Händler an der Frankfurter Börse
marktbericht

Erneute Bestmarke Rekordjagd im DAX geht weiter

Stand: 15.10.2024 09:31 Uhr

Den zweiten Tag in Folge hat der DAX einen neuen Höchststand erreicht. Nun nähert er sich der 20.000-Punkte-Marke - dank einer robusten US-Wirtschaft und einem vielversprechenden Start der Berichtssaison.

In Erwartung einer robusten wirtschaftlichen Entwicklung des wichtigen Handelspartners USA greifen Anlegerinnen und Anleger erneut bei deutschen Aktien zu. Der DAX stieg zur Eröffnung um knapp 0,4 Prozent und markierte den zweiten Tag in Folge ein Rekordhoch. In den ersten Handelsminuten knackte der deutsche Leitindex dann auch erstmals die Marke von 19.600 Zählern. Er folgte damit dem Beispiel der Wall Street, die zum Wochenauftakt ebenfalls neue Bestmarken gesetzt hatte.

Nach seinem starken Wochenstart sind beim DAX also keine Ermüdungserscheinungen erkennbar. Gestern hatte er am Nachmittag einen neuen Höchststand bei 19.518 Punkten erreicht. Der Schlussstand lag bei 19.508 Punkten, ein Tagesgewinn von 0,7 Prozent. Noch nie in seiner Geschichte seit dem Gründungsdatum am 1.7.1988 hatte das Börsenbarometer so hoch geschlossen. "Nach dem Sprung auf ein neues Allzeithoch dürften die runden Marken bei 19.600 oder 19.700 ins Visier der Investoren rücken", schreiben die Experten der Helaba. Korrekturpotenzial bestehe zunächst bis 19.077 (21-Tage-Linie) oder 18.911 Zählern (Tief der Vorwoche).

Treiber am Aktienmarkt sind derzeit weitere Leitzinssenkungen bei einer gleichzeitig robusten US-Wirtschaft sowie die Hoffnung auf eine Fortsetzung des positiven Starts in die Berichtssaison. "Alles deutet auf eine weiche Landung der US-Wirtschaft hin", sagt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Online-Brokers CMC Markets. "Die Unternehmen sind nach wie vor sehr gut in der Lage, sich an die teilweise schwierigen Rahmenbedingungen anzupassen, viele könnten in der Berichtssaison die Erwartungen übertreffen." Heute stehen weitere US-Banken mit Quartalszahlen auf der Agenda, darunter Goldman Sachs und die Bank of America.

In Deutschland werden derweil um 11.00 Uhr die ZEW-Konjunkturerwartungen veröffentlicht. Die Helaba hält einen Anstieg für wahrscheinlich: "Es wäre der erste nach drei Rückgängen in Folge. Insofern könnte es einen kleinen Hoffnungsschimmer für die konjunkturelle Entwicklung Deutschlands geben." Obendrein setzen die Anlegerinnen und Anleger ihre Hoffnungen auch in die angekündigten Maßnahmen Chinas zur Ankurbelung der Wirtschaft dort. Mit Blick auf die befürchtete weitere Eskalation im Nahostkonflikt gibt es zudem eine gewisse Erleichterung.

Darüber hinaus wirft die am Donnerstag anstehende Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) bereits ihre Schatten voraus. Die Aussicht auf üppig vorhandene Liquidität durch eine weitere Lockerung der Geldpolitik sowohl in der Eurozone als auch in den USA halte die investierten Anlegerinnen und Anleger bei der Stange, kommentiert Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Skeptiker seien zugleich immer wieder neu gezwungen, "auf den fahrenden Zug aufzuspringen".

In Erwartung starker Firmenbilanzen für das abgelaufene Quartal erreichte der Leitindex Dow Jones, der wie der S&P 500 schon am Freitag ein neues Rekordhoch markiert hatte, gestern in der Spitze 43.139 Punkte und schloss am Ende bei 43.065 Punkten um 0,5 Prozent höher. Erstmals überwand der Leitindex dabei die Marke von 43.000 Punkten. "Es ist nicht wie bei den früheren Gewinnzyklen, wo man mit sehr hohen Erwartungen an die Unternehmen herangegangen ist und es für sie sehr schwer war, diese zu erfüllen", sagt Kevin McCullough von Natixis Investment Managers Solutions. Die Messlatte liege aktuell etwas niedriger, und es sei für die Anleger einfacher, die Quartalsberichte in einem positiven Licht zu sehen.

Der marktbreite S&P-500-Index gewann 0,8 Prozent auf 5.859 Zähler und markierte bei 5.871 Punkten ebenfalls ein weiteres Rekordhoch. Überproportional starke Gewinne von 0,9 Prozent gab es auch an der Technologiebörse Nasdaq, die allerdings weiter knapp unter ihren bisherigen Höchstständen bleibt. In den kommenden Tagen werden die ersten Firmen aus dem Tech-Sektor ihre Bücher für das abgelaufene Quartal öffnen. Die am vergangenen Freitag vorgelegten Zahlen einiger US-Banken hätten Optimismus für die in den kommenden Tagen anstehenden Geschäftszahlen geschürt, meint Michael James, Aktienchef des Vermögensverwalters Wedbush.

Die wichtigsten Aktienmärkte in Asien sind heute unterschiedliche Wege gegangen. Während es in Japan nach oben ging, verzeichneten die chinesischen Märkte Verluste. Mit den heutigen Gewinnen holte die japanische Börse auch die Entwicklung vom Vortag nach, als die Börse wegen eines Feiertags geschlossen gewesen war. Der japanische Leitindex Nikkei 225 gewann 0,8 Prozent auf 39.911 Punkte und stieg damit auf den höchsten Stand seit rund drei Monaten. Der australische Leitindex S&P/ASX 200 legte ebenfalls zu, und zwar um 0,8 Prozent auf 8.318 Punkte.

