Auftakt der Berichtssaison US-Anleger schalten einen Gang zurück
Am Ende einer starken Woche ist der Wall Street etwas die Puste ausgegangen. Während der Dow Jones noch eine kleine Schippe drauflegen konnte, verzeichneten Nasdaq und S&P 500 leichte Verluste.
An der Wall Street sorgten starke Zahlen der US-Großbanken JPMorgan und Wells Fargo zum Auftakt der Berichtssaison zunächst für Optimismus. S&P 500 und Nasdaq hatten noch jeweils zur Eröffnung den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr markiert. Im Handelsverlauf drehte die Stimmung jedoch. Von den Leitindizes hielt sich lediglich der Dow Jones mit einem leichten Plus von 0,33 Prozent im grünen Bereich, der breit gefasste S&P 500 und der technologielastige Nasdaq 100 gaben dagegen um jeweils 0,10 und 0,04 Prozent nach. Für den Dow-Jones-Index der Standardwerte ergibt sich ein Wochenplus von 2,29 Prozent.
Bestimmt wurde der Handelstag von der beginnenden Berichtssaison. In den USA haben die amerikanischen Banken-Schwergewichte JPMorgan, Wells Fargo und Citigroup den Anfang gemacht und ihre Zahlen zum zweiten Quartal vorgelegt. Einerseits helfen den Instituten die gestiegenen Zinsen, da die Kunden für ihre Kredite mehr bezahlen müssen. Andererseits lahmt aber auch die Nachfrage nach Darlehen. Zudem ist das für die Banken lukrative Geschäft mit Übernahmen, Fusionen und Börsengängen zurückgegangen.
Bei der größten US-Bank JPMorgan sorgten höhere Zinsen für sprudelnde Gewinne. Die Bank steigerte ihren Quartalsgewinn nach der Rettung der angeschlagenen Regionalbank First Republic deutlich. Der Überschuss stieg um ganze 67 Prozent auf 14,5 Milliarden Dollar - nach 8,6 Milliarden im Vorjahresquartal. Es sei schwierig, bei JPMorgan ein Haar in der Suppe zu finden, lobte Octavio Marenzi, Chef der Beratungsfirma Opimas. Selbst die bisherige Problemsparte Investmentbanking gebe wieder Lebenszeichen von sich.
Die US-Bank Wells Fargo hob nach einem Gewinnanstieg um 57 Prozent die Gesamtjahresziele an. Im Kontrast dazu lief es für die Citigroup im zweiten Quartal nicht gut. Dort verhagelte das Handelsgeschäft die Bilanz der Bank. Der Umsatz fiel um 13 Prozent, der Gewinn um 36 Prozent auf 2,92 Milliarden Dollar. Gewinne aus dem Privatkundengeschäft und der Vermögensverwaltung konnten die Schlappe im Handel nicht wettmachen.
Die drei US-Institute verdienten in den vergangenen drei Monaten zusammen rund 22 Milliarden Dollar - 37 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Das zeigt, wie stark die US-Finanzindustrie von den im vergangenen Jahr gestiegenen Leitzinsen profitiert. Sie können deutlich mehr für Kredite verlangen und erhöhen auf der anderen Seite sehr viel langsamer die Zinsen für Kundengelder. Die Folge: Die Marge steigt und mit ihr die Gewinne.
Unter den Berichtsunternehmen ragte zum Wochenschluss Unitedhealth positiv hervor, die Titel des US-Versicherungsriesen setzten sich an die Dow-Spitze. Angesichts stark laufender Geschäfte und guter Wachstumsperspektiven engte der Krankenversicherer sein Jahresgewinnziel nach oben hin ein. Im abgelaufenen Quartal konnte das Unternehmen die Erwartungen der Analysten bei Umsatz und Ergebnis übertreffen.
Im Unterschied zum Dow konnte sich der deutsche Leitindex bis zum Wochenschluss nicht im Plus behaupten. Der deutsche Leitindex verabschiedete sich mit moderaten Verlusten ins Wochenende und büßte bis zum Handelsschluss 0,22 Prozent auf 16.105 Punkte ein. Gestern noch hatte der deutsche Leitindex 0,7 Prozent höher bei 16.141 Punkten geschlossen. Trotz des leichten Verlusts heute fällt die Wochenbilanz mit plus 3,2 Prozent so stark aus wie seit Ende März nicht mehr.
