Wall Street deutlich im Minus Zinssorgen holen US-Anleger ein
Die Sorge vor weiter steigenden Zinsen holt die Anleger an der Wall Street erneut ein. Nach den Vortagesgewinnen haben die US-Börsen heute wieder einen Gang zurückgeschaltet. Denn nach wie vor sind die Inflationsaussichten mit Unsicherheit behaftet.
Mit seinen Aussagen vom Vortag hat US-Notenbankchef Jerome Powell heute Börsen weltweit sowohl in die eine wie in die andere Richtung beeinflusst. Er hatte unter anderem gesagt, dass der Prozess der sinkenden Inflation begonnen habe. Das dämpfte zunächst Inflationssorgen und die Furcht vor den damit verbundenen Zinsschritten. Powell sagte jedoch auch, dass der Kampf gegen die Teuerung einige Zeit in Anspruch nehmen werde.
An der Wall Street überwogen die Skeptiker, angefeuert auch durch Äußerungen des einflussreichen Notenbankchefs von New York, John Williams. Dieser sagte, dass die Inflationsaussichten nach wie vor mit großer Unsicherheit behaftet seien. Und er fügte hinzu, dass die US-Notenbank Fed bei einer Änderung der Situation schneller als mit den derzeitigen Anhebungen des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte handeln könnte.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab 0,61 Prozent ab auf 33.949 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 1,11 Prozent auf 4118 Punkte. Besonders unter Druck standen heute Tech-Werte. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 1,83 Prozent auf 12.495 Punkte nach unten. "Die zugrunde liegenden Sorgen darüber, wie hoch die Zinsen steigen müssen, sprudeln wieder an die Oberfläche", sagte Susannah Streeter, Marktanalystin bei Hargreaves Lansdown.
An den europäischen Börsen herrschte nach den Aussagen Powells dagegen noch überwiegend gute Stimmung. Zwar gab der DAX bis zum Handelsschluss einen Teil seiner im Laufe des Tages erzielten Gewinne wieder ab. Das wichtigste deutsche Börsenbarometer ging dennoch 0,6 Prozent höher bei 15.412 Punkten aus dem Handel. Auch die wichtigen Indizes in Großbritannien und Italien legten zu Handelsschluss zu.
EZB-Vize Luis de Guindos zeigte sich indes weiter besorgt über die Preisentwicklung in Europa. "Der Kampf gegen die Inflation ist noch nicht gewonnen", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Nach Einschätzung des Währungshüters verstärkt die Öffnung der Wirtschaft in China nach dem Lockdown die Nachfrage nach Energie und Rohstoffen in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Dies könne bei wichtigen Rohstoffen neuen Preisdruck erzeugen. Zudem wies er auf die Folgen der steigenden Löhne für die Preisentwicklung hin.
Der Eurokurs hat sich heute im US-Handel über 1,07 US-Dollar behauptet. Damit hat er sich nach zum Teil deutlichen Verlusten der vergangenen Handelstage vorerst stabilisiert. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0724 US-Dollar und damit etwa so viel wie im frühen europäischen Geschäft
Die Ölpreise stiegen heute den dritten Tag in Folge an. Rohöl der Nordsee-Sorte Brent verteuerte sich zur Wochenmitte weiter auf 84,95 Dollar, das entspricht einem Plus von 1,81 Prozent. Gestützt werden die Preise auch vom schwächeren Dollar. Die Feinunze Gold wurde in London kaum verändert mit 1876 Dollar gehandelt.
