DAX bei fast 20.000 Punkten Anleger fassen wieder Mut
Der DAX hat trotz Gegenwind von der Wall Street am Nachmittag weiter Boden gut gemacht. Damit endete die verkürzte Weihnachtswoche versöhnlich.
Bei ruhigem Handelsverlauf ist am deutschen Aktienmarkt doch noch etwas Kauflaune aufgekommen. Der DAX, der zunächst holprig in den Tag gestartet war, ging letztlich bei 19.984 Zählern am Tageshoch und um 0,68 Prozent höher aus dem Handel. Damit rückt die Marke von 20.000 Punkten wieder verstärkt ins Visier der Anleger. Am letzten Handelstag vor der Weihnachtspause am vergangenen Montag war der Index bei 19.848 Punkten noch leicht schwächer aus dem Handel gegangen.
"Die Aktienmärkte erholen sich ein wenig von dem Dämpfer, den ihnen die US-Notenbank Fed noch kurz vor Weihnachten verpasst hatte", konstatierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.
Allerdings waren heute bei einem dünnen Terminkalender die Aktivitäten der Anleger gedämpft. Nennenswerte Nachrichten aus dem Unternehmenssektor oder neue Konjunkturdaten gab es nicht, ebenso in den USA, wo gestern noch gehandelt wurde. "Die Bücher der professionellen Marktteilnehmer sind bereits geschlossen, während sich Privatanleger zwischen den Jahren auch eher weniger an der Börse engagieren dürften", konstatierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets.
Am kommenden Montag, dem letzten Handelstag in diesem Jahr, schließt die Börse nach einer verkürzten Sitzung bereits um 14.00 Uhr, Silvester findet kein Handel statt.
Nach einem Rekord über 20.500 Punkten Mitte Dezember war der DAX zuletzt in eine Korrektur übergegangen; Gewinnmitnahmen prägten das Bild zum Ende eines starken Jahres. Hoffnungen auf eine Jahresendrally haben sich dabei nicht bestätigt. Auslöser war ein verhaltener Zinsausblick der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) nach ihrer letzten Zinssitzung am 18. Dezember.
Trotzdem wird das Jahr 2024 als ein besonders gutes Jahr in Erinnerung bleiben. Denn die Zinswende der großen Notenbanken in diesem Jahr hat den Leitindex in ungeahnte Höhen getrieben. Mehr als 3.700 Punkte gewann er seit Januar zeitweise dazu, das entspricht einem Plus von gut 22 Prozent. Anfang Dezember übersprang der DAX sogar die 20.000-Punkte-Marke. Mit dem Ende der heutigen Woche steht ein Jahresplus von immer noch 19,1 Prozent für den Index in den Büchern der Investoren.
Aber das Aktienbild ist nicht einheitlich. Denn anders als der international ausgerichtete Leitindex DAX konnte der MDAX der mittelgroßen Werte nicht mithalten. Bisher steht ein Minus von über fünf Prozent zu Buche, nachdem der Index heute nahezu unverändert bei 25.705 Punkten aus dem Handel ging. Die Unternehmen im industrie- und exportlastigen Index, die den deutschen Mittelstand repräsentieren, litten stärker unter der schwachen heimischen Konjunktur als die Großkonzerne im DAX, die ihr Geld überwiegend im Ausland verdienen.
An dieser Ausgangslage dürfte sich auch 2025 wenig ändern. Denn angesichts der schwächelnden Konjunktur blickt die deutsche Wirtschaft auf das neue Jahr mit großen Sorgen.
31 von 49 Wirtschaftsverbänden sehen die aktuelle Lage schlechter als noch vor einem Jahr, wie aus der jährlichen Branchenumfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervorgeht, die am Freitag veröffentlicht wurde. Auch für das kommende Jahr bleiben die Verbände überwiegend pessimistisch.
Unter den Einzelwerten im DAX waren die zuletzt gebeutelten Autoaktien stärker gefragt, die sich erholten. Tagessieger waren die Titel der VW-Holding Porsche SE, auch die Vorzugspapiere der Volkswagen AG waren ebenso gefragt wie BMW.
Insgesamt aber war 2024 kein gutes Jahr für die deutsche Schlüsselindustrie, die unter hohen Kosten, der Kaufzurückhaltung der Kunden bei den E-Modellen sowie starker ausländischer Konkurrenz, insbesondere aus China, litt.
Der Kurs des Euro hat sich ebenfalls erholt, zuletzt wurden 1,0427 Dollar bezahlt, ein leichter Anstieg zum Vortag. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0435 (Dienstag: 1,0395) Dollar fest.
Dem Markt fehlte es nach den Weihnachtsfeiertagen an Impulsen. Es wurden weder in der Eurozone noch in den Vereinigten Staaten wichtige Konjunkturdaten veröffentlicht. Insgesamt hat sich der Euro in der ablaufenden Woche stabilisiert, nachdem die US-Notenbank Fed in der Vorwoche den Dollar beflügelt hatte.