Da sich die Inflation in den USA abkühlt und das Wachstum stabil bleibt, werden die Anleger immer optimistischer. Die anrollende Gewinnsaison für das zweite Quartal sollte einigen Strategen zufolge der Aktienrally noch mehr Antrieb verleihen. "Die Stimmung an den Börsen ist exzellent", sagt Thomas Altmann von QC Partners. "Die Rückeroberung der 16.000 hat für neuen Schwung gesorgt." Über 16.200 Punkten wäre der Weg zu einem Allzeithoch wohl nur noch eine Frage der Zeit, meint Jochen Stanzl, Marktbeobachter bei CMC Markets. "Anleger, die auf ein Sommerloch mit günstiger Einstiegsgelegenheit gewartet haben, könnten dann erneut gezwungen sein, dem Markt hinterherzulaufen und den Trend noch einmal beschleunigen."
Aber es gibt auch skeptischere Stimmen. Die Märkte scheinen Inflationsschock und Bankenturbulenzen hinter sich gelassen zu haben, stellt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei JPMorgan Asset Management, fest. Die Frage sei jedoch, wie nachhaltig die Erholung ist. Ob die Kurse also weiter ansteigen? Björn Hallex, Analyst bei der Weberbank, erwartet in den kommenden Monaten eine Konsolidierung am Aktienmarkt, die von einem leichten Rückgang der Unternehmensgewinne bis zum vierten Quartal begleitet werde. "Die Zeichen stehen somit auf Sommerpause."
Die Inflationserwartungen der Verbraucher in Deutschland sind im Juni erneut deutlich gefallen. Die auf Sicht von zwölf Monaten erwartete Teuerungsrate sank von 5,3 auf 4,8 Prozent, wie aus Daten der Bundesbank heute hervorgeht. Es ist der achte Rückgang in Folge. Von der Zielmarke der Europäischen Zentralbank, die für die gesamte Eurozone mittelfristig zwei Prozent Inflation anstrebt, sind die Erwartungen immer noch weit entfernt. Auch die tatsächliche Teuerung liegt in Deutschland mit zuletzt 6,4 Prozent deutlich darüber, auch wenn die Rate im Trend spürbar gesunken ist.
Der Euro hat heute seine deutlichen Kursgewinne gegenüber dem US-Dollar in dieser Woche ausbauen können. Im Tageshoch kostete die Gemeinschaftswährung 1,1245 Dollar und damit so viel wie zuletzt im Februar 2022. Bis zum Abend gab der Kurs leicht nach. Im Verlauf der Woche hat der Euro gegenüber dem Dollar um etwa drei Cent zugelegt. Ursächlich ist aber weniger eine Stärke des Euro, sondern vielmehr eine breit angelegte Dollar-Schwäche. Hintergrund sind Spekulationen auf die Geldpolitik der US-Notenbank Fed: Weil die Inflation in den USA zuletzt deutlich zurückgegangen ist, wird an den Märkten zunehmend auf ein Ende der geldpolitischen Straffung gewettet.
In den vergangenen Handelstagen ging es mit den Ölpreisen kräftig nach oben. Seit Montag hat sich etwa der Preis für Rohöl aus der Nordsee um mehr als drei Dollar je Barrel verteuert. Zum Wochenende fielen die Preise aber wieder deutlich.
Da Rohöl auf dem Weltmarkt in US-Dollar gehandelt wird, macht eine Kursschwäche der amerikanischen Währung den Rohstoff in Ländern außerhalb des Dollarraums günstiger, was die Nachfrage verstärkt und die Preise stützt. Dabei hatte die Internationale Energieagentur (IEA) gestern ihre Nachfrageprognose wegen der sich abschwächenden Weltwirtschaft gesenkt.
Die Anteilseigner von Fresenius Medical Care (FMC) haben heute für die Loslösung vom Mutterkonzern Fresenius gestimmt. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Frankfurt stimmten die Aktionäre der Umwandlung von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft zu. Konzernchefin Helen Giza sprach von einem "historischen Tag". Ziel sei laut Giza eine einfachere, bessere und agilere - Unternehmensstruktur.
