Blick in den Handelssaal der Frankfurter Börse.
marktbericht

US-Wahl und Nahost im Blick DAX beendet schwache Woche knapp im Plus

Stand: 25.10.2024 18:16 Uhr

Vor dem Wochenende haben sich die Anlegerinnen und Anleger am deutschen Aktienmarkt zurückgehalten. Zu groß ist die Unsicherheit über den Ausgang der US-Wahl und die Lage im Nahen Osten. Der DAX schloss minimal höher.

Am Ende einer schwachen Woche hat sich der DAX so gut wie gar nicht vom Fleck bewegt. Zwar konnte er seine frühe Schwächephase überwinden und ins Plus drehen. Zum Handelsschluss betrug dieses aber gerade einmal 0,1 Prozent. Offenbar wollten die Anlegerinnen und Anleger nicht zu viele Risiken mit ins Wochenende nehmen.

Damit notiert der deutsche Leitindex nun bei 19.464 Punkten. Auf Wochensicht steht unter dem Strich ein Minus von rund einem Prozent. Von seinem Mitte Oktober erreichten Rekordhoch bei knapp 19.675 Zählern hat sich das Börsenbarometer also etwas entfernt.

Für Unsicherheit unter den DAX-Investoren sorgt derzeit die näher rückende Entscheidung zwischen Donald Trump und Kamala Harris um den Einzug ins Weiße Haus in den USA. "Die US-Wahlen strahlen bereits auf die Märkte ab, und am Wochenende wird auch in Japan gewählt", erklärt Marktexperte Andreas Lipkow das zurückhaltende Geschäft am deutschen Aktienmarkt.

"Seit rund drei Wochen preisen die Finanzmärkte mit Trumps Aufholjagd in Umfragen gegenüber Harris zunehmend das Szenario 'Trump 2.0'-Präsidentschaft ein", schreibt Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck. Das treibe unter anderem den Goldpreis und die Zinsen für US-Staatsanleihen nach oben. Hierzulande nehmen aber die Ängste zu: "Da Trump wiederholt mit Strafzöllen auf Importe aus der EU droht und die Sorgen vor einem Handelskrieg schürt, befürchten deutsche Industriebetriebe bei einem Trump-Sieg Geschäftsschäden zu erleiden", so die Experten der LBBW.

Dazu schwebt weiterhin die Lage in Nahost als große Gefahr über den Börsen. "Bisher ist davon auszugehen, dass es zu einem Gegenschlag Israels auf den Iran kommt. Die erste Marktreaktion dürfte dementsprechend stark nach unten ausfallen", betont ING-Analyst Christian Zoller.

Update Wirtschaft vom 25.10.2024

Anne-Catherine Beck, HR, Update Wirtschaft, 25.10.2024 09:00 Uhr

Aus all diesen Gründen reagierten die Anlegerinnen und Anleger auch auf Konjunkturdaten weniger als sonst. Das verbesserte ifo-Geschäftsklima entpuppte sich daher vor dem Wochenende nicht als nachhaltiger Kurstreiber. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich demnach im Oktober erstmals seit fast einem halben Jahr wieder verbessert. Dennoch "sollte dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die konjunkturelle Situation noch längere Zeit schwierig bleibt", mahnt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Immerhin liefere der ifo-Index nicht allzu viel Gegenwind für die Zinssenkungsabsichten der Europäischen Zentralbank, hieß es von den Helaba-Experten.

An der Nasdaq-Börse zeichnen sich zum Wochenabschluss erneut moderate Gewinne ab. Schon gestern hatten hier hohe Kursgewinne der Tesla-Aktien beflügelt. Und auch heute sieht es gut aus: Der technologielastige Nasdaq 100 steigt zum DAX-Schluss 1,2 Prozent. Auch der marktbreite S&P 500 klettert um 0,5 Prozent auf 5.837 Punkte. Der Leitindex Dow Jones Industrial steht dagegen 0,2 Prozent tiefer bei 42.277 Zählern.

Dabei spielt ebenfalls die Unsicherheit vor den nahenden Wahlen eine Rolle. Zuletzt hatten die US-Anleiherenditen deutlich zugelegt. Das macht Staatsanleihen im Vergleich zu Aktien attraktiver, da sie als eine risikoärmere Anlageklasse gelten. In der Tech-Branche konzentrierten sich die Anlegerinnen und Anleger auf erfreuliche Nachrichten aus der Wirtschaft. So hat sich die von der Universität Michigan erhobene Stimmung der US-Verbraucher im Oktober unerwartet etwas aufgehellt. Davon profitierten die als sehr konjunktursensibel geltenden Technologiewerte besonders.

