DAX bricht Rekordrally ab Zollsorgen bremsen US-Märkte
Eigentlich schätzt die Wall Street Fantasien um eine Entfesselung der Wirtschaft unter Donald Trump. Doch die Zollpläne des designierten US-Präsidenten setzen auch den US-Anlegern zu.
Nicht nur den europäischen Börsen, auch der Wall Street bereiten die Zolldrohungen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump zunehmend Sorgen. Der Fernsehsender CNN hatte gemeldet, dass Trump den nationalen wirtschaftlichen Notstand ausrufen könnte, um die von ihm angekündigten Importzölle durchsetzen zu können.
Die Wall Street startete daraufhin verhalten in den Tag, am Ende ging der Standardwerteindex Dow Jones mit einem Aufschlag von 0,25 Prozent auf 42.635 Punkte aus dem Handel.
"Wenn man über eine Wirtschaft wie die der Vereinigten Staaten spricht, ist eine solche Sprache beunruhigend", sagte Danni Hewson, Chefanalystin beim Broker AJ Bell. "Trumps Zölle werden der Weltwirtschaft Schmerzen bereiten. Sie werden zu Handelskonflikten führen und die Inflation in den USA sowie möglicherweise auch in Europa anheizen."
Trump hatte zuletzt mehrfach Zölle von bis zu zehn Prozent auf weltweite Importe und 60 Prozent auf chinesische Waren sowie einen Importzuschlag von 25 Prozent auf kanadische und mexikanische Produkte angedroht.
Auch die Technologietitel kamen kaum voran. Der am Vortag besonders stark abgerutschte Nasdaq 100 schloss 0,04 Prozent höher bei 21.180 Punkten.
Am Donnerstag bleiben die US-Börsen anlässlich des nationalen Trauertages zu Ehren des ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter geschlossen.
Auch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) sieht neue Inflationsrisiken in Zusammenhang mit den politischen Vorhaben Trumps, wie aus den am Abend veröffentlichten Protokollen des Offenmarktausschusses (FOMC) von der Sitzung am 18. Dezember hervorgeht. Dennoch gehen die Währungshüter weiter davon aus, dass sich die Preisbeschleunigung in diesem Jahr wahrscheinlich weiter verlangsamen wird. Die Fed hatte auf ihrer jüngsten Sitzung noch einmal den Leitzins gesenkt und für 2025 eine langsamere Lockerung ihrer Geldpolitik signalisiert.
Die aktuellen Daten vom US-Arbeitsmarkt stützten diese Erwartung teilweise. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe haben den tiefsten Stand seit fast einem Jahr erreicht. Ihre Zahl fiel in der vergangenen Woche um 10.000 auf 201.000. Allerdings schufen die US-Unternehmen im Dezember laut einer Umfrage des Arbeitsmarktdienstleisters ADP mit 122.000 Stellen weniger als erwartet. Am Freitag wird der offizielle Arbeitsmarktbericht für Dezember veröffentlicht.
Naturgemäß reagierten die europäischen Märkte besonders empfindlich auf die Gerüchte zur Entschlossenheit Trumps, seine Zolldrohungen wahr zu machen. Nach anfänglichen Gewinnen bis auf 20.480 Punkte rutschte der DAX bei deren Bekanntwerden zur Mittagszeit ins Minus und schloss 0,05 Prozent tiefer bei 20.329,94 Punkten.
Damit brach der deutsche Leitindex seine Annäherung an das Rekordhoch bei 20.523 Punkten ab.
Die Nachrichten zu Trump stärkten dagegen den Dollar. Im Gegenzug drehte der Euro ins Minus. Bis zum Abend büßte die Gemeinschaftswährung 0,3 Prozent auf 1,0304 Dollar ein. Der Goldpreis zog dagegen um 0,3 Prozent an auf 2.658 Dollar pro Feinunze.
Die Ölpreise drehten im Tagesverlauf ins Minus. Am späten Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 76,26 Dollar, rund 1,1 Prozent weniger als gestern. In den USA sind die Ölreserven in der vergangenen Woche weniger als erwartet gesunken. Die Rohölvorräte fielen um 1,0 Millionen auf 414,6 Millionen Barrel. Analysten hatten mit einem Rückgang von 2,0 Millionen Barrel gerechnet. Zuvor hatte ein Rückgang der Produktion des Ölkartells OPEC die Ölpreise angetrieben. Brent-Öl hatte bei 77,89 Dollar den höchsten Stand seit Oktober erreicht. Die Organisation der erdölexportierenden Länder förderte im vergangenen Monat 26,46 Millionen Barrel pro Tag, was einem Rückgang um 50.000 Barrel im Vergleich zu November entspricht.
Die Aussicht auf eine langsamere Gangart der US-Notenbank Fed drückte auch den Bitcoin. Die umsatzstärkste Kryptowährung verlor bis zum späten Abend über zwei Prozent auf 94.218 Dollar. "Die gedämpften Zinssenkungsfantasien gehen zulasten der Attraktivität riskanter und zinsloser Anlagen", erläuterte Experte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research.