Der Elektroautomarkt in China ist Mercedes-Technikchef Markus Schäfer zufolge derzeit im Volumensegment hart umkämpft. "Der Preiskampf läuft in China besonders im Volumensegment dramatisch", sagte Schäfer bei einer Online-Diskussionsrunde der Unternehmensberatung PwC. Selbst die staatlichen chinesischen Traditionshersteller BAIC und SAIC, Joint-Venture-Partner von Mercedes-Benz und Volkswagen, hätten zu kämpfen auf dem Markt, der zurzeit von BYD geführt werde.
Mercedes-Benz selbst sei auf das Premium- und Luxussegment fokussiert, allerdings sei der Marktanteil der Marke am stark wachsenden chinesischen E-Automarkt "verschwindend gering". Einschließlich Verbrennermodellen kämen die Schwaben in ihrem Segment auf zehn bis zwölf Prozent Anteil.
Der Preiskampf in China hinterlässt beim Absatz von Volkswagen tiefe Spuren. Nach einem kräftigen Auslieferungsplus im Mai brach der Absatz im Juni auf dem wichtigsten Einzelmarkt des Konzerns um 14,5 Prozent ein. Der Rückgang sei auch deshalb so stark ausgefallen, weil der Juni vor einem Jahr besonders stark ausgefallen sei, erläuterte ein Sprecher. Nach den Corona-Lockdowns hatte die chinesische Regierung Autoverkäufe damals mit Steuererleichterungen angekurbelt. Wegen hoher Zuwächse in Europa erhöhten sich im Juni die Auslieferungen des Konzerns weltweit um 5,7 Prozent auf knapp 848.000 Fahrzeuge.
Der chinesische Elektroautobauer und VW-Konkurrent BYD hat im ersten Halbjahr dank des Verkaufsschubs deutlich mehr Gewinn gemacht. Der Nettogewinn dürfte bei 10,5 bis 11,7 Milliarden Yuan (bis zu 1,46 Milliarden Euro) liegen, teilte das Unternehmen aus Shenzenheute auf Basis vorläufiger Zahlen mit. Das wäre eine Steigerung um 192 bis 225 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum, also rund eine Verdreifachung. BYD hatte dank starker Verkaufssteigerungen bereits im Frühjahr den über Jahrzehnte in China dominierenden Autobauer VW als Marktführer abgelöst. Den detaillierten Halbjahresbericht legt BYD am 28. August vor.
Der Ingolstädter Automobilhersteller Audi macht im Dreikampf mit BMW und Mercedes-Benz Boden gut: Im ersten Halbjahr konnte die Marke ihre Auslieferungen deutlich stärker erhöhen als die beiden süddeutschen Rivalen. Weltweit habe Audi in den sechs Monaten 907.111 Fahrzeuge ausgeliefert, 15,5 Prozent mehr als im selben Zeitraum 2022. Der Monat Juni sei sogar der beste Juni aller Zeiten gewesen. In den USA legte Audi im Halbjahr um 30 Prozent zu, in Europa um 24 Prozent. In China wurde dagegen nur ein Mini-Plus von zwei Prozent erreicht.
Anders als üblich kommt derUS-Elektroautobauer Tesla dieses Jahr zur Automesse IAA. Das Unternehmen wird allerdings nicht auf dem Messegelände selbst, sondern nur auf einem der Ausstellungsplätze in der Münchner Innenstadt präsent sein, wie die IAA Mobility heute erklärte. Davor hatte die Fachzeitschrift "Automobilwoche" darüber berichtet. Der Tesla-Stand auf dem Münchner Königsplatz wird der IAA zufolge etwa 200 Quadratmeter einnehmen. In Branchenkreisen heißt es, dass in den Hallen mehrere Hundert bis zu 1000 Quadratmeter üblich seien, auf den Open Spaces eher mehr.
Der Parfümeriekonzern Douglas könnte im kommenden Jahr an die Börse zurückkehren. "Private-Equity-Firmen wie unser Hauptgesellschafter CVC planen in der Regel mit einem Zeithorizont von fünf bis sieben Jahren, ehe sie wieder aussteigen", sagte Douglas-Chef Sander van der Laan der "Rheinischen Post". "CVC ist bei Douglas seit 2015 engagiert und damit wohl in der zweiten Phase des Investments, wenn man die Corona-Jahre abzieht." Douglas war 2013 nach einem Übernahmeangebot des Finanzinvestors Advent und der Eigentümerfamilie Kreke von der Börse genommen und 2017 mehrheitlich an die Private-Equity-Gesellschaft CVC verkauft worden.