Der Goldpreis gibt 0,6 Prozent nach auf 2.718 Dollar. Das gelbe Edelmetall hatte zur Wochenmitte bei 2.785 Dollar ein frisches Rekordhoch markiert. Vor allem die gesunkenen Zinssenkungserwartungen und die Krise im Nahen Osten hatte die Anleger zuletzt in Gold getrieben.

Der Euro ist derweil heute etwas gestiegen. Nach dem Börsenschluss kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,0812 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0825 (Donnerstag: 1,0801) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9237 (0,9258) Euro.

Die Ölpreise haben zugelegt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember kostete 75,47 Dollar. Das waren 1,09 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 1,08 Dollar auf 71,28 Dollar. Die Ölpreise machten so ihre Vortagsverluste wieder wett. Die Preise liegen derzeit ein wenig höher als zu Wochenbeginn. Sie haben sich nach Einschätzung der Commerzbank-Experten zumindest vorerst stabilisiert. "Denn grundsätzlich bleiben die Marktteilnehmer hin- und hergerissen, zwischen den Angebotsrisiken aufgrund der angespannten Lage im Nahen und Mittleren Osten einerseits und den Nachfragesorgen andererseits", heißt es in einem Kommentar.

Im DAX stand heute die Mercedes-Benz-Aktie nach Quartalszahlen deutlich unter Druck. Das Betriebsergebnis (Ebit) des Autobauers sackte von Juli bis September um fast die Hälfte auf 2,5 Milliarden Euro ab. Im Kerngeschäft Pkw brach das bereinigte operative Ergebnis mit einem Minus von 64 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro noch stärker ein, so dass die Rendite mit 4,7 Prozent nicht einmal halb so hoch war wie vor Jahresfrist (12,4 Prozent).

Der Konzerngewinn fiel um über die Hälfte auf 1,72 Milliarden Euro. Zur Erklärung verwies Mercedes auf das herausfordernde Marktumfeld und den harten Wettbewerb, "insbesondere in China". Die Papiere verloren am Ende ein Prozent.

Der Sportwagenbauer Porsche AG will nach einem holprigen dritten Quartal mit einem Endspurt noch seine Jahresziele schaffen. "Wie erwartet ist das dritte Quartal das schwächste des Geschäftsjahres 2024", sagte Finanzvorstand Lutz Meschke laut Mitteilung. Die schwierige Wirtschaftslage unter anderem in China sowie die vielen Modellwechsel schlugen sich in den drei Monaten Juli bis September in den Geschäften nieder. Der Umsatz nach neun Monaten stand 5,2 Prozent niedriger bei 28,6 Milliarden Euro, das operative Ergebnis fiel um 26,7 Prozent auf 4,04 Milliarden Euro. Die Rückgänge vergrößerten sich damit zum Zeitraum der ersten sechs Monate. Der Gewinn je im DAX gehandelter Vorzugsaktie rutschte um fast 30 Prozent auf 3,04 Euro ab.

Lilium-Chef Klaus Roewe hofft, dass der Elektroflugzeug-Hersteller mit einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung "die Chance auf einen Neuanfang erhält". Der Vorstand könnte das Unternehmen mit rund 1.000 Beschäftigten dann unter der Aufsicht eines Sachwalters weiterführen und hätte mehr Zeit, neue Investoren zu gewinnen. Der Flugtaxi-Hersteller hatte gestern angekündigt, in den nächsten Tagen einen Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung beim Amtsgericht Weilheim zu stellen. Der Bund hatte eine Bürgschaft für die Hälfte eines 100-Millionen-Euro-Kredits der KfW-Bank abgelehnt. "Wir hatten uns bereits unter Vorbehalt zusätzliches privates Kapital gesichert, um das KfW-Darlehen zu ergänzen", sagte Roewe.

