmanager weltweit bemüht, die Ängste der Investoren vor Ansteckungen, vor einer um sich greifenden Bankenkrise zu zerstreuen. Doch der Kurssturz der Credit Suisse macht diese Anstrengungen nun fürs erste zunichte, die Nervosität unter den Anlegern bleibt extrem hoch.
Was macht die EZB?
Für zusätzliche Nervosität an den Märkten sorgt die bevorstehende Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB). Sollte sie an ihrem Vorhaben, die Leitzinsen deutlich zu erhöhen, festhalten, könnte das abermals für Unruhe sorgen. Schließlich waren es die energischen Zinsschritte der US-Notenbank Fed, die Kredite in den USA verteuert hatten. In der Folge konnten Schuldner ihre Raten nicht zahlen, was letztendlich zur Pleite der Silicon Valley Bank führte. Ein allzu deutliches Signal aus Frankfurt könnte also für weiteren Unbill an den Märkten sorgen.