Vor dem Fed-Entscheid Dow mit längster Minus-Serie seit 1978
An den Börsen waren Anleger zurückhaltend. Das bescherte dem Dow Jones die längste Verlustserie seit 47 Jahren. Nun warten Anleger gespannt auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed.
Einen Tag vor dem mit Spannung erwarteten US-Zinsentscheid haben sich einige Anleger von der Wall Street zurückgezogen. Der US-Standardwerteindex Dow Jones schloss am Dienstag 0,6 Prozent im Minus bei 43.449 Punkten und schloss damit den neunten Tag in Folge mit einem Verlust. Das ist die längste Negativserie seit fast 47 Jahren.
Anders als in den vergangenen Tagen haben heute auch die anderen Indizes Verluste eingefahren. Der technologielastige Nasdaq, der zum Wochenauftakt ein Rekordhoch markiert hatte, büßte 0,3 Prozent auf 20.109 Zähler ein, der S&P verlor 0,4 Prozent auf 6.050 Stellen.
Im Blickfeld standen Konjunkturdaten, darunter eine überraschend gesunkene US-Industrieproduktion und stärker als erwartet gestiegene Einzelhandelsumsätze. Sie blieben aber ohne größeren Einfluss. "Das ist nur ein weiterer Beweis dafür, dass die US-Verbraucher insgesamt immer noch in guter Verfassung sind", sagte Eric Sterner, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Apollo. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der größten Volkswirtschaft. Die Landesbank Helaba sieht in den gestiegenen Umsätzen aber keinen Grund für die US-Notenbank Fed, in dieser Woche vom Zinssenkungskurs abzuweichen.
Für die Investoren dreht sich diese Woche nun viel um die Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve. Bei der Zinsentscheidung der Fed rechnen die Märkte mit einer 96-prozentigen Wahrscheinlichkeit damit, dass die Zinsen um 25 Basispunkte auf eine neue Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent gesenkt werden.
Die Aufmerksamkeit der Anleger dürfte sich darum vor allem auf die anschließende Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell richten, sagte Naeem Aslam, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Zaye. "Wir erwarten eine 'falkenhafte' Botschaft. Dies bedeutet, dass Anleger ihre Erwartung weiterer aggressiver Zinssenkungen überdenken werden." Er rechne mit einer Pause bei der Lockerung der Geldpolitik.
Der deutsche Aktienmarkt ist nach durchwachsenen deutschen Konjunkturdaten etwas unter Druck geraten. Stärkere Einbußen verzeichneten dabei Papiere aus der zweiten und dritten Reihe. Der DAX schloss 0,33 Prozent im Minus mit 20.246 Punkten. Der MDAX fiel letztlich um 0,94 Prozent auf 25.939 Zähler.
Der Markt konsolidiere nach der Rekordrally der vergangenen zwei Wochen, stellte Analyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets fest. Neue Dynamik könnte am Mittwoch nach der letzten US-Notenbanksitzung des Jahres entstehen. "Der Markt rechnet mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte, alles andere wäre eine faustdicke Überraschung", so Oldenburger.
Mit dem ifo- und dem ZEW-Index wurden die zwei wohl zentralen Wirtschaftsbarometer für Deutschland veröffentlicht. Das ifo-Geschäftsklima fiel auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020, hingegen hellten sich die ZEW-Konjunkturerwartungen überraschend auf.
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, kommentiert dies wie folgt: "Während der ifo-Geschäftsklimaindex die Hoffnungen auf eine baldige konjunkturelle Trendwende im kommenden Jahr begrub, senden die ZEW-Konjunkturerwartungen noch ein Fünkchen Hoffnung."
Der Euro hat sich zum Dollar kaum bewegt. Die Gemeinschaftswährung kostete am Dienstagnachmittag 1,0501 Dollar und damit etwas mehr als im frühen Handel. Schwache Konjunkturdaten aus Deutschland belasteten den Euro nicht nachhaltig. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0497 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9526 Euro.
Der Bitcoin-Kurs hat am Dienstag einen weiteren Rekord markiert. Auf der Handelsplattform Bitstamp kostete die älteste und bekannteste Kryptowährung am Nachmittag bis zu 108.364 US-Dollar und damit deutlich mehr als in der Nacht zu Dienstag, als der Kurs bis auf gut 105.500 Dollar gefallen war.
Jüngster Treiber der Rally ist die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten Anfang November. Seitdem hat der Kurs um rund die Hälfte zugelegt. "Das nächste wichtige Ziel ist die 150.000er Marke", sagte Zaye-Experte Aslam. "Viele glauben, dass wir diese Zahl noch vor Trumps Amtsantritt erreichen werden."