Der Handel an der Istanbuler Börse wird fünf Arbeitstage lang unterbrochen. Zudem werden alle Transaktionen, die heute stattgefunden haben, rückwirkend als ungültig erklärt. Hintergrund ist ein Einbruch am türkischen Markt nach dem verheerenden Erdbeben mit mehr als 11.000 Todesopfern an der türkisch-syrischen Grenze. Der Handel soll am Mittwoch, dem 15. Februar, wieder aufgenommen werden. Nach dem Erdbeben 1999 war die Börse des Landes für eine Woche geschlossen gewesen. Der türkische Leitindex Bist 30 war in der laufenden Woche bis zur Handelsaussetzung um mehr als 16 Prozent gefallen. Angesichts der Umstände sei der Schritt vernünftig, um die Investoren zu schützen, sagte Fondsmanager Haydar Acun vom Vermögensverwalter Marmara Capital der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Nach anhaltender Kritik von Investoren nimmt Bayer-Chef Werner Baumann vorzeitig seinen Hut. Neuer Vorstandsvorsitzender zum 1. Juni werde William Anderson, zuletzt Chef der Pharmasparte des Schweizer Konzerns Roche, teilte der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern heute mit. Baumann geht Ende Mai nach 35 Dienstjahren in den Ruhestand. Anderson soll schon im April als Mitglied des Vorstands in das Unternehmen eintreten und dann eng mit Baumann zusammenarbeiten, um einen "reibungslosen Übergang sicherzustellen".
Am deutschen Markt stand der Börsengang von Ionos im Blick. Der erste Börsengang des Jahres in Deutschland ist jedoch kein gutes Omen für weitere Börsengänge. Der Internetkonzern United Internet brachte seine Webhosting-Tochter an die Börse, konnte jedoch nur den Mindesterlös einfahren: Die Papiere wurden zu einem Preis von je 18,50 Euro platziert. Letztlich gingen die Papiere der United-Internet-Tochter bei 17,54 Euro aus dem Handel, was im Vergleich zum Ausgabepreis ein Minus von 5,2 Prozent bedeutet.
Der Technologiekonzern Siemens kommt besser durch das Konjunkturtal als gedacht. Siemens-Chef Roland Busch sprach am Abend vom "bislang stärksten Start in ein neues Geschäftsjahr". Siemens stellt nun ein Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis von sieben bis zehn (bisher sechs bis neun) Prozent in Aussicht. Das Ergebnis je Aktie soll mit 8,90 bis 9,40 Euro ebenfalls höher ausfallen als bisher geplant.
Besser als erwartet entwickelt sich vor allem die Industrieautomatisierungs-Sparte Digital Industries, aber auch das Geschäft mit Infrastruktur- und Gebäudetechnik. Beim operativen Gewinn legte Siemens überraschend um neun Prozent auf 2,7 Milliarden Euro zu, die Experten waren von einem stagnierenden Ergebnis ausgegangen.
Die Deutschen Börse hat im vergangenen Jahr dank der Marktturbulenzen und eines Booms beim Handel mit Gasprodukten kräftig Kasse gemacht. Der Marktplatzbetreiber verdiente im vergangenen Jahr so viel wie noch nie. Unter dem Strich erhöhte sich der Gewinn um fast ein Viertel auf knapp 1,5 Milliarden Euro, teilte der DAX-Konzern am Abend mit. Vor allem der Handel mit Finanzderivaten und Rohstoffen nahm zu. Wegen der Gaskrise sprangen die Erlöse beim Handel mit Gasprodukten um 62 Prozent. Bei den Erträgen verzeichnete die Deutsche Börse einen Anstieg um 24 Prozent auf 4,34 Milliarden Euro. Die Dividende je Aktie soll um 13 Prozent auf 3,60 Euro je Aktie erhöht werden.
Der Großhandelskonzern Metro hat sein Wachstum zum Jahresauftakt fortgesetzt. Im ersten Geschäftsquartal (per Ende Dezember) stiegen die Erlöse um 6,6 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro. Dabei wuchs Metro über alle Vertriebskanäle hinweg. Das bereinigte operative Ergebnis nahm hingegen von 521 Millionen auf 465 Millionen Euro ab. So erzielte Metro in Russland geringere Erträge als im Vorjahr.
Die Belastungen aus dem Cyberangriff auf das operative Ergebnis schätzt der Konzern auf einen mittleren bis hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Metro profitierte von Immobilienverkäufen, die mehr als 200 Millionen zum Gewinn beisteuerten. Unter dem Strich verdiente der Großhändler mit 522 Millionen hingegen ein Vielfaches als die 195 Millionen Euro im Vorjahr.
