Gewinne im späten Geschäft Dow kann mit der Nasdaq nicht mithalten
Während sich Standardaktien heute schwerer taten, ging es an der Tech-Börse Nasdaq bergauf. Durchwachsene Firmenbilanzen sorgten dafür, dass es an der Wall Street lange keine einheitliche Tendenz gab.
Bei insgesamt ruhigerem Geschäft tendierten die großen US-Aktienindizes heute lange uneinheitlich, konnten sich aber zum Sitzungsende noch befestigen. Während sich Standardwerte schwerer taten, ging es an der Technologiebörse Nasdaq deutlich besser voran.
Der Leitindex Dow Jones, der lange Zeit im Minus gelegen hatte, ging am Ende des Tages bei 32.036 Punkten aus dem Handel, ein Tagesgewinn von 0,51 Prozent. Erst in den letzten Handelsminuten legte auch der Leitindex noch etwas klarer zu. Alle großen Indizes schlossen noch nahe oder, wie beim S&P-500, am Tageshoch.
An der Technologiebörse Nasdaq dominierten die Pluszeichen den ganzen Tag über deutlicher, am Ende stand ein Zugewinn von 1,36 Prozent auf 12.059 Stellen. Auch der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 1,44 Prozent vor auf 12.619 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index, in dem sowohl Technologie- als auch Standardaktien enthalten sind, schloss bei 3998 Zählern, ein Zugewinn von 0,99 Prozent.
Im Mittelpunkt der US-Märkte stand heute der Fortgang der Berichtssaison. Weder das wieder durch die Pipeline Nord Stream 1 strömende russische Gas noch eine deutliche Zinsanhebung der EZB sorgten für größere Bewegung. An der technologielastigen Nasdaq-Börse standen heute vor allem Tesla-Zahlen im Fokus, die sehr positiv aufgenommen wurden.
Negativ fielen hingegen die Papiere von Telekomriese AT&T auf, die ihre Prognose für den Cashflow kürzten und damit den ganzen Sektor belasteten. Aus dem Dow Jones-Index legte auch der Versicherer Travelers Zahlen vor, die aber nicht gut ankamen. Vor allem Schäden durch Wind und Hagel sorgten für einen deutlichen Gewinnrückgang im Quartal. Auch die Berichte der Fluglinien United Airlines und American Airlines fanden bei den Anlegern keine Gnade, obwohl die Gesellschaften ihre Gewinne steigerten.
Tesla-Papiere weiten in New York ihre Gewinne am Ende auf 9,78 Prozent deutlich aus und gingen bei 815,12 Dollar aus dem Handel. Trotz pandemiebedingter Produktionsausfälle in China und anhaltender Lieferketten-Probleme hat Tesla den Gewinn im zweiten Quartal fast verdoppelt. Der Elektroautobauer verdiente unter dem Strich 2,3 Milliarden Dollar und damit 98 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.
Analysten hatten mit deutlich weniger Gewinn gerechnet. Im Vorquartal hatte das Ergebnis allerdings noch bei wesentlich höheren 3,3 Milliarden Dollar gelegen.
Der DAX hat nach dem Zinsentscheid der EZB mit Verlusten geschlossen, konnte diese aber im Verlauf des Handels noch eingrenzen. Insgesamt bleiben die Anleger nervös, auch wenn über einen Zinsschritt in dieser Größenordnung im Vorfeld bereits spekuliert worden war. Völlig überraschend kam die Erhöhung daher nicht. Es war die erste seit elf Jahren.
Die bereits angekündigte Erhöhung um 25 Basispunkte war am Markt zuletzt als nicht ausreichend angesehen worden, um der hohen Inflation von mehr als acht Prozent im Euroraum glaubwürdig Paroli bieten zu können.
Am Ende schloss der deutsche Leitindex bei 13.246 Punkten - mit einem moderaten Verlust von 0,27 Prozent. Im Gefolge des Zinsentscheids war das führende deutsche Kursbarometer zunächst bis auf 13.097 Punkte gefallen, ehe es sich dann erholte. Das Tageshoch lag bei 13.318 Punkten. Insgesamt bleibt das Marktumfeld schwierig. Zahlreiche Experten begrüßten den Zinsschritt der EZB.
