Christine Lagarde
marktbericht

Moderates Plus im DAX Leichte Kursgewinne vor dem EZB-Entscheid

Stand: 18.07.2024 09:51 Uhr

Der DAX legt im frühen Handel etwas zu, allerdings überwiegt die Zurückhaltung. Denn ob die dreitägige Korrektur wirklich beendet ist, wird von der Pressekonferenz mit Zentralbankchefin Christine Lagarde abhängen.

Der DAX startet mit einem Aufschlag von 0,2 Prozent auf 18.480 Punkten in den Handelstag. Der deutsche Leitindex hatte gestern seinen dritten Verlusttag in Folge verzeichnet und sank um 0,4 Prozent auf 18.437 Punkte.

Die Anleger dürften sich zunächst eher bedeckt halten, da heute die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank ansteht. Im Vormonat hatten die Euro-Währungshüter die Zinsen gesenkt. Die Anleger warten auf Aussagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur Inflation.

Mit einer Zinssenkung rechnen die meisten Akteure an den Märkten nicht: "Die Europäische Zentralbank dürfte die Leitzinsen auf ihrer heutigen Sitzung nicht antasten", meint Jochen Stanzl, Marktbeobachter bei CMC Markets. "Allerdings könnte Christine Lagarde Stellung zum Wunsch der Wahlsieger in Frankreich nach der Finanzierung ihrer ausufernden Staatsschulden beziehen. Die Antwort auf diese Frage könnte am französischen Aktienmarkt und im Euro zu erhöhten Schwankungen führen", so der Fachmann.

Für eine künftige Leitzinssenkung könnte die schwächelnde Konjunktur in der Eurozone sprechen. Zuletzt haben eine Reihe von Frühindikatoren und Wirtschaftsdaten enttäuscht. "Die Hoffnungen auf einen Aufschwung in der Eurozone waren groß. Doch die Wirtschaft ist ins Schleudern geraten", schreibt Experte Kevin Thozet vom Vermögensverwalter Carmignac.

"Der deutsche Aktienmarkt ist von Zurückhaltung und Verunsicherung geprägt. Dabei spielt nicht nur die heutige EZB-Ratssitzung eine Rolle, sondern es wird zunehmend darauf gesetzt, dass Donald Trump der nächste US-Präsident werden könnte, was sich möglicherweise negativ auf die Handelsbeziehungen auswirken würde", fassen die Marktexperten der Helaba die Lage am Aktienmarkt zusammen.

Von konjunktureller Seite verdienen heute in den USA die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosengeld einen Blick. Die Dynamik des Beschäftigungsaufbau lasse nach, heißt es von der Helaba. "In diesem Zusammenhang sei an die Äußerungen von Fed-Chef Powell erinnert, wonach bei einer Abschwächung am Arbeitsmarkt geldpolitisch reagiert werde." Darüber hinaus wird der Philadelphia Fed Index publiziert.  

Die US-Börsen hatten gestern wegen eines Kurseinbruchs im Technologiesektor uneinheitlich geschlossen. Aus den Depots flogen vor allem Aktien der Chipkonzerne. Die USA erwägen der Agentur Bloomberg zufolge, für China die strengsten Handelsbeschränkungen anzuwenden, wenn Firmen wie ASML dem Land weiterhin Zugang zu fortschrittlicher Halbleitertechnologie gewähren.

Der Index der Tech-Börse Nasdaq ging 2,8 Prozent tiefer auf 17.996 Zählern aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 büßte 1,4 Prozent auf 5.588 Stellen ein. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte dagegen 0,6 Prozent auf 41.198 Punkte zu.

Die Aussicht auf eskalierende Handelskonflikte zwischen den USA und China und die Schwäche der US-Tech-Werte belastete auch die asiatischen Märkte. Der Nikkei 225 schloss 2,3 Prozent niedriger bei 41.126 Punkten und weitete damit die Vortagesverluste aus. Der Index hatte erst in der Vorwoche mehrfach Rekordmarken erklommen. Unter Druck standen auch andere technologielastige Börsen wie Südkorea und Taiwan.