Der Telekomzulieferer Nokia kämpft angesichts von Inflation und steigenden Zinsen mit einer geringeren Investitionsbereitschaft seiner Kunden. Die Finnen müssen deshalb mit Blick auf ihre Jahresziele tiefer stapeln. Sowohl der wirtschaftliche Ausblick als auch der anhaltende Lagerabbau sorgten für eine schwächere Nachfrage. Sowohl Umsatz- als auch Margenziele wurden gesenkt.
Der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock hat seinen Gewinn dank der Investitionsfreude der Anleger in seine verschiedenen Markt-Fonds gesteigert. Der bereinigte Gewinn stieg im abgelaufenen zweiten Quartal um ein Viertel auf 1,4 Milliarden Dollar. Der Fonds-Riese konnte ein verwaltetes Vermögen von 9,4 Billionen Dollar aufweisen, verglichen mit 8,5 Billionen US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Die Nettomittelzuflüsse sanken hingegen auf 80 Milliarden Dollar von zuvor 89,6 Milliarden Dollar.
Der japanische Autohersteller Nissan ruft in großem Stil Autos zurück in die Werkstätten. Betroffen sind fast 2,5 Millionen Fahrzeuge in den USA, Europa und Japan, wie eine Sprecherin heute mitteilte. Zu den betroffenen Modellen gehören Note, Kicks, Serena und Leaf. Es sind den Angaben zufolge mehrere Probleme, die behoben werden sollen, unter anderem beschleunigten Autos plötzlich nach Ausschalten des Tempomats oder ein Kurzschluss ließ den Motor während der Fahrt ausgehen. Bei weiteren Wagen gibt es technische Probleme mit der Schaltung oder mit einem Frontscheinwerfer. Die Sprecherin sagte, es seien bisher keine Unfälle im Zusammenhang mit den Problemen gemeldet worden.
Bei der rasant gestarteten Twitter-Alternative Threads ist nach Webanalyse-Daten die Nutzung nach wenigen Tagen wieder deutlich zurückgegangen. So war nach Berechnungen der Firma Sensor Tower die Zahl täglich aktiver Nutzer am Dienstag und Mittwoch dieser Woche um ein Fünftel niedriger als am Samstag. Auch hätten sie im Durchschnitt mit zehn Minuten pro Tag nur halb so viel Zeit in der App verbracht. Die Zahlen der Marktforscher sind zugleich nur Schätzungen auf Basis ihnen zugänglichen Daten. Die vollen Erkenntnisse hat nur der Facebook-Konzern Meta selbst.
Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk hat dank einer besseren Lieferfähigkeit im zweiten Quartal einen Umsatzsprung hingelegt und wieder operativ Gewinne gemacht. Der währungsbereinigte Erlös kletterte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als ein Fünftel auf rund 771 Millionen Euro, wie das im SDAX gelistete Unternehmen überraschend mitteilte. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) schrieb Drägerwerk wieder schwarze Zahlen: Für das zweite Quartal summierte sich der Betriebsgewinn auf etwa 19 Millionen Euro nach einem operativen Verlust im Vorjahreszeitraum von 76,6 Millionen Euro.
Der Medienkonzern Axel Springer bringt seine US-Zeitungstochter "Politico" in Deutschland an den Start. Das politische Magazin soll dabei mit dem Berliner Medien-Startup Pioneer des früheren "Handelsblatt"-Chefredakteurs Gabor Steingart kooperieren. An dessen Media Pioneer Publishing AG ist Springer mit 35,9 Prozent beteiligt. "Mit Politico Deutschland bringen wir eine unserer wichtigsten journalistischen Marken in den Heimatmarkt von Axel Springer", sagte Springer-Chef Mathias Döpfner.
Die größte Kryptobörse der Welt, Binance, hat einem Zeitungsbericht zufolge in den vergangenen Wochen mehr als 1000 Mitarbeiter entlassen. Das Unternehmen könnte mehr als ein Drittel seiner Belegschaft abbauen, berichtete das "Wall Street Journal". In der vergangenen Woche hatten eine Reihe hochrangiger Manager das Unternehmen verlassen, darunter Chefstratege Patrick Hillmann. US-Behörden werfen dem Unternehmen und seinem Vorstandschef Changpeng Zhao vor, ein "Netz der Täuschung" aufgebaut zu haben. Binance hatte angekündigt, sich gegen die Vorwürfe energisch zur Wehr zu setzen.