Der Kochboxenversender HelloFresh will nach einem unerwartet guten Quartal das laufende Jahr profitabler abschließen. So zielt das Unternehmen darauf ab, weniger, aber im Durchschnitt profitablere Kunden zu gewinnen. 2024 dürfte der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 360 bis 400 Millionen Euro zurückgehen, teilte der MDAX-Konzern überraschend mit. Bislang standen am unteren Ende der Spanne zehn Millionen Euro weniger auf dem Zettel.

Eine erfreuliche Bilanz des Schweizer Zementkonzerns Holcim hilft laut Börsianern auch Heidelberg Materials auf die Sprünge. Aktien des Baustoffkonzerns zählen mit einem Plus von über zwei Prozent zu den größten DAX-Gewinnern. Holcim hat im dritten Quartal dank der verstärkten Ausrichtung auf höherwertige Produkte mehr verdient.

Der arabische Ölriese Adnoc hat sich schon vor dem offiziellen Startschuss seines Übernahmeangebots für Covestro fast zehn Prozent an dem Leverkusener Kunststoffkonzern gesichert. Die übrigen Aktionäre haben nun knapp fünf Wochen lang - bis zum 27. November - Zeit, das Übernahmeangebot des Staatskonzerns aus Abu Dhabi über 62 Euro je Aktie anzunehmen.

Der französische Getränkehersteller Remy Cointreau senkt seine Jahresprognose wegen der ausbleibenden Trendwende beim Absatz seiner Spirituosen. Für das laufende Finanzjahr 2024/25 werde nun mit einem weiteren zweistelligen Umsatzrückgang gerechnet, statt einer schrittweisen Erholung.

Mit Enttäuschung aufgenommene Quartalszahlen lassen die Aktien des Haushaltsgeräteherstellers Electrolux einbrechen. Die Titel des schwedischen Konzerns fallen in der Spitze um mehr als 14 Prozent. Das bereinigte Betriebsergebnis hat sich im dritten Quartal mit 717 Millionen Kronen (62 Millionen Euro) zwar mehr als verdoppelt. Doch Analysten hatten deutlich mehr erwartet.

Der milliardenteure Kauf der Holding Capri durch den US-Konzern Tapestry, der bekannte Modemarken wie Coach, Michael Kors und Versace unter ein Dach bringen sollte, liegt vorerst auf Eis. Eine New Yorker Richterin blockierte den Zusammenschluss auf Antrag der US-Regierung mit einer einstweiligen Verfügung, da der Zusammenschluss zu weniger Wettbewerb im Markt für "erschwingliche Luxus-Taschen" führen könne.

Die Beliebtheit von Apple-Handys in China lässt nach. Im weltgrößten Markt für Smartphones sank der Absatz von iPhones im dritten Quartal um 0,3 Prozent, während der Rivale Huawei einen Anstieg von 42 Prozent verzeichnete, wie aus Daten des US-Marktforschungsunternehmens IDC hervorging. Dadurch sei der Marktanteil von Apple um einen halben Prozentpunkt auf 15,6 Prozent gefallen.

Ein deutliches Plus bei Impfstoffen hat dem französischen Pharmakonzern Sanofi ein überraschend gutes drittes Quartal beschert. Der Konzernumsatz stieg um fast 12,3 Prozent auf 13,4 Milliarden Euro, der um Sonderposten bereinigte Gewinn zog um 12,2 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro an. Vor allem Impfungen gegen Grippe sowie gegen ein Atemwegsvirus waren gefragt.

Der brasilianische Fleischkonzern JBS und das mexikanische Unternehmen Sigma Alimentos buhlen Insidern zufolge um das milliardenschwere Hotdog- und Aufschnittgeschäft des US-Lebensmittelriesen Kraft Heinz. Die Veräußerung der beliebten Hot-Dog-Marke Oscar Mayer könnte den Amerikanern fast drei Milliarden Dollar einbringen, hieß es aus mit der Angelegenheit vertrauten Kreisen.

Die Vergütung von Microsoft-CEO Satya Nadella ist im Geschäftsjahr 2024 wegen seiner Aktienzuteilungen um 63 Prozent auf 79,1 Millionen Dollar gestiegen. Nadella erhielt rund 71 Millionen Dollar in Aktienzuteilungen. 2023 hatte er Aktienzuteilungen in Höhe von 39 Millionen Dollar bezogen. Die Microsoft-Aktien hatten in dem am 30. Juni 2024 in den USA zu Ende gegangenen Geschäftsjahr um rund 31,2 Prozent zugelegt.