Der japanische Yen legte nach den jüngsten Kursverlusten zum Dollar ein wenig zu. In Japan ist die Inflation im Großraum Tokio zum Jahresende den zweiten Monat in Folge gestiegen. Im Dezember legten die Verbraucherpreise in der Hauptstadt ohne Frischwaren im Jahresvergleich um 2,4 Prozent zu. Im November hatte die Jahresrate bei 2,2 Prozent gelegen und im Oktober bei 1,8 Prozent. Die Preisdaten aus dem Großraum Tokio gelten an den Finanzmärkten als richtungweisend für die gesamte Preisentwicklung des Landes.
Aktuell notiert die japanische Währung aber weiter in der Nähe ihres Fünfmonatstiefs. Anleger befürchten, dass die Notenbank in Tokio erneut am Devisenmarkt intervenieren könnte, sollte der Wechselkurs auf 160 Punkte steigen. Der schwache Yen kommt vor allem der japanischen Exportwirtschaft zugute. Aktien von Autobauer Toyota oder dem Elektronikriesen Sony legten heute in einem freundlichen Gesamtmarktumfeld an der Tokioter Börse zu.
Die Kurse deutscher Staatsanleihen sacken derweil ab. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel zuletzt um knapp ein halbes Prozent. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen steigt auf auf 2,37 Prozent. Die Umlaufrendite im Kassahandel stieg von 2,23 Prozent am Montag auf 2,31 Prozent,
Belastet wurden die Anleihen durch Vorgaben aus den USA. Dort sind am Donnerstag die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung unerwartet gefallen. Die Daten dürften die Erwartungen auf weitere Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank Fed eher dämpfen. In der Eurozone und den USA stehen im weiteren Handelsverlauf keine wichtigen Konjunkturdaten auf dem Kalender.
Die Ölpreise liegen am Mittag im Plus. Marktbeobachter sprachen kurz vor dem Jahresende allerdings von einem vergleichsweise geringen Handelsvolumen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt gut 1,3 Prozent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI steigt ebenfalls um rund 1,2 Prozent.
Generell bleibt die geopolitische Lage im Nahen Osten ein bestimmender Faktor für den Ölmarkt. Ein Militärschlag Israels gegen Ziele im Jemen konnte den Ölpreisen zunächst keinen starken Auftrieb verleihen. Israel hat nach wiederholten Raketenangriffen der Huthi im Jemen zuletzt seine Gegenschläge intensiviert.
Anders als hierzulande wurde gestern an der Wall Street gehandelt. Bei dünnen Umsätzen gab es kaum Bewegung, da auch in den USA die Bücher vieler Anleger bereits geschlossen sind. Allerdings verunsicherten steigenden Anleiherenditen die wenigen Marktteilnehmer.
Heute stehen alle großen Aktienindizes gegen Mittag Ortszeit im Minus. Vor allem die besonders zinsempfindlichen Technologieaktien leiden im Gefolge steigender Rentenrenditen unter Gewinnmitnahmen. Der Nasdaq Composite-Index gibt deutlich 1,9 Prozent nach, der Auswahlindex Nasdaq 100 sackt um 1,7 Prozent ab. Steigende Zinsen machen zukünftige, aber sehr ungewisse Gewinne, wie sie von stark wachsenden Tech-Konzernen in Aussicht gestellt werden, in den Augen der Investoren aus heutiger Sicht weniger wertvoll.
Der Dow Jones-Index der Standardwerte, der gestern um 0,1 Prozent im Plus schloss bei 43.325 Punkten, verliert rund 0,9 Prozent und rutscht damit wieder knapp unter die Marke von 43.000 Zählern. Der breiter gefasste S&P 500 verliert 1,25 Prozent und fällt wieder unter 6.000 Punkte.
Die Renditen von US-Staatsanleihen stiegen auch heute wieder auf breiter Front an. Die der Papiere mit 10 Jahren Laufzeit kletterten zuletzt bis auf 4,59 Prozent auf den höchsten Stand seit Anfang Mai. Man sei jetzt an einem Wendepunkt, sagte George Cipolloni, Portfoliomanager bei Penn Mutual Asset Management. "Jeder Anstieg führt tendenziell zu einer Schwäche des Aktienmarktes."
Was mit der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten zu tun hat. Die nachfolgende Aktienrally war zuletzt ins Stocken geraten, da die US-Notenbank die Zinsen im kommenden Jahr wohl nicht so deutlich senken wird wie zunächst erwartet. Marktteilnehmer befürchten, dass durch die angekündigte Wirtschaftsagenda Trumps insbesondere mit hohen Zöllen die Inflation steigen könnte.
Erstmals wurden heute die neuesten Änderungen in den Indexzusammensetzungen gehandelt. Der vor der Übernahme stehende Kunststoffkonzern Covestro fliegt aus dem deutschen Aktienleitindex DAX. Grund für die außerplanmäßige Änderung der Indexzusammensetzung sei der zu geringe Streubesitz von Covestro von weniger als zehn Prozent, hatte die Deutsche-Börse-Indextochter Stoxx am 19. Dezember nach Börsenschluss im schweizerischen Zug mitgeteilt.