Die chinesischen Börsen verzeichneten dagegen Verluste. Und das, obwohl das Land wohl weitere Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft plant. Durch Ausgabe von Staatsanleihen mit langen Laufzeiten könnten im Zeitraum von drei Jahren insgesamt sechs Billionen Yuan (etwa 774 Milliarden Euro) aufgenommen werden, berichtete die chinesische Wirtschaftszeitung "Caixin" unter Berufung auf mehrere namentlich nicht genannte, informierte Personen. Die Mittel sollen teilweise auch dazu verwendet werden, die Schuldenlast von Lokalregierungen zu verringern.

Die Ölpreise haben nach einem Bericht der "Washington Post" über Details der möglichen Angriffspläne Israels auf den Iran deutlich nachgegeben. Die US-Zeitung berichtete, dass Israel sich bei seinem geplanten Vergeltungsschlag gegen den Iran auf militärische Einrichtungen konzentrieren und Atom- und Ölanlagen verschonen will. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember sank im frühen Handel um 2,34 Dollar oder rund drei Prozent auf 75,12 Dollar, nachdem er bereits gestern um rund zwei Prozent gefallen war.

Anfang vergangener Woche hatte ein Barrel der Sorte Brent unter anderem wegen der Furcht vor Angriffen auf iranische Ölanlagen noch zeitweise mehr als 80 Dollar gekostet. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Auslieferung im November gab am Morgen ebenfalls weiter deutlich nach.

Die Beteiligungsgesellschaft Mutares will ihren auch auf die Rüstungsbranche ausgerichteten Motorenhersteller Steyr Motors aus Österreich an die Börse bringen. Noch bis Silvester soll das Unternehmen an der Frankfurter Börse gelistet werden, wie Mutares mitteilte. Zuvor geplant ist die Privatplatzierung neuer und bestehender Steyr-Aktien an einen ausgewählten Kreis, auch um Geld für das Wachstum einzusammeln. Mutares will weiterhin die Mehrheit an der Firma halten, die die Gesellschaft 2022 erworben hatte.

Der schwedische Telekomausrüster Ericsson hat im abgeschlossenen Quartal besser abgeschnitten als gedacht. Neben besseren Marktkonditionen und Kostensenkungen kamen zusätzliche 5G-Lizenzerlöse dem Unternehmen zugute. Der um Restrukturierungskosten und Wertminderungen bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterte im Jahresvergleich um fast 90 Prozent auf 7,3 Milliarden schwedische Kronen (642 Millionen Euro), wie der Nokia-Konkurrent mitteilte. Das operative Ergebnis fiel damit besser aus als von Branchenkennern erwartet.

Ein ungenannter Investor hat ein Paket von Deutsche-Bank-Aktien für 256 Millionen Euro verkauft. Die Investmentbank Goldman Sachs erklärte in der Nacht zum Dienstag, sie habe 16 Millionen Papiere des größten deutschen Geldhauses platziert; der Preis liege wohl bei 16,01 Euro je Aktie. Den Namen des Verkäufers nannte sie nicht. Das Paket entspricht rund 0,8 Prozent des Grundkapitals der Bank. Der Platzierungspreis liegt knapp zwei Prozent unter dem XETRA-Schlusskurs von gestern.

Die Schweizer Online-Apotheke DocMorris hat im dritten Quartal von der fortschreitenden digitalen Rezepteinlösung profitiert. Der Umsatz legte im Zeitraum Juli bis September um 3,8 Prozent auf 265,7 Millionen Franken zu, wie der Konzern mitteilte. Dabei stiegen die Erlöse mit verschreibungspflichtigen Medikamenten (Rx) um 12,2 Prozent. Der schrumpfende Umsatz mit Papierrezepten werde durch die gute Entwicklung beim E-Rezept mehr als ausgeglichen. Die positive Entwicklung im Rx-Geschäft zeige, dass die Rezepteinlösung über die DocMorris-App und die Lieferung am nächsten Werktag bei den Kunden gut ankomme. Deren Zahl stieg zum Vorquartal um 200.000 auf 10,2 Millionen.

Tesla will sich "Robotaxi" und "Robobus" als Markennamen sichern lassen. Die Anträge des Elektroauto-Herstellers beim amerikanischen Patent- und Markenamt USPTO umfassen sowohl Fahrzeuge als auch Beförderungsdienste. Der Begriff Robotaxi bürgerte sich in den vergangenen Jahren zur Bezeichnung von selbstfahrenden Autos ein, die Menschen befördern. Teslas Anträge wurden vergangene Woche zur Vorstellung eines Robotaxi-Modells und des Konzepts für einen selbstfahrenden Bus für bis zu 20 Personen durch Firmenchef Elon Musk eingereicht.

Nach Microsoft setzt auch Google auf Atomkraft, um Rechenzentren in Zeiten stromhungriger Künstlicher Intelligenz zu betreiben. Der Internet-Konzern will ab 2030 Energie aus neuartigen kleinen Reaktoren des Entwicklers Kairos Power einkaufen. Bis 2035 soll die jährliche Leistung 500 Megawatt erreichen.  Es gehe um sechs oder sieben Kraftwerke, sagte Google-Manager Michael Terrell der Financial Times. Es sei noch offen, ob Strom aus den Reaktoren ins Netz gehen solle oder ob sie direkt mit den Rechenzentren verbunden werden.