Tech-Aktien im Fokus Nasdaq macht Boden gut
Nach den Verlusten der Vortage zeigte sich an der Wall Street zumindest die Nasdaq erholt. Was nichts an der anhaltenden Zinsunsicherheit ändert, die die Märkte derzeit lähmt. Auch dem DAX fehlten Impulse.
Die Wall Street präsentierte sich nach den Verlusten des Vortages vor dem langen Wochenende in den USA uneinheitlich. Die Börsen bleiben wegen des Feiertages Memorial Day am Montag in New York geschlossen.
Allerdings waren es primär die Technologieaktien, die zulegten - der Leitindex der Standardwerte, der Dow Jones, kam hingegen kaum vom Fleck und schloss nahezu unverändert bei 39.069 Punkten. Am Vortag hatte der Dow deutlich 1,5 Prozent verloren und bei 39.066 Punkten geschlossen. Auf Wochensicht ergibt sich ein Minus von 2,33 Prozent.
Besser sah es beim marktbreiten S&P-500-Index, der 0,7 Prozent zulegte, und der Technologiebörse Nasdaq aus. Vor allem die Nasdaq mit dem mächtigen KI-Boom im Rücken überzeugte. Der Composite-Index gewann 1,1 Prozent, der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um rund ein Prozent vor auf 18.808 Zähler. Dessen Wochenbilanz damit ist positiv. Hier wirkten die überraschend guten Geschäftszahlen des Chipkonzerns Nvidia vom Vortag noch nach. Dessen Aktien erreichten kurz vor Handelsschluss bei 1.064,69 Dollar noch ein neues Rekordhoch.
Der Fokus der Anleger richte sich nach den insgesamt gut ausgefallenen Quartalsberichten der Unternehmen nun wieder stärker auf das Thema Notenbank und die Konjunkturentwicklung, sagte Investmentexpertin Kim Forrest von Bokeh Capital Partners. Über allem steht dabei die Frage, wann die Fed die so sehnlichst erwartete Zinswende einleitet.
Jüngste Kommentare von Vertretern der amerikanischen Notenbank Fed und höher als erwartet ausgefallene Inflationsdaten dämpften zuletzt die Risikobereitschaft der Investoren. So etwa vom Präsident der Atlanta Fed, Raphael Bostic. Er sagte, dass die US-Notenbank mit einer Zinssenkung möglicherweise noch länger warten müsse, da trotz der etwas gedämpften Inflationswerte im April weiterhin ein Aufwärtsdruck auf die Preise bestehe.
Auch die am Mittwochabend veröffentlichten Protokolle der jüngsten Fed-Sitzung konnten Zweifel an einer baldigen Lockerung der Geldpolitik nicht ausräumen. Zudem belaste die Geopolitik, ergänzte der Experte mit Verweis auf das jüngste Säbelrasseln Chinas in der Taiwanstraße. Als möglicher Zeitpunkt für eine Zinssenkung in den USA wird nun zunehmend der November anstelle des Septembers angesehen.
Veröffentlicht wurden vor dem Börsenstart bereits Auftragsdaten aus der Industrie, die als Indikator für die Investitionen der Unternehmen angesehen werden. Im Monatsvergleich kletterten die Aufträge für langlebige Güter im April zwar überraschend deutlich. Doch der Vormonatswert wurde nach unten revidiert.
Daten von heute zufolge stiegen die Bestellungen für langlebige Güter im April um 0,7 Prozent, verglichen mit einem Rückgang von 0,8 Prozent, den Ökonomen erwartet hatten. Es war bereist der dritte Anstieg in Folge. Der endgültige Verbraucherstimmungsindex der University of Michigan für Mai betrug 69,1 und lag damit über den Erwartungen von 67,5.
"Die Zinssenkungserwartungen bezüglich der Fed, die in dieser Woche ohnehin schon unter Druck gestanden hatten, werden wohl noch weiter gedämpft", sagte Ökonom Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).
Auch zum Wochenschluss bestimmte an der Frankfurter Börse die gleiche Gemengelage wie in den vorherigen Handelstagen das Geschehen. Der unklare Zinskurs der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) sorgt weiter weltweit für viel Unsicherheit bei den Anlegern.
Natürlich kann sich auch der DAX dem nicht entziehen. Der Index konsolidiert sich derzeit und stagnierte dabei im Wochenvergleich. Größere Abgabeneigung ist allerdings auch nicht zu erkennen, zudem bleibt das absolute Niveau hoch und das Rekordhoch bei 18.892 Punkten stets in Reichweite.
Dies, obwohl die heimische Börse beim derzeitigen Megatrend Künstliche Intelligenz (KI) nur an der Seitenlinie steht. Die Trends kommen von der US-Technologiebörse Nasdaq, so wie zuletzt das Kursfeuerwerk des KI-Platzhirsches Nvidia, dessen Aktie ebenso auf Rekordkurs lag wie die von Softwareriese Microsoft, ebenfalls ein ganz großer Spieler im KI-Segment.
