Parität zum Dollar in Sicht Euro auf tiefstem Stand seit 20 Jahren
Der Euro verliert im Devisenhandel rasant an Wert. Am Mittag fiel die europäische Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar auf den tiefsten Stand seit zwei Jahrzehnten. Die Parität zum Dollar scheint möglich.
Der Fall des Euro gegenüber der Weltleitwährung Dollar scheint sich weiter zu beschleunigen. Am Mittag war die Gemeinschaftswährung in Dollar gerechnet so wenig wert wie seit fast 20 Jahren nicht. Derzeit werden am Devisenmarkt nur noch 1,0297 Dollar je Euro bezahlt - das entspricht einem Rückgang von rund 1,5 Euro-Cent alleine im Vergleich zu gestern. Zu Jahresbeginn hatte die Gemeinschaftswährung noch bei knapp 1,13 Dollar, also etwa zehn Prozent höher notiert.
Tiefer Sturz nach jahrelangem Höhenflug
Ende 2002 hatte der Euro zuletzt solche Tiefstände gegenüber dem Dollar ausgelotet, danach kam ein Höhenflug, der bis auf rund 1,50 Dollar verlief, bevor zunächst die Hypotheken-Krise und danach die Euro-Krise mit der Beinahe-Pleite Griechenlands den Euro-Dollar-Kurs wieder drückte.
Inzwischen sehen Analysten selbst die Parität als mögliches Szenario an. Das wäre das erste Mal seit Einführung der Gemeinschaftswährung im Jahr 1999, dass der Euro weniger wert wäre als der Dollar.
Gaskrise macht Rezession in Europa wahrscheinlich
Den Grund für den aktuell beschleunigten Verfall der Euro-Währung sehen Experten in der Gaskrise, die die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in Europa deutlich erhöht. "Es wird für den Euro weiterhin sehr schwierig sein, sich in nennenswerter Weise zu erholen, da sich das energiepolitische Lagebild verschlechtert und die Risiken für das Wirtschaftswachstum deutlich zunehmen", so Derek Halpenny, Analyst bei der Finanz-Holding MUFG.
Das Risiko, dass das Wachstum in der Euro-Zone zum Ende des zweiten Quartals abnimmt und in den kommenden Monaten schrumpft, sieht auch Fiona Cincotta vom Broker City Index. In den USA steige zudem der Dollarkurs auf Basis der Annahme, dass die US-Notenbank die Leitzinsen weiter "aggressiv" anheben wird, um die Inflation zu bändigen.
Schnellere Zinswende in den USA
Die US-Notenbank geht hier mit deutlich höherer Geschwindigkeit bei der Zinswende vor als die Europäische Zentralbank (EZB). Die US-Notenbank hat den Leitzins auch bereits deutlich früher angehoben. Als Folge der höheren Zinsen wird der Dollar an den Devisenmärkten besonders nachgefragt, und der Kurs steigt.
Nicht zuletzt treibt viele Anleger an den internationalen Kapitalmärkten der Nimbus des Dollar als Krisenwährung in den "Greenback". Der Dollar wird von vielen Investoren als sogenannter sicherer Hafen betrachtet; Anleger, die Risiken minimieren möchten, legen ihr Geld daher lieber in Dollar als in Euro an.