An der Wall Street sorgten Aussagen von Nvidia-Chef Jensen Huang zur Zukunft von Quantencomputern für Wirbel. Die Papiere der US-Entwickler Rigetti, IonQ, Quantum und D-Wave stürzten teils um mehr als 40 Prozent ab. "Wenn man sagen würde, dass in 15 Jahren sehr nützliche Quantencomputer existieren würden, wäre das wahrscheinlich optimistisch", sagte der Nvidia-Chef bei einer Fragenrunde mit Analysten. "Von 30 Jahren zu sprechen, wäre wahrscheinlich pessimistisch. Aber an 20 Jahre würden meiner Meinung nach viele von uns glauben."
Auch Meta machte erneut von sich Reden. Der Vorschlag des Internet-Riesen, Inhalte von eBay in den Facebook-Marktplatz zu integrieren, um damit Kartellforderungen der Europäischen Union nachzukommen, hievte die eBay-Aktie um mehr als neun Prozent nach oben.
Im DAX verbuchte die SAP-Aktie ein neues Rekordhoch. In der Spitze ging es bis auf 248,60 Euro aufwärts. Derweil näherte sich die Aktie von Heidelberg Materials ihrem Rekordhoch von Mitte Dezember an. Dank einer Empfehlung der Bank of America gewann sie 2,8 Prozent auf 125,10 Euro. Bis zum Rekordhoch von 127,10 Euro fehlt nicht mehr viel.
DAX-Schlusslicht war die Aktie von Siemens Energy mit einem Minus von fast sechs Prozent. Auch der Windturbinenhersteller Nordex stand unter Druck. Der designierte US-Präsident Donald Trump will nach eigenen Angaben erreichen, dass während seiner Amtszeit keine Windturbinen gebaut werden. "Für uns ist unklar, wie Trump das machen kann, da die Windkraft in manchen großen und wichtigen republikanischen US-Bundesstaaten beliebt ist", kommentierte Analyst Douglas Lindahl vom norwegischen Broker DNB. Der Aktienkurs von Siemens Energy hatte sich im vergangenen Jahr mehr als vervierfacht und am Dienstag bei über 55 Euro ein Rekordhoch markiert.
Die Führungsetage von Volkswagen will sich mit einem millionenschweren Gehaltsverzicht am Sparprogramm des Konzerns beteiligen. Das Management werde bis 2030 voraussichtlich insgesamt einen Beitrag von über 300 Millionen Euro leisten, sagte VW-Personalvorstand Gunnar Kilian der Braunschweiger Zeitung/Wolfsburger Nachrichten.
Der Lufthansa-Konzern steigt am 13. Januar bei der italienischen Staats-Airline Ita ein. Den Termin hat Lufthansa-Chef Carsten Spohr nach dpa-Informationen auf einer Mitarbeiterveranstaltung genannt. Unterdessen will die deutsche Airline 2025 weltweit rund 10.000 Menschen neu einstellen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Rückgang der Planzahl um etwa 3.000.
Für die 170.000 Postboten, Paketzusteller und anderen Beschäftigten der Deutschen Post beginnen heute die Tarifverhandlungen. Die Gewerkschaft ver.di fordert unter anderem sieben Prozent mehr Lohn und weitere Urlaubstage bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. "Nur mit deutlichen Lohnsteigerungen für die Beschäftigten lassen sich die noch immer hohen Kosten und Lebensmittelpreise bewältigen", sagte ver.di-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis laut Mitteilung.
Bester MDAX-Wert war Teamviewer. Nach ersten Berechnungen erzielte der Spezialist für Fernwartungssoftware 2024 einen Umsatzanstieg um neun Prozent auf etwa 671 Millionen Euro und übertraf damit das ausgegebene Ziel von 662 bis 668 Millionen. Haupttreiber seien Vertragsabschlüsse mit Großkunden in den letzten Wochen des vierten Quartals gewesen.
Nach Zahlen zum Neugeschäft ging die Bodenbildung bei Grenke mit Kursgewinnen weiter. Grenke schloss im abgelaufenen Jahr trotz der schwierigen Konjunktur so viel Neugeschäft ab wie nie zuvor. Ein Händler lobte die Margenentwicklung im vierten Quartal. Die im SDAX notierte Aktie, die Ende Oktober im Zuge einer Gewinnwarnung abgestürzt war, versucht sich seither zu stabilisieren.
Niedrigere Handelsergebnisse und milliardenschwere Abschreibungen machen dem britischen Energiekonzern Shell zu schaffen. Die Handelsergebnisse für Öl und Gas würden im vierten Quartal wohl deutlich niedriger ausfallen als in den vorangegangenen drei Monaten, kündigte Shell heute an. Grund sei, dass die Absicherungsverträge ausliefen, die Shell 2022 nach der russischen Invasion in die Ukraine abgeschlossen hatte.
Der südkoreanische Technologiekonzern Samsung hat sein operatives Ergebnis im vierten Quartal 2024 deutlich gesteigert, die Erwartungen der Analysten aber klar verfehlt. Samsung rechnet für das Quartal von Oktober bis Dezember mit einem Ergebnis von 6,5 Billionen Won (rund 4,3 Milliarden Euro) - das liegt deutlich unter der durchschnittlichen Analystenschätzung von 7,7 Billionen Won (rund 5,1 Milliarden Euro).