Händler an der Frankfurter Börse.
marktbericht

Kurs auf die 19.000 Zinssorgen und US-Wahl belasten den DAX

Stand: 31.10.2024 09:59 Uhr

Angesichts einer Fülle von Sorgen halten sich die Anleger am Aktienmarkt zurück. Aktuell dominieren die Themen US-Wahl und Geldpolitik der Notenbanken den Handel. Positive Zahlen vom Einzelhandel werden ignoriert.

Die Kursverluste gehen weiter: Der DAX startet mit einem Minus von 0,7 Prozent auf 19.123 Punkte. Nachdem am Dienstag ein Vorstoß auf das jüngste Rekordhoch bei knapp 19.675 Punkten gescheitert war, befindet sich der DAX im Korrekturmodus. Gestern hatte er 1,1 Prozent auf 19.257 Punkte verloren. Überraschend stark gestiegene Verbraucherpreise und die Sorgen um die Wirtschaftslage hatten die Investoren zur Vorsicht gemahnt.

Auf Sicht des nun endenden Monats steht der Leitindex inzwischen im Minus. Für das Gesamtjahr liegt der DAX aber immer noch fast 15 Prozent vorne. Um den jüngsten Schwächeanfall zu verdauen, müsste der Index zumindest die Marke von 19.330 Punkten schnellstmöglich zurückerobern, heißt es von den Fachleuten von HSBC.

Die überraschend anziehende Inflation könnte die Geldpolitik der EZB beeinflussen, denn ein möglicher großer Zinssenkungsschritt im Dezember würde unwahrscheinlicher. Da die Märkte weitgehend mit Zinssenkungen rechnen, gerät der Aktienmarkt tendenziell unter Druck.

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel mahnte mit Blick auf künftige Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) ohnehin Zurückhaltung an. "Ich rate dazu, vorsichtig zu bleiben und nichts zu überstürzen", sagte Nagel. "Preisstabilität ist nicht mehr fern, aber das letzte Stück des Weges ist noch zu gehen." Gerade die Inflation bei Dienstleistungen bleibe erhöht, betonte Nagel.

"Im Dezember wird dem EZB-Rat eine neue Prognose vorliegen. Sie wird uns zeigen, ob wir bei der Inflationsentwicklung weiter auf Kurs sind". Der datenabhängige Ansatz der EZB habe sich bewährt, so der Notenbanker.  

Heute stehen einige wichtige Konjunkturdaten an. "In der Eurozone sind die Blicke auf die Schnellschätzung der Verbraucherpreise zu richten. Bereits gestern haben die spanischen und deutschen Zahlen gezeigt, dass der Preisdruck im Oktober wieder zugenommen hat", schreiben die Analysten der Helaba in ihrem Tageskommentar.

Auch in den USA werden Daten veröffentlicht, die Beachtung finden werden: "Entscheidend für die Geldpolitik ist die Entwicklung am Arbeitsmarkt, und heute liefern die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe eine weitere wichtige Indikation für den offiziellen Arbeitsmarktbericht, der morgen mit Spannung erwartet wird", so die Helaba.

Frische Daten vom Einzelhandel sorgen allerdings nicht für Rückenwind, obwohl dieser den Umsatz im September überraschend kräftig gesteigert hat. Die Erlöse wuchsen um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Inflationsbereinigt (real) fiel das Plus mit 1,2 Prozent doppelt so stark aus.Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier mit einem Rückgang von 0,5 Prozent gerechnet. Verglichen mit dem Vorjahresmonat gab es sogar ein reales Wachstum von 3,8 Prozent. Hier hatten Ökonomen nur ein Plus von 1,6 Prozent erwartet.

Auch sinkende Importpreise lassen die Investoren kalt. Dabei sind die Preise für die von Deutschland aus aller Welt importierten Waren im September nach zuvor drei Anstiegen in Folge erstmals wieder gefallen; sie gaben um durchschnittlich 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat nach, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im August hatte es noch ein Plus von 0,2 Prozent gegeben nach einer Verteuerung von 0,9 Prozent im Juli und von 0,7 Prozent im Juni. Da die deutsche Wirtschaft sehr viele Vorprodukte und Rohstoffe aus dem Ausland bezieht, kommen höhere Einfuhrpreise verzögert auch bei der allgemeinen Inflation an.

Der US-Standardwerteindex Dow Jones war gestern mit einem Minus von 0,2 Prozent bei 42.141 Punkten aus dem Handel gegangen. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,3 Prozent auf 5.813 Punkte, und der technologielastige Nasdaq gab 0,6 Prozent auf 18.607 Stellen nach. Die Anleger agierten vor den morgen anstehenden US-Arbeitsmarktdaten, den Präsidentschaftswahlen am Dienstag und der Fed-Zinsentscheidung am Donnerstag in der kommenden Woche vorsichtig.