Der DAX sackte heute im Tagestief auf 18.515 Punkte ab und fiel damit zwischenzeitlich aus der gegenwärtigen Handelszone zwischen 18.600 und knapp 18.900 Punkten raus. Er erholte sich aber wieder und lag kurz vor Handelsschluss im Tageshoch bei 18.706 Punkten sogar ganz leicht im Plus. Der Schlussstand wurde dann bei 18.693 Punkten nahezu unverändert zum Vortag erzielt. Zu mehr scheint es derzeit nicht zu reichen. Der industrie- und exportlastige MDAX gab leicht um 0,26 Prozent auf 27.124 Punkte nach.
Die Phase des Abwartens sei noch nicht vorüber, schreiben die Analysten der Helaba in einem Kommentar. Die Akteure brauchten wohl neue Impulse, um einen Test des jüngsten Rekordhochs von 18.892 Zählern zu starten.
"Die Börsenampel ist zumindest mal auf Gelb zurückgesprungen", bemerkte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Das jüngste Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed habe nicht dazu beigetragen, dass die Anleger die Zinswende 2024 fest in ihren Kalendern markieren könnten. Geldpolitisch stehe den Investoren ein unsicherer Sommer bevor. Zudem belaste die Geopolitik, ergänzte der Experte mit Verweis auf das jüngste Säbelrasseln Chinas in der Taiwanstraße.
Deutsche Konjukturdaten hatten kaum Einfluss, obgleich sie positiv ausfielen: Die deutsche Wirtschaft hat zu Jahresbeginn wieder etwas Tritt gefasst. Gestützt vom Export und gestiegenen Bauinvestitionen wuchs das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt leicht um 0,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank dürfte die Wirtschaftsleistung auch im zweiten Quartal etwas ansteigen. Große Sprünge trauen Ökonomen der deutschen Wirtschaft im laufenden Jahr allerdings nicht zu. Vor allem der private Konsum verunsicherter Verbraucher schwächelt.
Der Euro hat sich nach dem volatilen Handelstag gestern ebenfalls wieder gefangen und handelte zuletzt im US-Handel bei 1,0846 Dollar gut 0,3 Prozent höher. Gestern war die Gemeinschaftswährung in der Spitze bis auf 1,61 Dollar gestiegen um nach guten US-Stimmungsdaten wieder bis an die Marke von 1,08 Dollar abzurutschen.
Positive Konjunkturdaten aus der Eurozone stützen heute erneut. Neben den deutschen BIP-Daten blieb das Geschäftsklima in Frankreich stabil, so wie es Analysten erwartet hatten. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0840 (Donnerstag: 1,0854) Dollar fest.
In der laufenden Woche steht dennoch ein Verlust des Euro zum Dollar. Hintergrund der Dollar-Gewinne ist die US-Geldpolitik. Rasche Zinssenkungen der amerikanischen Notenbank Fed zeichnen sich nach wie vor nicht ab. Im Gegenteil: Wegen der hartnäckigen Inflation ist für dieses Jahr an den Märkten nur noch eine Zinssenkung vollständig eingepreist. Zu Jahresbeginn waren es sechs Reduzierungen gewesen.
Die EZB sollte aus Sicht von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel nach einem wahrscheinlichen Zinsschritt nach unten im Juni zunächst einmal abwarten. Auf eine erste Zinssenkung müssten nicht gleich weitere folgen, sagte Nagel zu Bloomberg TV am Rande des G7-Treffens in Stresa. "Ich denke, diese Diskussion ist nicht hilfreich."
Es sollte weiter von Sitzung zu Sitzung entschieden werden. Wenn es eine Zinssenkung gebe im Juni, dann müsse abgewartet werden. "Und ich glaube, dass wir warten müssen bis vielleicht September", sagte er. Es sei aber zu früh, um zu spekulieren. Die hereinkommenden Daten seien der wichtigste Indikator, dem es zu folgen gelte.
Die US-Börsenaufsicht SEC hat überraschend die Anträge der Börsen Nasdaq, CBOE und NYSE für börsengehandelte Fonds (ETFs) genehmigt, die an die Kryptowährung Ether gebunden sind. Das könnte den Weg für einen Handel mit solchen Produkten (Ether-Spot-ETFs) noch in diesem Jahr ebnen. Die Genehmigung ist ein großer Überraschungserfolg für die Börsen und die Kryptowährungs-Branche, die noch bis vor wenigen Tagen davon ausgegangen waren, dass die SEC die Anträge ablehnt.
