Auf Grün stehende Ampel an der Wall Street, New York City
marktbericht

Anleger steigen wieder ein Wall Street macht Boden gut

Stand: 22.04.2024 22:34 Uhr

Nach dem Ausverkauf vom Freitag kehrten die Anleger zum Wochenstart wieder an die Wall Street zurück. Schnäppchenjäger nutzten die niedrigeren Einstiegskurse. Auch der DAX legte heute zu.

Wie schon zuvor in Europa, dominierten zum Wochenstart auch an der New Yorker Börse die grünen Pfeile. Der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, legte am Ende 0,67 Prozent auf 38.239 Punkte zu, der marktbreite S&P-500-Index gewann 0,87 Prozent. An der Nasdaq ging es 1,11 Prozent bergauf, ebenso beim Auswahlindex Nasdaq 100, der 1,02 Prozent gewann. Die Tech-Börse war wegen der anhaltenden US-Zinsunsicherheit zuletzt besonders unter Druck gekommen und am Freitag zwei Prozent schwächer aus dem Handel gegangen.

"Die Händler suchen nach kleinen Schnäppchen", sagte Robert Pavlik, Portfoliomanager bei Dakota Wealth. Kursverluste im Tech-Sektor nach einer enttäuschenden Prognose des Streaming-Pioniers Netflix und anhaltende Sorgen um den Zeitpunkt der ersten Zinssenkung der US-Notenbank Fed hatten zuletzt die US-Aktienmärkte belastet. "Der Markt war am Freitag wegen der Netflix-Ergebnisse überverkauft, es war in erster Linie ein technologiebedingter Rückgang", sagte Jay Hatfield, Portfoliomanager bei InfraCap.

Der Tech-Sektor steht denn auch im besonderen Fokus im Wochenverlauf. Vor den anstehenden Ergebnissen von Technologieriesen würden Anleger nun realisieren, dass Netflix nicht sehr aussagekräftig für andere Tech-Konzerne sei, hieß es heute. Zahlen legen in dieser Woche unter anderem Tesla, Meta Platforms, Alphabet und Microsoft vor.

Zur besseren Stimmung trugen auch nachlassende Spannungen im Nahen Osten bei. "Es scheint, als wollten weder Israel noch der Iran eine Eskalation der Nahostkrise", sagte Kazuo Kamitani, Stratege bei Nomura Securities. "Da es nicht so aussieht, als ob es zu einem weiteren Angriff einer der beiden Seiten kommen wird, haben sich die Sorgen der Anleger etwas gelegt."

Was sich unter anderem beim Goldpreis zeigte, der deutlich nachgab. Nach dem jüngsten Rekordlauf rutschte der Goldpreis um bis zu 2,6 Prozent auf 2326 Dollar je Feinunze ab und verzeichnet damit den größten Tagesverlust seit mehr als einem Jahr. Auch die Kurse der zehnjährigen US-Bonds lagen im Minus. Im Gegenzug rückte die Rendite auf bis zu 4,66 Prozent vor. Auch die Ölpreise gaben leicht nach.

Aus dem Dow Jones legte T-Mobile-US-Konkurrent Verizon sein Quartalsergebnis vor Börsenstart vor. Dank flexibler Kombi-Angebote hat Verizon dabei zum Jahresauftakt weniger Kunden verloren als befürchtet. Die Zahl der Vertragskunden sei im ersten Quartal um 68.000 geschrumpft, teilte der US-Mobilfunker mit. Analysten hatten mit einem Minus von 100.000 gerechnet.

Der Quartalsumsatz traf mit 33 Milliarden Dollar die Markterwartungen fast punktgenau. Hier bremst der Trend, Smartphones weniger häufig zu erneuern, das Wachstum. Allerdings verfehlte der Free Cash Flow mit 2,7 Milliarden Dollar die Markterwartung von 3,6 Milliarden Dollar deutlich. Die Aktie startete zunächst deutlich im Plus, dann drehte sie deutlich ins Minus. Am Ende verlor das Papier deutlich 4,67 Prozent auf 38,60 Dollar. Vor allem der niedrigere freie Cash Flow, an dem sich die Dividende orientiert, kam nicht gut an.