Der Rückversicherer Hannover Rück hat bei der Vertragserneuerung zum 1. Januar bei seinen Kunden deutliche Preiserhöhungen durchgesetzt. Bereinigt um Inflation und veränderte Risiken seien die Preise in den Verträgen im Schaden- und Unfallgeschäft um acht Prozent gestiegen, teilte der DAX-Konzern heute mit. So tief wollte die Kundschaft - also Erstversicherer wie Allianz und AXA - nicht durchweg in die Tasche greifen. Trotz der höheren Preise ging das erneuerte Prämienvolumen insgesamt leicht auf 9,8 Milliarden Euro zurück. Die Hannover-Rück-Aktie legte nach den Neuigkeiten eine leichte Berg- und Talfahrt hin.
Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd profitiert vom Boom in der Container-Schifffahrt und will seine Dividende daher auf 63 (2021: 35) Euro je Aktie annähernd verdoppeln, wie der Konzern heute mitteilte. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) war im vergangenen Jahr nochmals von 9,4 auf 17,5 Milliarden Euro geschnellt. Allein der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne, einer der reichsten Deutschen, kassiert damit von Hapag-Lloyd 3,3 Milliarden Euro Dividende. Die gleiche Summe geht an den südamerikanischen Großaktionär CSAV. Die Dividendenankündigung treibt die Hapag-Lloyd-Aktie um bis zu zwölf Prozent nach oben.
Der US-Softwarekonzern Microsoft will mit einer neuen Version seiner Suchmaschine Bing den Marktführer Google angreifen. Eine noch leistungsfähigere Variante der Künstlichen Intelligenz (KI) ChatGPT von Open AI werde in Bing integriert, teilte das Unternehmen mit. Die Technologie werde helfen, Suchanfragen zu verfeinern, relevantere und aktuellere Ergebnisse zu liefern und auch das Einkaufen zu erleichtern. Bereits vergangene Woche kündigte Microsoft an, ChatGPT in seiner Plattform Teams zu nutzen. Mehrere Analysten schraubten daraufhin das Kursziel hoch. Man betrachte die Ankündigung nur als die Spitze des Eisbergs, wenn es auf die Fähigkeiten von Microsoft im KI-Bereich ankomme, schreiben die Analysten von Jefferies. Die Aktien von Microsoft zogen weiter an und gewannen an der Dow-Spitze mehr als ein Prozent.
Die Weichen für den Wettkampf der Tech-Riesen bei künstlicher Intelligenz sind gestellt. In einem Online-Werbeclip von Google lieferte die KI-Software "Bard" allerdings eine unkorrekte Antwort, was Anleger offenbar als Rückschlag werteten. Die Anteilscheine der Google-Mutter Alphabet sackten zwischenzeitlich um mehr als sieben Prozent ab.
Investoren der "New York Times" blicken nach Zahlen optimistisch in die Zukunft. Die an der Börse gelisteten Aktien steigen rund 15 Prozent und erreichen damit ein Neun-Monats-Hoch. Der Umsatz im vierten Quartal sei um 12,3 Prozent auf 667,5 Millionen Dollar gesteigert worden, teilt der Verlag der amerikanischen Zeitung mit. Die Analystenprognose lag bei 646,4 Millionen Dollar. Man habe zudem 240.000 Online-Abonnenten dazu gewonnen, im dritten Quartal habe die Zahl noch bei 180.000 gelegen.
Der US-Fahrdienstvermittler Uber geht von einem starken Start ins neue Jahr aus. Für das erste Quartal 2023 werde ein operativer Gewinn zwischen 660 und 700 Millionen Dollar anvisiert, und liegt damit deutlich über Analystenschätzungen. Die steigende Nachfrage nach Flughafen- und Bürotransporten half Uber, sich von den Tiefstständen der Pandemie zu erholen. Die Einnahmen aus den Fahrten stiegen im abgelaufenen vierten Quartal 2022 um 82 Prozent, der Gesamtumsatz kletterte um 49 Prozent auf 8,61 Milliarden Dollar. Die Zahl der aktiven Fahrer auf der Plattform habe im Schlussquartal einen Höchststand erreicht.
Anleger griffen nach einem Medienbericht über eine mögliche Übernahme von Manchester United durch Investoren aus Katar bei den Aktien des Fußballvereins zu. Die Titel stiegen um 13,8 Prozent. Katarische Investoren wollen einem Bericht der britischen Zeitung "Daily Mail" zufolge ein Kaufangebot für den Fußball-Erstligisten abgeben.