Die Cyber-Devise legte nach der Genehmigung zu. Mehrere Investment-Firmen, darunter VanEck, ARK Investments/21Shares und BlackRock, hoffen darauf, nun Produkte auf den Markt bringen zu können, die an Ethereum gebunden sind - die zweitgrößte Kryptowährung nach Bitcoin.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat von einem NATO-Mitgliedsstaat einen Großauftrag für Artilleriemunition im Wert von knapp 300 Millionen Euro erhalten. Der Auftrag umfasse mehrere zehntausend Artilleriegeschosse und mehrere hunderttausend Treibladungsmodule, teilte Rheinmetall mit. Geliefert werden soll die Munition zwischen 2024 und 2028.
Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas erklärt die Trennung von Randgeschäften bei dem Münchner Technologiekonzern für weitestgehend abgeschlossen. "Wir haben gemeinsam im Vorstand beschlossen, dass es keine neuen 'Portfolio Companies' mehr geben wird. Aber es wäre naiv zu glauben, dass man nicht immer wieder das Portfolio überprüfen muss", sagte er in einem heute veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters.
Mit dem 3,5 Milliarden Euro schweren Verkauf der Antriebs-Tochter Innomotics an den US-Finanzinvestor KPS hatte Siemens in der vergangenen Woche einen vorläufigen Schlussstrich unter das Thema 'Portfolio Companies' gezogen.
Aktien des Dialyseanbieters FMC stiegen im MDAX am Ende über zwei Prozent, lagen zwischenzeitlich sogar noch deutlicher höher im Markt. Auch im DAX gehörten die Papiere der Konzernmutter Fresenius zu den größten Gewinnern und legten in der gleichen Größenordnung zu. Börsianer verweisen auf Studiendaten von Novo Nordisk, wonach das Diabetesmittel Ozempic die Verschlechterung von Nierenfunktionsstörungen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes verlangsamt und das Risiko von Nierenversagen, Herzproblemen, Schlaganfall und Tod senkt.
"Meine Interpretation der Kursbewegung wäre, dass die Dialyse-Patienten dann eine längere Lebenserwartung haben und länger von FMC behandelt werden können", sagte ein Händler.
Der angeschlagene Immobilienkonzern Adler Group will das Unternehmen mehrheitlich an die Anleihegläubiger übergeben. Diese sollen künftig 75 Prozent der gesamten Stimmrechte halten, teilte das Unternehmen am späten Abend mit. Alle derzeit ausstehenden Stammaktien würde nach Durchführung der zugrundeliegenden Transaktion die restlichen 25 Prozent repräsentieren.
Im Gegenzug soll die Fälligkeit bestehender Schulden von Adler auf Dezember 2028, Dezember 2029 und Januar 2030 verlängert werden. Zudem wird den Angaben zufolge das Eigenkapital durch die Umwandlung eines großen Teils der bestehenden sogenannten 2L-Anleihen in nachrangige Ewige Anleihen um etwa 2,3 Milliarden Euro gestärkt. Darüber hinaus erhält Adler frisches Geld in Höhe von 100 Millionen Euro. Zudem können Veräußerungserlöse von bis zu 250 Millionen Euro zurückbehalten werden.
Anleger zeigten sich begeistert. Die Adler-Aktie sprang auf der Handelsplattform Tradegate in einer ersten Reaktion gegenüber dem Xetra-Schluss um mehr als die Hälfte nach oben.
Nach den Unwettern an Pfingsten mit Hochwasser im Saarland und in Rheinland-Pfalz geht der Gesamtverband der Versicherer (GDV) von rund 200 Millionen Euro versicherten Schäden aus. Darin enthalten seien Schäden an Gebäuden und Kraftfahrzeugen, teilte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen in einer ersten vorläufigen Schadensbilanz der Versicherungswirtschaft mit. In Rheinland-Pfalz haben laut GDV 46 Prozent und im Saarland 47 Prozent eine Versicherung über den Schutz gegen Elementarrisiken wie Starkregen und Hochwasser abgeschlossen.
Die Hurrikan-Saison über dem Atlantik könnte nach Einschätzung der US-Wetterbehörde NOAA in diesem Jahr überdurchschnittlich stark ausfallen. Die Wahrscheinlichkeit dafür liege bei 85 Prozent, teilte die NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) am Donnerstag mit. Ursachen seien unter anderem überdurchschnittlich hohe Wassertemperaturen im Atlantik und das erwartete Einsetzen von "La Niña", einer Phase kühlerer Wassertemperaturen im Pazifik.
Schäden aus Naturkatastrophen gelten für Versicherungsunternehmen traditionell als besonders kostspielig, weshalb Risiken oft an Rückversicherer weitergereicht werden. Zu den weltgrößten Rückversicherern gehören die im DAX notierten Gesellschaften Münchener Rück und Hannover Rück.