Der DAX hat zum Wochenstart wieder zugelegt, nachdem er am Freitag noch 0,6 Prozent schwächer bei 17.737 Zählern aus dem Handel gegangen war. Am Ende schloss der deutsche Leitindex 0,7 Prozent höher bei 17.860 Punkten. Im Tageshoch wurden 17.889 Punkte erreicht, das Tief lag bei 17.738 Punkten.

"Nachdem es am Wochenende im Nahen Osten ruhig geblieben ist, setzen die Anleger darauf, dass es auch in den kommenden Tagen zu keiner weiteren Eskalation in der Region kommt", sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst vom Broker CMC Markets. Zugleich würden positive Impulse von der laufenden Berichtssaison erhofft. Diese wird in der neuen Woche mehr und mehr in den Fokus rücken. Am Abend nach US-Börsenschluss machte im DAX der Walldorfer Softwarekonzern SAP den Anfang.

Europas größter Softwarehersteller SAP ist wegen hoher Kosten für die aktienbasierte Mitarbeitervergütung mit einem überraschend geringen operativen Ergebnis ins neue Jahr gestartet. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wuchs im ersten Quartal im Jahresvergleich zwar um 16 Prozent auf 1,53 Milliarden Euro, wie das DAX am Abend in Walldorf mitteilte. Analysten hatten sich zuvor aber ein größeres Plus ausgerechnet.

Bei SAP kam zum Tragen, dass der Konzern die aktienbasierte Vergütung seiner Mitarbeiter mittlerweile zu den operativen Kosten hinzuzählt und sie nicht mehr bereinigt. Die SAP-Aktie hatte im ersten Quartal um 29 Prozent zugelegt, weswegen deutlich höhere Kosten für die Vergütungsprogramme anfielen als im Vorjahreszeitraum.

Der Umsatz zog insgesamt um acht Prozent auf etwas mehr als acht Milliarden Euro an. Getrieben war das von den Cloudprodukten zur Nutzung über das Netz gegen Abonnementgebühr: Hier legte SAP um fast ein Viertel auf 3,93 Milliarden Euro zu. Damit erfüllte SAP die Erwartungen am Finanzmarkt. Unter dem Strich kamen allerdings Umbaukosten von 2,2 Milliarden Euro zum Tragen.

SAP hatte Anfang des Jahres angekündigt, rund 8.000 Stellen abzubauen, um sich stärker auf Anwendungen rund um Künstliche Intelligenz (KI) zu konzentrieren und um die Kosten zu senken. So rutschte der Konzern mit einem Verlust von 824 Millionen Euro in die roten Zahlen. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen noch 509 Millionen Euro Gewinn gemacht. Die Jahresprognosen bestätigte das Management um Chef Christian Klein.

Die schwächeren Kurse heute nutzten die Anleger im Vorfeld der zu erwartenden Bilanzflut zu Zukäufen. Der MDAX der mittelgroßen Werte stieg 1,15 Prozent auf 26.289 Punkte. Aus der "zweiten Reihe" wird im Wochenverlauf ebenfalls eine Flut neuer Quartalszahlen erwartet.

"Es wird eine sehr arbeitsreiche Woche bezüglich der Unternehmensergebnisse, da sich die Anleger auf eine große Anzahl von Gewinnberichten aus einigen der größten Unternehmen in den USA und Europa einstellen", kommentiert Pierre Veyret, Marktbeobachter beim Broker ActivTrades.

Update Wirtschaft vom 22.04.2024

Anne-Catherine Beck, HR, Update Wirtschaft

Anfang April hatte der DAX mit 18.567 Punkten noch ein Rekordhoch markiert - nach einem starken Jahresauftakt mit fast elf Prozent Zuwachs. Seither gibt es im Index eine Korrektur, bedingt durch weiter gestiegene geopolitische Risiken und einen unklaren geldpolitischen Kurs in den USA. Galt zunächst eine Zinswende nach unten im Juni als ausgemacht, scheint dort inzwischen eine längere Inflationsbekämpfung durch ein hohes Zinsniveau notwendig. Zinssenkungen in Europa gelten derweil im Juni als ausgemachte Sache.

