Börsenhändler in Frankfurt
marktbericht

Warten auf EU-Inflationsdaten Wenig Bewegung am Feiertag im DAX

Stand: 30.05.2024 18:00 Uhr

An Fronleichnam hat der DAX nach nervösem Start leichte Kursgewinne verzeichnet. Gehemmt wurde das Börsenbarometer vor neuen Inflationsdaten durch die Furcht vor einer sich verzögernden Zinswende und SAP.

Am Tag vor dem neuen Inflationsbericht für die Eurozone sind die Anlegerinnen und Anleger am Aktienmarkt nur mit angezogener Handbremse unterwegs gewesen. Die neu aufgekommene Ungewissheit um erwartete Zinssenkungen sorgte auch an Fronleichnam weiter für Unsicherheit. Außerdem nutzen viele Marktakteure den morgigen Brückentag für ein langes Wochenende, wodurch der Feiertag durch geringe Umsätze geprägt war.

Immerhin konnte der deutsche Leitindex DAX seine Kursverluste aus dem frühen Handel abschütteln und schon im Laufe des Vormittags ins Plus drehen. Am Nachmittag linderten schließlich US-Konjunkturdaten die Zinssorgen ein wenig und bescherten dem Börsenbarometer minimale Gewinne. Letztlich schloss der DAX 0,13 Prozent höher 18.497 Punkten. Ein größeres Plus verhinderten kräftige Kursverluste der schwer gewichteten Software-Aktien von SAP nach einem enttäuschenden Ausblick des US-Konkurrenten Salesforce.

Gestern war der DAX wegen der unklaren Zinsperspektive und der gestiegenen Inflationsrate in Deutschland noch auf den niedrigsten Stand seit drei Wochen gefallen. In den USA wird wegen der hartnäckigen Teuerung mittlerweile erst im Herbst mit einer Zinswende gerechnet. Nach teils aggressiven Erhöhungen hält die Notenbank Federal Reserve den Leitzins seit geraumer Zeit in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent konstant.

Das DAX-Rekordhoch von Mitte Mai bei knapp 18.900 Zählern rückte damit in die Ferne. Stattdessen tendiert das Barometer derzeit stärker in Richtung der Marke von 18.000 Zählern, wobei eine nächste technische Haltemarke auf dem Weg nach unten bei knapp 18.300 Punkten liegt. Hier verläuft die Durchschnittslinie der vergangenen 50 Handelstage, ein Indikator für den mittelfristigen Trend.

Update Wirtschaft vom 30.05.2024

Anne-Catherine Beck, HR, Update Wirtschaft, 30.05.2024 09:00 Uhr

Gebremst von der Hochzinspolitik der Fed verliert die US-Wirtschaft derweil deutlich an Fahrt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im ersten Quartal auf das Jahr hochgerechnet nur noch um 1,3 Prozent zu, wie das US-Handelsministerium heute zu seiner zweiten Schätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten damit gerechnet. Zunächst war für das erste Quartal ein Plus von 1,6 Prozent gemeldet worden.

Zudem stiegen die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe etwas stärker als erwartet. Diese Nachrichten nährten wieder ein Stück weit die zuletzt etwas abgeschwächten Zinssenkungserwartungen. Neue Hinweise auf das Vorgehen der Notenbank erhoffen sich die Anlegerinnen und Anleger nun von dem morgen anstehenden PCE-Index der privaten Konsumausgaben, der für die Fed ein wichtiges Inflationsmaß bildet.

Ebenfalls in den Fokus dürften zum Wochenschluss die Verbraucherpreise für die Eurozone rücken. Anders als bei der Fed rechnen die Investoren bei der Europäischen Zentralbank (EZB) fest mit baldigen Zinssenkungen. Für Volkswirte gilt laut einer Umfrage ein erster Zinsschritt nach unten bei der EZB-Sitzung in der kommenden Woche als so gut wie sicher.

Stratege Ben Laidler von der Investitionsplattform eToro zeigte sich dagegen vorsichtig: Ein höher als prognostizierter Inflationswert "wäre nicht genug, um die EZB davon abzuhalten, nächste Woche die Zinsen zu senken, aber er würde in Frage stellen, wie schnell und wie weit sie danach gehen kann."