"Die heutige Entscheidung für eine echte Zinswende war überfällig angesichts der galoppierenden Inflation. Wir haben schon lange darauf hingewiesen, dass die EZB geldpolitisch umso härter gegensteuern muss, je länger sie ihren Kurswechsel hinauszögert", kommentierte Helmut Schleweis vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV).
EZB-Präsidentin Lagarde erklärte im Ausblick, der weitere Zinspfad sei datenabhängig. Dabei sieht sie die Konjunktur im Euro-Raum eingetrübt und blickt skeptisch auf das zweite Halbjahr. "Bei den kommenden Sitzungen des EZB-Rats wird eine weitere Normalisierung der Zinssätze angemessen sein", erklärte die EZB zudem. An den Märkten wird von weiteren Zinserhöhungen ausgegangen, was auch Experten immer wieder fordern, um die hohe Inflation zu bekämpfen.
Neben dem Zinsthema blickten die Anleger heute noch auf die Inbetriebnahme der Gasleitung Nord Stream 1 sowie die Regierungskrise in Italien.
Unter den Einzelwerten im DAX gab es deutlich weniger Gewinner als Verlierer. Deutsche Bank hielten sich als direkt zinssensitiver Wert etwas besser. Die Aktien von Hellofresh setzten nach einer negativen Analystenstudie ihren Kurseinbruch vom Vortag fort. Zuletzt verloren die Papiere des Kochboxenlieferanten rund 14 Prozent und waren damit klares Schlusslicht im DAX. Tags zuvor waren die Anteilsscheine nach einer Umsatz- und Gewinnwarnung des Unternehmens schon um mehr als neun Prozent abgesackt. Unterdessen stufte die Investmentbank Kepler Cheuvreux die Hellofresh-Titel von "Buy" auf "Hold" ab.
Etwas Entspannung gab es in Sachen Gaskrise. Berichten zufolge ist die Gaslieferung durch die Gaspipeline Nord Stream 1 wieder angelaufen. Es fließe wieder Gas, sagte ein Sprecher der Nord Stream AG. Bis die volle Transportleistung erreicht sei, werde es einige Zeit dauern.
Ob allerdings hinter die Causa "Gassicherheit" bereits ein Haken gesetzt werden könne, bleibe ungewiss, meint Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. "Neben den Liefermengen ist der hohe Preis des Gases ein konjunkturelles Problem. An den Terminmärkten sind die Gaspreise noch immer in der Nähe ihrer Rekordstände. Ausreichende Gaslieferungen sind zwar eine notwendige, aber noch keine hinreichende Bedingung für eine solide konjunkturelle Entwicklung. Es muss auch der Gaspreis fallen, damit die deutsche Wirtschaft auf den Erholungspfad schwenken kann."
Der Euro konnte anfänglich stärkere Gewinne nach dem EZB-Zinsentscheid nicht behaupten, handelte im US-Handel aber wieder bei höher bei 1,02 Dollar. Zuerst war die Gemeinschaftswährung deutlich über die Marke von 1,02 Dollar gestiegen, sackte danach aber schnell wieder ab. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0199 (Mittwoch: 1,0199) Dollar fest.
Am Devisenmarkt bleibt auch die Regierungskrise in Italien ein großes Thema. Dort hat Italiens Staatschef Sergio Mattarella den Rücktritt von Ministerpräsident Mario Draghi angenommen und das Parlament aufgelöst. Das Land steuert damit auf Neuwahlen innerhalb von 70 Tagen zu. Auch der Risikoaufschlag für zehnjährige italienische Staatsanleihen im Verhältnis zu deutschen Staatsanleihen stiegen deutlich an. Das hoch verschuldete Italien könnte damit zu einer Gefahr für die EU und den Euro werden, der unter Druck geraten könnte.
Der Arbeitsmarkt in den USA hat sich in der vergangenen Woche derweil etwas ungünstiger entwickelt. Die Lage bleibt aber grundsätzlich gut. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stieg um 7000 auf 251.000, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt lediglich 240.000 Anträge erwartet. Es ist der dritte Anstieg der Hilfsanträge in Folge.
Die Erstanträge sind ein kurzfristiger Indikator für die Entwicklung des Jobmarkts in der größten Volkswirtschaft der Welt. Die Lage auf dem Stellenmarkt gilt als vergleichsweise robust, worauf auch das seit längerer Zeit niedrige Niveau der Hilfsanträge hindeutet.