Der Euro behauptet sich heute deutlich über 1,06 US-Dollar. Die Gemeinschaftswährung notierte zuletzt im US-Handel bei 1,0652 Dollar nahe Tageshoch und damit auch leicht höher als am Freitagabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0632 (Freitag: 1,0653) Dollar fest.

Der Wochenstart fiel mit Blick auf relevante Wirtschaftsdaten ruhig aus. Die Verbraucherstimmung in der Eurozone hat sich im April etwas weiter verbessert, allerdings weniger deutlich als erwartet. Ansonsten spielt die Geldpolitik weiterhin eine zentrale Rolle am Devisenmarkt. Wegen der rückläufigen Teuerung steuern die europäischen Währungshüter ziemlich deutlich auf eine erste Zinssenkung im Juni zu.

Anleger griffen beim Bitcoin zwei Tage nach der planmäßigen Produktionsdrosselung, dem sogenannten "Halving", erneut zu. Die umsatzstärkste Kryptowährung rückte zuletzt 2,5 Prozent vor auf 66.600 Dollar. "Anleger verspüren in erster Linie Erleichterung, dass die Kursausschläge nach dem Halving überschaubar geblieben sind", sagte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research.

Er mahnte allerdings zur Vorsicht: Die heutigen Rahmenbedingungen seien mit denen vergangener "Halvings" nur teilweise zu vergleichen. Spätestens seit der Zulassung der börsengehandelten Spot-Bitcoin-Fonds (ETF) in den USA, die Investitionen in den Bitcoin vereinfachen, "mischt eine breitere Masse am Markt mit, welche einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Preis ausüben kann."

Bayer unternahmen heute mit einem Kursplus von bis zu 4,7 Prozent einen Bodenbildungsversuch auf dem tiefsten Niveau seit 2005. Zuletzt kostete die Aktie 3,76 Prozent mehr und stand damit an der DAX-Spitze. JPMorgan-Analyst Richard Vosser avisierte den Anlegern in einem Ausblick solide Geschäftszahlen der Leverkusener. Seiner Einschätzung nach reichen die Kurstreiber aus dem Pharmageschäft aber noch nicht aus, die Unsicherheiten rund um die US-Rechtsstreitigkeiten etwa hinsichtlich des Unkrautvernichters Glyphosat auszugleichen.

Derweil hat Bayerchef Bill Anderson bei Investoren um Geduld bei seinen Plänen für den Pharma- und Agrarkonzern geworben. "Es wird keine schnelle Lösung innerhalb eines Jahres sein, und es wird schwierige Momente geben", sagte Anderson laut der am Montagabend veröffentlichten Rede zur virtuellen Hauptversammlung am Freitag. Anderson erklärte weiter, "um eine bessere Performance zu erreichen, ist es vorerst das Beste, unsere derzeitige Struktur beizubehalten und unsere operativen Probleme zu beheben."

Die holprige Integration der Online-Tochter Comdirect kostet die Commerzbank eine Geldbuße von 1,45 Millionen Euro. Die Finanzaufsicht BaFin verhängte das Bußgeld, weil die Bank bei der Integration gegen ihre Aufsichtspflichten im Hinblick auf die Geldwäsche-Prävention verstoßen habe. Kundendaten seien nicht rechtzeitig oder ausreichend aktualisiert worden, die internen Sicherungsmaßnahmen seien unzureichend gewesen, erklärte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).

Die Bundesregierung wird ihr selbstgestecktes Ziel von 15 Millionen Elektroautos bis zum Jahr 2030 einem Bericht zufolge verfehlen. "Selbst in einem optimistischen Szenario wäre bestenfalls ein Bestand von 8,65 Millionen E-Autos im Jahr 2030 möglich", berichtete die Branchenzeitschrift "Automobilwoche". Mehr lasse der Markt für Pkw-Neuzulassungen nicht zu. Die Zeitschrift wertete für ihre Einschätzungen aktuelle Zulassungs- und Marktdaten aus.