Der Euro hat anfängliche Verluste wettgemacht und ist wieder über die Marke von 1,08 Dollar gestiegen. Am späten Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0815 Dollar und damit rund einen halben Cent mehr als am Morgen. Der Dollar bekam im Tagesverlauf zunehmend Gegenwind. Besonders schwer wogen die schwachen Wachstumszahlen. Hinzu kamen höhere Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und trübe Daten vom Immobilienmarkt.

An den Rohstoffmärkten ging es wegen der ungewissen US-Zinsaussichten vor allem beim Kupferpreis bergab. Das Industriemetall, das in diesem Jahr über 20 Prozent zugelegt hat, verbilligte sich um 3,5 Prozent auf 10.097,50 Dollar je Tonne.

Auch das Öl wurde niedriger gehandelt. Die Preise für die Nordsee-Sorte Brent und die US-Sorte WTI gaben jeweils rund ein halbes Prozent auf 83,05 beziehungsweise 78,86 Dollar je Fass (159 Liter) nach. Anlegerinnen und Anleger fürchten, dass eine anhaltende Hochzinspolitik in den USA der Konjunktur und damit auch der Nachfrage nach Rohstoffen schaden könnte.

Auf der Unternehmensseite rückte SAP in den Fokus. Nach einem enttäuschenden Ausblick des US-Rivalen Salesforce, der unter einer schwachen Nachfrage im Cloudgeschäft leidet, fielen SAP-Papiere fast vier Prozent und zählten damit zu den größten DAX-Verlierern. Sie notierten erstmals seit Anfang des Monats wieder unter der Marke von 170 Euro. Der jüngste Aufwärtstrend, der die Titel des Softwareherstellers wieder an das Ende März erreichte Rekordhoch von 184,48 Euro herangeführt hatte, gerät damit in Gefahr.

Eine Prognoseerhöhung angesichts einer Erholung der Nachfrage treibt die Aktie des PC-Anbieters HP an. Die Papiere springen an der Wall Street um 13,6 Prozent auf 37,26 Dollar und sind damit so teuer wie seit Juni 2022 nicht mehr. Das Unternehmen erwartet nach überraschend starken Zahlen für das zweite Quartal nun einen bereinigten Gewinn pro Aktie zwischen 3,30 und 3,60 Dollar je Aktie - fünf Cent mehr als bisher. Nach einer Phase mit niedrigen Umsätzen, als die Kunden Ausgaben für neue IT-Ausrüstung angesichts der hohen Inflation so lange wie möglich verschoben hatten, zieht die Nachfrage laut HP wieder an.

Ein Medienbericht über die mögliche staatliche Förderung eines Vogelgrippe-Impfstoffs von Moderna beflügelt die Aktie. Die US-Regierung stehe kurz vor einer Einigung über die Finanzierung einer Studie im fortgeschrittenen Stadium mit Modernas mRNA-Impfstoff gegen die pandemische Vogelgrippe, berichtete die "Financial Times". Moderna könne die Gelder von der US-Gesundheitsbehörde Barda bereits im Juni erhalten. Sollten die Ergebnisse der Studie positiv ausfallen, werde das Gesundheitsministerium den Impfstoff kaufen.

Positiv aufgenommene Quartalszahlen stärken die Aktie des US-Sportartikelherstellers Foot Locker. Das Unternehmen verzeichnete in den ersten Monaten dank erfolgreicher Sparmaßnahmen 2024 einen Gewinn je Aktie von 0,22 Dollar. Die Analysten waren im Schnitt von zwölf Cent ausgegangen.

Nach einer Umsatz- und Gewinnwarnung des US-Technologiekonzerns Agilent Technologies am Vorabend standen heute die Papiere deutscher Hersteller von Mess- und Analyseprodukten und -dienstleistungen unter Druck. Etwa die Anteile des Pharma- und Spezialchemiekonzerns Merck KGaA gaben um knapp zwei Prozent nach. Die Aktien von Sartorius verloren ebenfalls deutlich an Wert.

Die Großbank UBS baut ihr Top-Management um. Der Chef der Vermögensverwaltung, Iqbal Khan, übernehme die Leitung des Geschäfts in der Region Asien-Pazifik, teilte das Schweizer Institut mit. Die Verantwortung für das Kerngeschäft Vermögensverwaltung teile er sich in Zukunft mit Rob Karofsky, der zudem für Amerika zuständig sei. George Athanasopoulos und Marco Valla führten in Zukunft gemeinsam die Investmentbank. Ulrich Körner und Naureen Hassan verlassen die UBS im Jahresverlauf.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 30. Mai 2024 um 09:00 Uhr.