Chinesischen Aktien hielten sich dagegen im Plus. Der Hang-Seng-Index der Sonderverwaltungszone Hongkong stieg zuletzt um 0,6 Prozent auf 17.844 Punkte. Der CSI 300 mit den 300 wichtigsten Aktien der chinesischen Festlandbörsen legte um 0,4 Prozent auf 3.515 Punkte zu.

Der Kurs des Euro ist vor der Veröffentlichung geldpolitischer Beschlüsse der EZB leicht gesunken. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0930 Dollar gehandelt und damit etwas tiefer als am Vorabend. Damit entfernte sich der Eurokurs wieder etwas vom höchsten Stand seit März, der zur Wochenmitte bei 1,0948 Dollar erreicht worden war. Am Devisenmarkt warten die Anleger genau wie am Aktienmarkt auf die Beschlüsse der EZB.

Die Investitionszurückhaltung der Kunden hat Nokia einen Gewinneinbruch eingebrockt. "Unser Finanzergebnis wurde im zweiten Quartal durch die anhaltende Marktschwäche beeinträchtigt, wodurch der Umsatz währungsbereinigt um 18 Prozent zurückgegangen ist", sagte Pekka Lundmark, Chef des finnischen Telekom-Ausrüsters. Da er aber mit einer Erholung in der zweiten Jahreshälfte rechne, bekräftigte er die Gesamtjahresziele. Der Umsatz lag bei 4,47 Milliarden Euro und blieb damit hinter der Markterwartung zurück. Der Betriebsgewinn fiel um knapp ein Drittel auf 423 Millionen Euro.

Getrieben vom KI-Boom hat der taiwanische Chiphersteller TSMC im abgelaufenen Quartal selbst die zuletzt nochmals gestiegenen Gewinnerwartungen übertroffen. Der Überschuss schnellte um gut 36 Prozent auf 247,8 Milliarden Neue Taiwan-Dollar (umgerechnet 6,95 Milliarden Euro) nach oben. Zudem blickt das Unternehmen nun optimistischer auf die Umsatzentwicklung im Gesamtjahr. Im abgelaufenen zweiten Quartal legte der Umsatz um ein Drittel auf 20,8 Milliarden US-Dollar zu. TSMC ist Zulieferer von Unternehmen wie Nvidia und Apple.

Volkswagen legt eine neue Elektro-Marke für China auf. Unter der neuen Submarke ID. Unyx soll bereits im Sommer das erste Auto auf den Markt kommen. Vier weitere sollen bis 2026 folgen. Damit will VW vor allem bei der in China boomenden Elektromobilität Boden gutmachen. Bisher geben hier lokale Herausforderer wie BYD den Ton an. Die Submarke soll nach Angaben eines Sprechers oberhalb der Kernmarke VW angesiedelt werden und auch ein eigenes Händlernetz mit 40 Verkaufsräumen in 20 Städten erhalten.

Beim US-Flugzeugbauer Boeing könnte gestreikt werden. Die Beschäftigten im US-Bundesstaat Washington sprachen sich mit mehr als 99 Prozent für den Ausstand aus, teilte die Gewerkschaft IAM mit. Schlechte Entscheidungen der Unternehmensführung gefährdeten die Existenzgrundlage der Beschäftigten. Die Gewerkschaft fordert 40 Prozent mehr Lohn. Es sind die ersten umfassenden Verhandlungen mit dem Flugzeughersteller seit 16 Jahren. Der Beginn eines Streiks ist nach Ablauf des derzeitigen Tarifvertrags am 12. September möglich.

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis hat nach einem kräftigen Ergebniszuwachs im zweiten Quartal seine Jahresziele erneut angehoben. Für 2024 rechnet Novartis nun mit einem Wachstum des operativen Ergebnisses im mittleren bis hohen zweistelligen Prozentbereich. Die erst im Frühjahr angehobene Prognose sah bisher einen Anstieg im niedrigen bis mittleren Zehnerbereich vor.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 18. Juli 2024 um 09:00 Uhr.