Die Aussichten für den Rohöl-Markt sind dagegen weniger rosig: Die Internationale Energieagentur prognostiziert wegen steigender Fördermengen in einigen Staaten wie den USA und Brasilien für 2025 einen Angebotsüberschuss von 950.000 Barrel pro Tag. Gleichzeitig droht durch den schwächelnden chinesischen Konsum eine geringere Nachfrage des Top-Abnehmers. Aus diesem Grund nutzten einige Anleger die Rally der vergangenen Woche für Gewinnmitnahmen, sagte Analyst Tony Sycamore vom Brokerhaus IG. Die US-Sorte WTI verbilligte sich um 1,2 Prozent auf 69.83 Dollar je Barrel (159 Liter).
Der Triebwerksbauer MTU hat einen Nachfolger für den noch amtierenden Vorstandsvorsitzenden Lars Wagner gefunden. Johannes Bussmann soll die Konzernspitze zeitnah übernehmen, teilte der DAX-Konzern heute nach Börsenschluss mit.
Die japanischen Autobauer Nissan und Honda streben wegen des harten Wettbewerbs bei Elektroautos offenbar einen Zusammenschluss an. Das berichtete die japanische Wirtschaftszeitung "Nikkei" am Dienstagabend unter Berufung auf eigene Informationen.
Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 könnte Kreisen zufolge sein Vergleichsportal Verivox Anfang kommenden Jahres verkaufen. Das Unternehmen befinde sich in Gesprächen mit dem italienischen Moltiply-Konzern; Verivox könnte dabei einen Preis von über 250 Millionen Euro erzielen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg heute unter Berufung auf informierte Personen. Eine Einigung könnte im Januar stehen, hieß es weiter.
Die irische Datenschutzkommission DPC hat dem Facebook-Mutterkonzern Meta eine Strafe von 251 Millionen Euro auferlegt. Hintergrund war eine technische Lücke, die es Dritten erlaubte, auf persönliche Daten von Facebook-Nutzern ohne deren Zustimmung zuzugreifen. Betroffen waren nach Angaben der Datenschutzkommission 29 Millionen Nutzer, von denen drei Millionen in der EU leben. Erwartet wird, dass Meta Widerspruch einlegen wird.
Der Darmstädter Pharma- und Technologiekonzern Merck kauft das niederländische Unternehmen HUB Organoids Holding mit 70 Beschäftigten, das als Pionier im Bereich der Organoide gelte. Diese Zellkulturmodelle hätten das Potenzial, die Abhängigkeit der Pharmabranche von Tierversuchen zu verringern, die Entwicklung von Arzneien zu beschleunigen und das Verständnis von Krankheitsbehandlungen zu verbessern, erklärte Merck. Angaben zum Kaufpreis gibt es nicht. Der Deal soll Ende Dezember abgeschlossen werden.
Der Industriekonzern thyssenkrupp hat für seine Werfttochter TKMS einem Medienbericht zufolge eine Reihe von Angeboten erhalten. Unter den Bietern befänden sich Unternehmen wie Rheinmetall und die Bremer Werftengruppe Lürssen, aber auch die Bundesregierung, berichtete das Handelsblatt unter Berufung auf mit den Vorgängen vertraute Personen.
Der Tankstellenbetreiber Esso darf in Niedersachsen nach Lithium suchen. Eine entsprechende Genehmigung hat das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) ab dem 1. Januar 2025 erteilt, wie die Behörde mitteilte. Demnach wurden Esso für zunächst fünf Jahre vier sogenannte Erlaubnisfelder zur Aufsuchung des Rohstoffes zugeteilt.
Der Autobauer Mercedes-Benz hat nach eigenen Angaben vom Kraftfahrt-Bundesamt die Genehmigung für sein aktualisiertes System zum hochautomatisierten Fahren, dem "Drive Pilot", erhalten. Fahrerinnen und Fahrer der S-Klasse und des EQS könnten damit ab Frühjahr 2025, sofern sie über die entsprechende Sonderausstattung verfügen, die Aufgabe des Fahrens bei Geschwindigkeiten bis zu 95 km/h abgeben.
Der US-Pharmakonzern Pfizer rechnet für 2025 mit einem Umsatz von 61 Milliarden bis 64 Milliarden Dollar, wie der Pharmakonzern mitteilte. Analysten haben im Schnitt gut 63 Milliarden Dollar auf dem Zettel. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie soll 2,80 bis 3,00 Dollar erreichen. Für 2024 rechnet der Konzern weiterhin mit einem bereinigten Gewinn je Aktie zwischen 2,75 und 2,95 US-Dollar.
Die thyssenkrupp-Wasserstoff-Tochter Nucera hat im vergangenen Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September) operativ weniger verdient und kalkuliert für den Aufbau der Geschäfte auch im neuen Jahr Einbußen ein. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) habe das Unternehmen einen Verlust von 14 Millionen Euro eingefahren. Im neuen Geschäftsjahr reiche die Prognose von minus 30 Millionen bis plus fünf Millionen Euro.