Der staatliche Ölkonzern XRG (ehemals Adnoc) aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hatte am 19. Dezember erklärt, über 91 Prozent der Aktien im Übernahmeangebot ergattert zu haben. Ersetzt werde Covestro durch den Dialysespezialisten FMC (Fresenius Medical Care). Im MDAX, aus dem FMC aufsteigt, wird den Angaben zufolge der zu Vonovia gehörende Wohnungskonzern Deutsche Wohnen aus dem SDAX nachrücken. Und im SDAX wird in der Folge der Laserspezialist LPKF aufgenommen.
Der scheidende Betriebsratschef der Commerzbank, Uwe Tschäge, rechnet bei einer Übernahme des Frankfurter Geldhauses durch die italienische Großbank Unicredit mit einem massiven Stellenabbau. Er fürchte, dass in Deutschland zwei Drittel aller Stellen wegfallen würden, sagte Tschäge dem Handelsblatt. "Es droht also der Abbau von gut 15.000 Arbeitsplätzen."
Die Mailänder Unicredit kontrolliert mittlerweile etwa 28 Prozent der Anteilsscheine an der Commerzbank. Rund 9,5 Prozent der Aktien halten die Italiener direkt, zudem hat sich Unicredit Zugriff auf insgesamt 18,5 Prozent durch Finanzinstrumente gesichert. Die Bundesregierung hat die italienische Bank aufgefordert, einen Übernahmeversuch zu beenden.
Der Ferienflieger Condor stutzt für den Sommer sein Nordamerika-Programm, weil voraussichtlich weniger Passagiere von der Lufthansa an das Drehkreuz Frankfurt gebracht werden. Hintergrund ist eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs, der in einem jahrelangen Rechtsstreit zwischen den Fluggesellschaften eine vorläufige Entscheidung zugunsten des Lufthansa-Konzerns gefällt hat. Danach ist die Kranich-Airline aktuell nicht mehr verpflichtet, Condor-Gäste zu Vorzugskonditionen nach Frankfurt zu den Fernflügen des Konkurrenten zu transportieren.
Der Rechtsstreit dreht sich seit Jahren um die Frage, ob Lufthansa dem Konkurrenten aus Wettbewerbsgründen Sonderkonditionen einräumen muss, wie es auch das Bundeskartellamt befürwortet hatte. Das entsprechende Abkommen stammt aus der Zeit, als Condor noch zum Lufthansa-Konzern gehörte und nicht britischen Finanzinvestoren wie heute. Der BGH hat bislang nur im Eilverfahren entschieden, sodass die Entscheidung in der Hauptsache vor dem OLG Düsseldorf noch aussteht.
Aktien des Der Essenlieferdienstes Delivery Hero verloren deutlich und standen am MDAX-Ende. Das Unternehmen hat in Taiwan einen Rückschlag erlitten. Die dortige Wettbewerbsbehörde TFTC werde den im Mai bekanntgegebenen Verkauf des Food-Panda-Geschäfts in Taiwan nicht freigeben, teilte das Unternehmen über die Weihnachtsfeiertage mit. Der US-Fahr- und Lieferdienst Uber hatte den Bereich in einem mehrstufigen Geschäft für knapp eine Milliarde US-Dollar erwerben wollen
Außerdem hatten die Amerikaner den Kauf eines kleinen Anteils an Delivery Hero vorgehabt. Uber könne gegen die Entscheidung von TFTC Berufung einlegen oder die Transaktion beenden, hieß es in der Mitteilung weiter. Deren Aktien zeigten sich am Freitag relativ unbeeindruckt von den Neuigkeiten.
Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Delivery Hero anlässlich des von der taiwanesischen Wettbewerbsbehörde untersagten Verkaufs des Food-Panda-Geschäfts auf "Overweight" mit einem Kursziel von 49 Euro belassen.
Die Ankündigung sei ein klarer Negativpunkt für den Essenslieferanten, denn die meisten Investoren seien überzeugt davon gewesen, dass der Deal zustande komme, schrieb Analyst Marcus Diebel in einer am Freitag vorliegenden Studie. Er sehe zwar noch Raum für andere Veräußerungen in der Region, die als positive Kurstreiber wirken könnten, aber in den kommenden Tagen dürfte der Aktienkurs zunächst einmal erheblich belastet werden.
Der Impfstoffhersteller Biontech hat in den USA im Streit um Lizenzgebühren millionenschwere Vergleiche geschlossen. Insgesamt umgerechnet 1,2 Milliarden Euro wird das Unternehmen aus Mainz an die US-Gesundheitsbehörde NIH sowie die Universität von Pennsylvania zahlen, wie Biontech auf Anfrage mitteilte.
Beide Vereinbarungen stellten kein Eingeständnis der Haftung in Bezug auf erhobene Vorwürfe dar, betonte Biontech. Eine Sprecherin sagte, diese Fälle unterschieden sich von Rechtsstreits mit Konkurrenten wie Moderna oder Curevac. Bei der Universität sowie der Behörde NIH handele es sich um Kooperationspartner.