Für eine gewisse Entlastung sorgte der Ölpreis: Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent rund 1,7 Prozent weniger. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fällt deutlich stärker um über fünf Prozent.
Belastet werden die Erdölpreise zum einen durch die verhaltende Stimmung an den Finanzmärkten. Zum anderen legt der Dollar zu vielen anderen Währungen zu. Da Rohöl in der US-Währung gehandelt wird, führt ein steigender Dollarkurs zu einem wechselkursbedingten Nachfragerückgang aus Ländern, wo nicht mit dem Greenback gezahlt wird.
Bei der Lufthansa ist ein Streik der Piloten noch im Sommer möglich. Der Vorstand der Gewerkschaft "Vereinigung Cockpit" hat zur Vorbereitung eines Arbeitskampfes die entsprechende Urabstimmung beschlossen, wie ein Sprecher bestätigte. Genaue Termine für die Abstimmung oder Fristen nannte die Gewerkschaft aber nicht. Über diese werde noch entschieden. Bei einer Zustimmung von 70 Prozent der stimmberechtigten Gewerkschaftsmitglieder wären demnach unbefristete Streiks möglich, wenn zuvor die noch laufenden Verhandlungen für gescheitert erklärt würden.
Die Belastungen durch den Ukraine-Krieg überschatten das beschleunigte Wachstum bei SAP. Das operative Ergebnis fiel im zweiten Quartal währungsbereinigt um sieben Prozent auf 1,68 Milliarden Euro. Vor diesem Hintergrund rechnet das Unternehmen für das Gesamtjahr nur noch mit einem Ergebnis von 7,6 bis 7,9 Milliarden Euro, statt wie bisher 7,8 bis 8,25 Milliarden Euro. Hier schlage der Rückzug aus Russland und Belarus mit etwa 350 Millionen Euro negativ zu Buche.
Der Göttinger Laborausrüster Sartorius hat im ersten Halbjahr einen Gewinnsprung geschafft und seine Jahresziele bestätigt. "Beide Sparten sind deutlich gewachsen und haben trotz negativer Währungseinflüsse erneut hohe Ertragsmargen erzielt", teilte Vorstandschef Joachim Kreuzburg mit. Bei einem Umsatzplus von etwa 21 Prozent auf 2,06 Milliarden Euro schnellte das operative Ergebnis (Ebitda) um mehr als ein Viertel auf 697 Millionen Euro. Der Nettogewinn erreichte 334 Millionen Euro und lag damit um 28,6 Prozent über dem Vorjahreswert.
Der Energietechnikkonzern Siemens Energy hat einen Großauftrag bei der Anbindung mehrerer Windparks bekommen. Insgesamt sollen die Leitungen bis zu 1,8 Gigawatt Leistung aus der deutschen Nordsee an Land bringen, wie das Unternehmen am Abend mitteilte. Das entspreche dem Bedarf von 1,8 Millionen Menschen und sei der bisher größte Auftrag zur Offshore-Netzanbindung, den Siemens Energy je erhalten habe, hieß es.
Auftraggeber ist der Dortmunder Übertragungsnetzbetreiber Amprion. Laut Siemens Energy geht es um eine hohe dreistellige Millionensumme. In Branchenkreisen ist von knapp einer Milliarde Euro die Rede.
Siemens Energy liefert dafür zwei Konverter-Plattformen auf dem Meer sowie zwei zugehörige Stationen an Land inklusive Wartung für 10 Jahre. Sie wandeln den Wechselstrom der Windturbinen zunächst in Gleichstrom, der sich verlustärmer übertragen lässt. An Land wird er dann wieder in Wechselstrom übertragen. Die Anbindungen sollen 2028 in Betrieb gehen.
Ein Staatseinstieg beim angeschlagenen Gas-Importeur Uniper steht Regierungs- und Parlamentskreisen zufolge kurz bevor. Nach zähen Verhandlungen mit dem finnischen Uniper-Mehrheitseigentümer Fortum sei eine Einigung in Sicht, sagten mehrere mit den Gesprächen vertraute Personen.
Im Ergebnis werde sich der deutsche Staat voraussichtlich mit etwa 25 Prozent an Uniper beteiligen. Eine Aufspaltung des Unternehmens, wie sie von Fortum vorgeschlagen worden war, sei vom Tisch. Die Finnen hatten angekündigt, kein frisches Geld mehr in Uniper zu stecken. Es sei gut möglich, dass die Bundesregierung am Freitag erste Eckpunkte veröffentlichen werde, um ein Signal an die Ratingagenturen zu schicken, dass sie hinter Uniper stehe, sagten die Insider.