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck hat nach eigenen Angaben einen großen Fortschritt beim schnellen Laden von E-Lkw erzielt. Entwicklern des Lkw-Segments Mercedes-Benz sei es erstmals gelungen, einen Prototyp des batterieelektrischen Fernverkehr-Lkw eActros 600 an einer Ladesäule mit einer Leistung von einem Megawatt (1000 Kilowatt) zu laden. Der Test habe im unternehmenseigenen Entwicklungs- und Versuchszentrum in Wörth am Rhein bei Karlsruhe stattgefunden.

Der Einstieg von Knorr Bremse ins Geschäft mit Signaltechnik stieß heute bei Analysten wie Anlegern auf Beifall. Der Bremsenhersteller hatte am Freitag nach Börsenschluss mitgeteilt, dem Schienenfahrzeug-Hersteller Alstom sein konventionelles Bahnsignaltechnikgeschäft in Nordamerika abzukaufen. Dessen Aktien konnten von der Nachricht nur kurz profitieren. Zuletzt zogen die Knorr-Titel um 4,2 Prozent auf 71,00 Euro an. Damit zählten sie zu den größten Gewinnern im freundlichen MDAX.

Bernstein-Analyst Daniel Cunliffe konstatierte eine Übernahme mit einer überdurchschnittlichen Marge zu einem guten Preis. Dieser könnte für Knorr-Bremse einen leichten Gewinn je Aktie bedeuten und für Alstom eine stärkere Verwässerung, als er erwartet habe, ergänzte Barclays-Experte Vladimir Sergievskiy. Da Knorr damit in einem neuen Markt tätig wird, sollte die Transaktion laut Cunliffe auch zügig abgeschlossen werden. Bei einem Käufer aus der Branche würde sich die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden wohl länger hinziehen - eine Einschätzung, die Experte Akash Gupta von der US-Bank JPMorgan teilt. Zudem sind die Analysten der Schweizer UBS sowie des Bankhauses Metzler optimistisch für die am 8. Mai anstehenden Quartalszahlen.

Gute Geschäfte in der privaten Immobilienfinanzierung haben dem Finanzdienstleister Hypoport einen Schub zum Jahresbeginn beschert. Der Umsatz des ersten Quartals stieg gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent auf rund 107 Millionen Euro, wie das im SDAX gelistete Unternehmen am Abend in Berlin mitteilte. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg von 0,8 Millionen Euro auf 4,3 Millionen Euro.

Mitte April hatte der Konzern bereits erste Eckdaten vorgelegt. Im ersten Quartal profitierte Hypoports Plattform Europace von einer allgemeinen Belebung der Nachfrage nach Immobilienkrediten und höheren Marktanteilen. Das abgewickelte Finanzierungsvolumen wuchs im Jahresvergleich um 11,6 Prozent auf 18,4 Milliarden Euro. Vor allem das Geschäft mit Sparkassen und Genossenschaftsbanken legte stark zu. Das vollständige Zahlenwerk will der Vorstand am 6. Mai vorlegen.

Der Strahlen- und Medizintechnikkonzern Eckert & Ziegler ist mit Zuwächsen bei Umsatz und Gewinn in das neue Jahr gestartet. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erreichte vor Sondereinflüssen 15 Millionen Euro nach 10,7 Millionen im Vorjahr. Die im SDAX enthaltene Aktie legte um über neun Prozent kräftig zu. Die Jahresprognose bekräftigte das Unternehmen und will 2024 weiter einen Umsatz von knapp 265 Millionen und ein bereinigtes Ebit von rund 50 Millionen Euro erreichen. Details will Eckert & Ziegler mit den vollständigen Zahlen am 14. Mai veröffentlichen.

Angesichts einer schwächelnden Nachfrage hat der US-Elektroautobauer Tesla am Wochenende die Preise in seinen wichtigsten Märkten China und USA gesenkt. Wie das von Tech-Milliardär Elon Musk geführte Unternehmen mitteilte, soll zudem der Preis für die Fahrerassistenzsoftware FSD in den USA um ein Drittel auf 8.000 Dollar sinken. Enttäuschende Verkäufe hatten im ersten Quartal zu einem Anstieg der Lagerbestände geführt. Tesla-Aktien fielen in New York um 3,4 Prozent auf etwas über 142,05 Dollar.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 22. April 2024 um 09:00 Uhr.