Japanische Aktien kamen nach den Vortagesgewinnen etwas ins Stottern. Der Leitindex Nikkei 225 verlor 0,5 Prozent auf 39.081 Punkte. Die Marktstrategen der Deutschen Bank verwiesen auf die Gewinne des Yen nach der Entscheidung der Notenbank des Landes, die Zinsen unverändert zu lassen.

Besser sah es in China aus. Der CSI 300 mit den wichtigsten chinesischen Festlandwerten tendierte im späten Handel kaum verändert. Der Hang Seng der Sonderverwaltungsregion Hongkong notierte ebenfalls wenig bewegt mit 20.393 Zählern. Marktteilnehmer verwiesen auf neue Wirtschaftsdaten. "Chinas Einkaufsmanagerindex für den Produktionssektor steht wieder leicht oberhalb der Expansionsschwelle von 50", stellt Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners fest. "Offensichtlich lässt das riesige Konjunkturpaket die Einkaufsmanager im Reich der Mitte etwas optimistischer in die Zukunft blicken."

Ein robustes Cloud-Geschäft hat Microsoft einen erneuten Wachstumsschub beschert. Die Gesamterlöse stiegen den Angaben zufolge im abgelaufenen Quartal überraschend deutlich um 16 Prozent auf 65,6 Milliarden Dollar. Das Wachstum der Cloud-Sparte Azure fiel mit 32 Prozent in etwa doppelt so hoch aus. Der entsprechende Geschäftsbereich der Alphabet-Tochter Google war allerdings auf ein Plus von 35 Prozent gekommen.

Das auch KI-getriebene Wachstum ist für alle Cloud-Anbieter teuer erkauft. Microsofts Investitionen stiegen im Berichtszeitraum um etwa drei Viertel auf 20 Milliarden Dollar.

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) bei Online-Anzeigen verhilft Meta zu einem überraschend kräftigen Anstieg der Werbeeinnahmen. Gleichzeitig warnte die Facebook-Mutter gestern Abend vor einem "signifikanten Anstieg" der Ausgaben für diese Technologie.

Im abgelaufenen Quartal summierten sich die Investitionen den Angaben zufolge auf 9,3 Milliarden Dollar. Meta machte insgesamt bei einem Umsatz von 40,59 Milliarden Dollar einen Gewinn von 6,03 Dollar je Aktie

In den ersten neun Monaten des Airbus-Geschäftsjahres sank das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen zwar um 23 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg aber um fünf Prozent auf 44,5 Milliarden Euro. Im dritten Quartal erhöhte sich das bereinigte Ebit um 39 Prozent auf 1,41 Milliarden Euro, das waren gut 200 Millionen mehr als Analysten erwartet hatten. Auch der Umsatz war höher als erwartet. Unter dem Strich steht zwischen Juli und September ein Nettogewinn von 983 Millionen Euro, 22 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Der Autokonzern Stellantis hat im dritten Quartal wegen seiner Probleme auf dem wichtigen nordamerikanischen Markt einen massiven Umsatzeinbruch erlitten. Die Erlöse sackten im Jahresvergleich um mehr als ein Viertel auf 33 Milliarden Euro ab. Der Anbieter von Marken wie Peugeot, Citroen, Fiat, Chrysler, Jeep und Alfa Romeo hatte wie bereits bekannt im dritten Quartal nur 1,15 Millionen Autos verkauft und damit ein Fünftel weniger als ein Jahr zuvor.

Der weltgrößte Brauer AB Inbev hat auch im dritten Quartal weniger Bier verkauft. In allen Absatzregionen außer Europa gingen die Verkäufe zurück. Der Hersteller von Marken wie Beck's, Budweiser oder Corona bekam vor allem die schwache Nachfrage in China und Argentinien zu spüren. Der Umsatz sank im dritten Quartal um 3 Prozent auf gut 15 Milliarden Dollar. Unter dem Strich verdiente AB Inbev jedoch mit knapp 2,1 Milliarden Dollar über 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Der Technologiekonzern Siemens will sein Software-Geschäft mit einer milliardenschweren Übernahme in den USA stärken. Dabei wollen die Münchner für das Unternehmen Altair Engineering 113 Dollar je Aktie zahlen. Dies entspricht einem Unternehmenswert von ungefähr zehn Milliarden Dollar.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 31. Oktober 2024 um 09:00 Uhr.