Das eingetrübte Konsumklima lässt den Elektronikhändler Ceconomy pessimistischer aufs laufende Jahr blicken. Eine schwächere Nachfrage, die Inflationsentwicklung und stark steigende Energiekosten belasteten vor allem die Regionen Deutschland, Österreich und die Schweiz, teilte das SDAX-Unternehmen überraschend am Abend nach Börsenschluss in Düsseldorf mit.
Die gedämpfte Stimmung bei den Verbrauchern bekam das Unternehmen auch schon im dritten Geschäftsquartal mit, wie aus den ebenfalls vorgelegten vorläufigen Zahlen hervorgeht. Ceconomy geht davon aus, dass das eingetrübte Gesamtbild über das laufende Geschäftsjahr 2021/22 hinaus Bestand haben wird.
Der Netzwerkausrüster Nokia hat im zweiten Quartal Umsatz und Gewinn gesteigert. Dabei profitierten die Finnen von einem robusten Wachstum im Geschäft mit der Netzinfrastruktur. Der Konzernumsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf knapp 5,9 Milliarden Euro. Währungsbereinigt lag das Plus bei drei Prozent. Das bereinigte operative Ergebnis nahm trotz Gegenwind durch Engpässe in der Lieferkette um fünf Prozent auf 714 Millionen Euro zu. Netto verblieb ein Gewinn von 460 Millionen Euro, ein Plus von 31 Prozent.
Die solide Nachfrage nach Luxusautos hat dem VW-Konkurrenten Hyundai im zweiten Quartal 2022 trotz eines Absatzrückgangs einen satten Gewinnsprung beschert. Der Überschuss sei im Jahresvergleich um 56 Prozent auf 3,09 Billionen Won (etwa 2,3 Milliarden Euro) gestiegen. Der Umsatz legte demnach um 19 Prozent auf 36 Billionen Won (26,9 Milliarden Euro) zu. Hyundai Motor, das mit seiner kleineren Schwester Kia zu den zehn größten Autoherstellern gehört, äußerte sich zuversichtlich, seine Ertragsziele für das gesamte Jahr zu erreichen.
Die US-Autohersteller General Motors (GM) und Ford wollen in den USA selbstfahrende Fahrzeuge ohne menschliche Bedienelemente wie Lenkräder und Bremspedale auf die Straße bringen. Die Unternehmen haben unabhängig voneinander eine Sondergenehmigung für den Einsatz einer begrenzten Anzahl autonomer Automobile eingereicht. Die Autobauer wollen demnach bis zu 2500 Fahrzeuge pro Jahr für Mitfahrgelegenheiten und Lieferdienste einsetzen, was der gesetzlich zulässigen Höchstgrenze für vollständig autonome Fahrzeuge in den Vereinigten Staaten entspricht.
In den ersten sechs Monaten stieg der Umsatz von Roche währungsbereinigt um fünf Prozent auf 32,3 Milliarden Franken. Die Diagnostiksparte wuchs dabei dank der ungebrochen starken Nachfrage nach den Covid-Tests des Konzerns um elf Prozent, das Pharma-Geschäft zog um drei Prozent an. Roche fuhr ein operatives Ergebnis von 12,67 Milliarden ein, ein Plus von neun Prozent binnen Jahresfrist. Der bereinigte Gewinn je Titel betrug 11,76 Franken, ein Zuwachs von elf Prozent.
Die pandemiebedingten Lockdowns in China haben das Geschäft des US-Chemiekonzerns Dow im zweiten Quartal belastet. Hinzu kamen die hohen Rohstoffpreise und Logistikkosten. Unter dem Strich fiel der Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12,6 Prozent auf 1,66 Milliarden US-Dollar (1,62 Mrd Euro), teilte das Unternehmen heute in Midland mit.
Auch dank Preiserhöhungen und einer starken Nachfrage etwa nach Lacken und Farben stieg der Umsatz des Konkurrenten der deutschen Chemiekonzerne Lanxess, BASF und Covestro indes um 13 Prozent auf fast 15,7 Milliarden Dollar. Die Aktie gab nach.